Laut Einschätzungen von Experten könnte Popstar Taylor Swift Einfluss auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl haben.
VerschwörungsmythenMega-Star Taylor Swift wird im US-Wahlkampf zur Zielscheibe
Mit dem Beginn der Vorwahlen der US-Republikaner am Montag in Iowa rückt auch in den Blickpunkt, wie sich prominente Künstler im Kampf um das Weiße Haus positionieren. Taylor Swift könnte nach Einschätzung von Experten als absoluter Mega-Star durchaus Einfluss auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl im November nehmen. Entsprechend heftig wird die Sängerin mit der riesigen Fangemeinde von Vertretern des rechten Lagers angefeindet und in Verschwörungserzählungen verunglimpft.
Der einflussreiche Fox-News-Moderator Jesse Waters etwa unterstellte vergangene Woche in seiner Sendung, die 34-Jährige sei im Auftrag der von den Demokraten geführten US-Regierung aktiv. „Haben Sie sich je gefragt, warum oder wie sie derartig durch die Decke gegangen ist?“, sagte Waters mit Blick auf Swifts sagenhafte Erfolge im Showgeschäft in den vergangenen Jahren.
„Nun, vor etwa vier Jahren hat die Einheit für psychologische Einsätze des Pentagon bei einem Nato-Treffen in Umlauf gebracht, dass sie Taylor Swift zur Unterstützerin macht“, fügte der rechtsgerichtete Moderator unter Verweis auf ein Video von einem Nato-Gipfel zu Cybersicherheit im Jahr 2019 hinzu. In jenem Video wird Swifts Name aber lediglich von einem Wissenschaftler ohne Verbindungen zur Nato genannt. Er führt die Sängerin als Beispiel für beliebte Stars auf, die Desinformation in sozialen Netzwerken entgegenwirken können.
Taylor Swift: Einfluss auf Ausgang der US-Präsidentschaftswahl im November
Das Pentagon weist Waters' unterschwellige Vorwürfe auf humorvolle Weise zurück. „Was diese Verschwörungstheorie angeht, die werden wir abschütteln“, sagte Vize-Sprecherin Sabrina Singh der Nachrichtenagentur AFP in Anspielung auf Swifts Hit „Shake it Off“.
Waters ging auch auf Swifts Einfluss auf das gemeinnützige Portal Vote.org ein. Im September registrierte es nach Swifts Online-Aufruf, sich als US-Wähler registrieren zu lassen, regen Zulauf. Waters ist der Ansicht, dass die Sängerin „vom Weißen Haus oder was auch immer“ dazu gebracht worden sei.
Swifts Sprecherin Tree Paine verweist auf AFP-Anfrage auf die Reaktion von Vote.org-Chefin Andrea Hailey, die eine Parteinahme für die Demokraten von US-Präsident Joe Biden dementiert. „Unsere Partnerschaft mit Taylor Swift hilft allen Amerikanern dabei, dass ihre Stimmen an der Wahlurne gehört werden“, versicherte Hailey im Onlinedienst X, vormals Twitter.
Waters gab in seiner Primetime-Sendung selbst zu, dass er „keine Beweise“ für seine Theorien über Swift habe. Fox News wollte sich auf Anfrage nicht öffentlich dazu äußern.
Swifts Popularität ist vergangenes Jahr durch diverse Rekorde in der Musikbranche und ihre Beziehung zum American-Football-Spieler Travis Kelce in noch höhere Sphären katapultiert worden. Das „Time“-Magazin kürte die Musikerin zur „Person des Jahres“. In dem Maße, in dem Swifts Beliebtheit wächst, nehmen auch die Anwürfe gegen sie zu.
Verschwörungstheorien rund um den Popstar
Meinungsmacher vom rechten Rand wie der Radiomoderator Stew Peters werfen ihr etwa vor, während ihrer Konzerte Hexenkräfte einzusetzen. Peters machte sie außerdem „für Mord verantwortlich“, nachdem Kelce in einer Impf-Werbekampagne aufgetreten war.
Mit manipulierten Bildern wird Swift im Internet in die Nähe des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein gerückt. Und schon vor Waters Äußerungen wurde Swift als Geheimwaffe der US-Demokraten dargestellt. So erklärte ein Verbreiter des QAnon-Verschwörungsmythos, er habe schon immer gesagt, dass Swift nicht nur „eine satanische Hexe“ sei, sondern auch „eine Waffe des Pentagon für psychologische Kriegsführung, um viele tausend junge Wähler zu den Demokraten überlaufen zu lassen“.
Auch die frühere Rechtsaußen-Kongresskandidatin Laura Loomer vertritt diese These. Mit Blick auf die Anhänger des Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, Ex-Präsident Donald Trump, und Taylor Swifts Millionen Fans prophezeit sie: „2024 heißt es MAGA gegen Swifties.“
Der Politikwissenschaftler David Jackson von der Bowling Green State University sagt, er könne sich keine „begehrtere“ Unterstützerin für die Kandidaten der Wahl im November vorstellen. Entsprechend sei auch mit noch mehr Verbalattacken gegen die Sängerin zu rechnen.
Auch die Medienwissenschaftlerin Johanna Blakley von der University of Southern California sagt mit Blick auf frühere Sympathiebekundungen von Swift für Biden sowie die Politik der US-Demokraten, das konservative Lager sei offenbar „besorgt über den Einfluss, den sie haben könnte“ auf junge Wähler der Demokraten. Falschinformationen über die Sängerin zu verbreiten, sei „ein zutiefst hinterlistiger Versuch, Swifts wahrscheinliche Wahlempfehlung für Biden zu untergraben und ihr möglicherweise zuvorzukommen“. (afp)