„Post“-Chef William Lewis erklärt, warum die US-Zeitung erstmals auf die Unterstützung eines demokratischen Kandidaten verzichtet.
US-Präsidentschaftswahl„Washington Post“ gibt keine Empfehlung für Kamala Harris ab
Es ist eine durchaus überraschende Entscheidung einer traditionsreichen US-Zeitung: Die „Washington Post“ hat ihren Verzicht auf die Unterstützung eines Kandidaten bei der US-Präsidentschaftswahl erklärt.
Anders als in den vergangenen Jahrzehnten werde von der Zeitung weder eine Wahlempfehlung für die Demokratin Kamala Harris, noch für den Republikaner Donald Trump ausgesprochen, schrieb „Post“-Chef William Lewis am Freitag in einem Leitartikel.
Damit kehre die Zeitung, die der Amazon-Milliardär Jeff Bezos 2013 übernommen hatte, „zu ihren Wurzeln zurück“, so Lewis. In den vergangenen Jahrzehnten hatte die „Washington Post“ zumeist Wahlempfehlungen ausgesprochen und dann grundsätzlich für die Kandidaten der Demokratischen Partei.
„Post“-Chef William Lewis: „Freiheit in all ihren Aspekten“
Die diesjährige Kandidatin Kamala Harris muss somit nun als erste Demokratin auf die Unterstützung des US-Journals verzichten. Die Enthaltung der Hauptstadtzeitung bei einer der seit Jahrzehnten wichtigsten Wahl sorgte für Aufsehen.
Es sei unvermeidlich, dass dies „als stillschweigende Befürwortung eines Kandidaten“ oder „als Verurteilung eines anderen“ interpretiert werden könne, schrieb Lewis. „Wir sehen das nicht so.“ Vielmehr stehe die Entscheidung im Einklang mit den Werten, für welche die „Washington Post“ immer gestanden habe, unter anderem des Respekts vor der „menschlichen Freiheit in all ihren Aspekten“.
„New York Times“ bekundete Ende September ihre Unterstützung für Kamala Harris
Wenige Tage zuvor hatte eine weitere traditionsreiche Zeitung, die „Los Angeles Times“, ebenfalls auf eine Wahlempfehlung verzichtet. Der Eigentümer der Zeitung hatte dem Leitartikel-Team untersagt, eine Empfehlung für Harris auszusprechen. Dessen Chefin Mariel Garza war daraufhin zurückgetreten. Die „New York Times“ hingegen hatte Harris Ende September ihre Unterstützung bekundet.
Der Ausgang der Wahl am 5. November gilt als richtungsweisend für die Zukunft der US-Demokratie und die künftige Außenpolitik der Weltmacht. Trump will nach seiner ersten Amtszeit (2017-2021) und seiner Wahlniederlage 2020 den Wiedereinzug ins Weiße Haus schaffen.
Die amtierende Vizepräsidentin Harris hatte nach dem Verzicht von Amtsinhaber Joe Biden Ende Juli die Kandidatur übernommen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt. (oke/mit afp)