Der Kreml hat bestätigt, dass es ein Treffen zwischen Wladimir Putin und Jewgeni Prigoschin, der im Juni einen Aufstand angezettelt hatte, gab.
Kurz nach AufstandPutin traf „Verräter“ Prigoschin zu mehrstündiger Aussprache
Gut zwei Wochen nach dem Aufstand der Wagner-Gruppe war es um Jewgeni Prigoschin ruhig geworden. Der sonst so mitteilungsbedürftige Wagner-Chef verzichtete weitestgehend auf Video- oder Audioansprachen, auch sein Aufenthaltsort, ist nach wie vor unklar.
Wie der Kreml am Montag überraschend mitteilte, soll es ein Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und dem Chef der Wagner-Privatarmee Jewgeni Prigoschin gegeben haben. Das Treffen solle den Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow bereits am 29. Juni in Russland stattgefunden haben.Bemerkenswert ist dies unter anderem, weil sich Prigoschin nach seiner Revolte im Juni gegen die Militärführung in Moskau demnach nicht wie vereinbart im belarussischen Exil aufgehalten haben muss.
Wladimir Putin trifft Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin
Dass Putin offenbar so kurz nach dem Aufstand überhaupt mit dem von ihm als „Verräter“ betitelten Wagner-Chef Gesprächsbedarf hatte, deuten darauf hin, dass das Verhältnis möglicherweise nicht so zerrüttet ist, wie zunächst von vielen angenommen.
„In der Tat hatte der Präsident ein solches Treffen, er hat dazu 35 Leute eingeladen – alle Kommandeure von Einheiten und die Führung des Unternehmens, darunter Prigoschin selbst“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Zuvor hatten Medien über ein solches Treffen Putins mit Prigoschin berichtet. Seit Tagen hatten Experten international spekuliert über die Zukunft Prigoschins und seiner Wagner-Truppe, die für den Kreml etwa auch in Afrika und im Nahen Osten wichtig ist.
Aussprache zwischen Putin und Prigoschin dauert laut Kreml rund drei Stunden
Peskows Angaben nach dauerte die Aussprache drei Stunden. Während des Gesprächs habe Putin seine Einschätzung sowohl bezüglich der Aktivitäten von Wagner auf dem Schlachtfeld in der Ukraine gegeben als auch während des Aufstands am 24. Juni. Der Kremlchef habe sich aber auch die Version der Wagner-Offiziere zu dem Aufstand angehört. Mit welchem Ergebnis das Treffen endete, wurde nicht bekannt.
Am 24. Juni ließ Wagner-Chef Prigoschin, nachdem er Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu einen Angriff auf Militärlager seiner Privatarmee vorgeworfen hatte, die südrussische Stadt Rostow am Don von seinen Einheiten besetzen und setzte zugleich eine Militärkolonne Richtung Moskau in Marsch.
Prigoschin nicht wie vereinbart dauerhaft im Exil in Belarus
Bei ihrem Vormarsch auf die russische Hauptstadt schossen die Wagner-Truppen mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug ab; mehrere Besatzungsmitglieder starben. Am Abend gab Prigoschin nach Verhandlungen mit dem Kreml, in denen in Belarus Machthaber Alexander Lukaschenko als Vermittler fungierte, den Rückzugsbefehl.
Obwohl Wladimir Putin während des Aufstands von Verrat gesprochen hatte, bestätigte der Kreml später einen Kompromiss, der allerdings die Ausreise Prigoschins nach Belarus zur Bedingung hatte. Die Wagner-Söldner sollten dann entscheiden, ob sie ebenfalls ausreisten oder nach der Unterzeichnung neuer Verträge mit dem Verteidigungsministerium weiter an der Seite Russlands in der Ukraine kämpfen. Putin sicherte der Wagner-Truppe auch Straffreiheit zu.
Inzwischen aber ist klar, dass Prigoschin sich wohl nur vorübergehend in Belarus aufgehalten hat. Neben dem Treffen mit Putin, das am 29. Juni stattgefunden haben soll, reiste er vergangene Woche laut dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko nach Sankt Petersburg, um dort Waffen und persönliche Gegenstände abzuholen. (pst mit dpa)