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US-Wahl 2024Fünf Gründe für den Wahlsieg von Donald Trump

Lesezeit 5 Minuten
TOPSHOT - Former US President and Republican presidential candidate Donald Trump gestures at supporters after speaking as he holds hands with former US First Lady Melania Trump during an election night event at the West Palm Beach Convention Center in West Palm Beach, Florida, early on November 6, 2024. Republican former president Donald Trump closed in on a new term in the White House early November 6, 2024, just needing a handful of electoral votes to defeat Democratic Vice President Kamala Harris. (Photo by Jim WATSON / AFP)

Laut Medienberichten ist es offiziell: Donald Trump ist zum zweiten Mal zum Präsidenten der USA gewählt worden. Das zuvor prognostizierte Kopf-an-Kopf-Rennen war keines.

Wie hat Donald Trump die Menschen in den wahlentscheidenden „Swing States“ überzeugt? Erste Nachwahlbefragungen geben Hinweise.

Donald Trump hat sich am frühen Mittwochmorgen zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt. Im Laufe des Mittwochvormittags war dann klar: Der 45. US-Präsident wird auch der 47, das berichten übereinstimmend US-Medien. „Ich möchte dem amerikanischen Volk für die außerordentliche Ehre danken, zum 47. Präsidenten gewählt worden zu sein“, sagte der 78-Jährige am Mittwoch - noch bevor das Ergebnis feststand - vor seinen Anhängern.

Weltweit gratulierten Staatschefs Trump bereits zum Wahlsieg - auch Bundeskanzler Olaf Scholz übermittelte seine Glückwünsche über X, ehemals Twitter: „Deutschland und die USA arbeiten seit langem erfolgreich zusammen, um Wohlstand und Freiheit auf beiden Seiten des Atlantiks zu fördern“, schrieb Scholz.

Aus dem prognostizierten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Kamala Harris wurde eine klare Angelegenheit. Trump gewann unter anderem in den hart umkämpften Staaten Pennsylvania, Georgia und North Carolina. Auch in anderen Swing States konnte sich Trump durchsetzen.

Trump konnte in den entscheidenden Staaten deutlich mehr Wählerinnen und Wähler mobilisieren als erwartet. Die ersten Befragungen nach der Wahl geben nun Aufschluss darüber, was die Gründe dafür sind.

Grund 1: Trump baut Unterstützung unter nicht weißen Wählern aus

Trump konnte seine Unterstützung unter nicht-weißen Wählern ausbauen, wie eine erste Nachwahlbefragung von NBC News nahelegt. Demnach schnitt der Republikaner in den wichtigen „Swing States“ Pennsylvania, Michigan und Wisconsin vor allem bei Menschen lateinamerikanischer Herkunft besser ab als bei der Wahl 2020.

Laut NBC News könnte Trump diesmal rund ein Drittel der Stimmen von nicht-weißen Wählern gewonnen haben, mit deutlichen Zugewinnen bei Latinos und Amerikanern asiatischer Herkunft.

Trumps teilweise rassistische Äußerungen im Wahlkampf sorgten immer wieder für Aufregung. Ein Vorfall im Wahlkampf, bei dem ein Comedian Puerto Rico als „schwimmende Insel aus Müll“ bezeichnet hatte, führte entgegen mancher Erwartungen jedoch offensichtlich nicht zu nennenswerten Verlusten für Trump. Er konnte sich den wichtigen Swing State Pennsylvania mit seinen 19 Wahlleuten sichern – auch dank der Unterstützung dieser Wählergruppe. In Pennsylvania leben rund 500.000 Puerto Ricaner.

Grund 2: Trump punktet mit Aussicht auf wirtschaftlichen Aufschwung

Die Entscheidung der US-Wählerinnen und -Wähler für den Republikaner Donald Trump lässt sich offensichtlich mit einer starken Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage erklären. Viele Befragte stellten ihre finanzielle Situation in den Mittelpunkt ihrer Wahlentscheidung, wie unter anderem die Nachrichtenagentur AP sowie die Sender ABC News und CBS News berichteten.

Besonders die hohe Inflation trieb viele Wähler um. Die Amerikaner trauten Trump beim Thema Wirtschaft mehr zu und stellten damit ihre eigenen Finanzen über die menschlichen Tugenden der Kandidaten.

Grund 3: Trump mobilisiert männliche Wählerschaft

Die US-Präsidentschaftswahl zeigt sehr deutliche Unterschiede im Wahlverhalten von Männern und Frauen. Mehrere US-Medien - darunter etwa die Sender CNN und ABC News - berichteten, dass sich die Unterstützung für Demokratin Kamala Harris und Republikaner Donald Trump geschlechterspezifisch unterschied.

Demnach konnte Harris vor allem bei Frauen punkten, während Trump vermehrt männliche Wähler ansprach. Im Wahlkampf hatte Harris ihren Fokus unter anderem auf reproduktive Rechte gelegt. Prominente Harris-Unterstützerinnen wie Michelle Obama und Julia Roberts appellierten an Frauen, im Zweifelsfall anders als ihre männlichen Partner abzustimmen. Trump hingegen setzte auf betont maskulines Auftreten, begleitet von provokanten Aussagen. Unterstützt wurde der Republikaner etwa vom Wrestling-Star Hulk Hogan.

Grund 4: Trump schwang die rhetorische Keule, Harris weniger laut

Kamala Harris konnte mit ihren Warnungen vor Trumps diktatorischen Ambitionen und mit dem Thema Abtreibung nur bei wenigen Wählerinnen und Wählern durchdringen. Sie hatte damit zu kämpfen, dass sie als Vizepräsidentin eher unsichtbar blieb und auch die miesen Beliebtheitswerte des Amtsinhabers Joe Biden auf sie abfärbten.

Nach einem monatelangen Wahlkampf mit scharfen gegenseitigen Angriffen und teils düsterer Rhetorik lagen die beiden Anwärter bis zuletzt in den Umfragen gleichauf. Alleine die letzten Wahlkampfauftritte dokumentieren aber beispielhaft, wie Trump und Harris ihre Kampagne aufbauten.

Auf der einen Seite Harris, die in einer minuziös durchgeplanten und mit Stars besetzten Kundgebung vor den Stufen des Philadelphia Museum of Art, der Kulisse aus dem Kultfilm „Rocky“, von „Optimismus, Energie und Freude“ sprach.

Auf der anderen Seite Trump, der bei jeder Gelegenheit die rhetorische Keule schwang – und immer wieder gegen seine Kontrahentin austeilte: Vor einer aufgepeitschten Menge in Grand Rapids im Swing State Michigan holte Trump zu einem langen Monolog mit zahlreichen Angriffen auf seine politischen Gegner aus: „Sie hat einen sehr niedrigen IQ, und wir brauchen keine Person mit niedrigem IQ. Das haben wir seit vier Jahren. Und unser Land geht den Bach runter“, sagte der 78-Jährige über seine Kontrahentin.

Grund 5: Nichts kann Trump etwas anhaben

Die USA und die Welt können sich - das hat der Wahlkampf gezeigt - auf einen entfesselten Donald Trump einstellen: selbstbewusster und rücksichtsloser denn je. Und noch extremer und unberechenbarer als in seiner ersten Amtszeit. Schon damals brach der Republikaner mit fast allen Konventionen, sorgte für schwere internationale Verwerfungen und brachte das Verfassungssystem der USA an den Rand des Zusammenbruchs.

Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt hat er eine Vielzahl von Skandalen, Affären und juristischen Desastern unbeschadet überstanden, die jedem anderen längst die politische Karriere gekostet hätten. Umso weniger dürfte er in einer neuen Amtszeit vor weiteren Grenzüberschreitungen und Tabubrüchen zurückschrecken.

Gleichzeitig ist Trump gealtert. Im Wahlkampf wirkte der 78-Jährige mitunter noch erratischer als in seiner Regierungszeit, gab teils zusammenhanglose Monologe von sich, endlose Schimpftiraden und Pöbeleien in alle Richtungen – vor allem rassistische und entmenschlichende Ausfälle gegen Migranten.

Trump ist in den vergangenen Jahren noch mehr ins Extrem gerutscht. Und in einer zweiten Amtszeit dürfte er auch nicht mehr viele moderate Republikaner an seiner Seite haben, die mäßigend auf ihn einwirken – sondern vor allem radikale Konservative, die ihn in extremen Positionen nur bestärken. Als Außenminister etwa ist der Hardliner Richard Grenell im Gespräch, der als Botschafter in Deutschland mit seiner rabiaten Art aneckte.