Donald Trump wird erneut US-Präsident. Diese neue, alte Realität macht vielen Menschen Angst. Aber es gibt ein Danach. Ein Kommentar
Kommentar zur US-WahlMit einer Realität umgehen, die schwer zu ertragen ist
Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Als diese Nachricht im November 2016 zum ersten Mal über alle Kanäle läuft, ist das Entsetzen auch in Deutschland groß. Spaltung als Mittel, sich das mächtigste Amt der Welt zu erkämpfen: Dass diese Taktik am Ende eines mit fragwürdigen Mitteln geführten Wahlkampfs wirklich aufgeht, ist für viele schwer zu begreifen.
Heute wissen wir: Was damals passiert ist, hat unsere Welt und uns nachhaltig verändert. Der Umgangston im politischen Diskurs ist rauer, die Gräben tiefer geworden. Lügen, Skandale, ein Dauerfeuer von „die gegen uns“: All das ist so alltäglich geworden, dass die Grenzen dessen, was wir als erträglich oder gar normal empfinden, sich gefährlich weit verschoben haben.
Unsere Werte sind nicht selbstverständlich
Nun, acht Jahre später, erwachen wir erneut zur Nachricht: Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Abermals ist das für viele nur schwer zu ertragen. Die Ängste sind dabei konkreter, als sie es 2016 waren. Unter anderem der Sturm auf das Kapitol und das Abschaffen des Rechts auf Abtreibung in den USA haben schmerzlich deutlich gemacht, wie schnell Werte, die für uns als selbstverständlich galten, erodiert werden können.
Was macht man also mit dieser neuen, vertrauten, durchaus beängstigenden Realität? Der erste Schritt ist: sie anerkennen, ohne sie zu normalisieren. Die Menschen in den USA haben ihren Kurs für die nächsten vier Jahre selbst bestimmt. Diese Wahl zu akzeptieren, auch wenn es schwerfällt, ist der Preis, den wir für eine echte Demokratie bereit sein müssen zu zahlen. In vier Jahren werden die Karten neu gemischt. Der zweite Schritt: sich bis dahin nicht von Angst leiten lassen, sondern von den USA lernen. Unsere Werte sind auch in Deutschland und Europa nicht selbstverständlich, verteidigen sich nicht von selbst. Wir müssen aktiv für sie einstehen. Die gute Nachricht: Im nächsten Jahr ist Bundestagswahl, und bei der können wir hierzulande mehr tun, als nur zuzuschauen. In der Hoffnung, dass das Aufwachen am Tag danach leichter wird.