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Taktik kommt Ukraine entgegenWarum Russland vermutlich weit höhere Verluste hat

Lesezeit 3 Minuten
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Ukrainischer Soldat in Kiew 

Paris – In den fünf Wochen seit Beginn des Krieges wurden mehrere tausend russische Soldaten getötet. Über diese Größenordnung sind sich westliche Experten einig. Über die Toten auf ukrainischer Seite gibt es jedoch kaum Informationen. „In Wirklichkeit wissen wir gar nichts darüber“, sagt Michael Kofman vom US-Thinktank CNA.

Es gehört zur Logik eines Krieges, dass sich die Gegner mit Angaben über Opfer in den eigenen Reihen zurückhalten. Und die schwer überprüfbaren offiziellen Zahlen sind mutmaßlich zu niedrig angesetzt.

Der russische Generalstab gab am Freitag den Tod von 1351 Soldaten zu, 3825 weitere wurden demnach verwundet. Die Nato schätzt, dass von den 150.000 bis 200.000 russischen Soldaten in der Ukraine 30.000 bis 40.000 nicht mehr kampffähig sind - weil sie entweder getötet, verwundet oder gefangen genommen wurden.

Kiew benennt am 12. März zum letzten Mal Verluste

Kiew hat bisher zweimal Zahlen genannt, zuletzt am 12. März. Demnach wurden bis zu diesem Zeitpunkt 1300 ukrainische Soldaten getötet. Im Krieg wird üblicherweise davon ausgegangen, dass auf einen toten Armeeangehörigen drei Verletzte kommen. Das hieße, dass mehr als 5000 ukrainische Soldaten außer Gefecht sind. Auch diese Zahl ist wahrscheinlich zu niedrig.

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Dennoch gehen mehrere Beobachter davon aus, dass die ukrainische Armee in ihrer defensiven Position weniger Verluste erlitten hat als die russische Armee. „Der Konflikt in der Ukraine liefert eine hervorragende Demonstration des Prinzips des Militärtheoretikers Clausewitz, wonach sich die Kraft in der Defensive weniger abnutzt als beim Angriff“, erklärt die französische Denkfabrik FRS. „Dies gilt umso mehr, als die ukrainischen Streitkräfte eine Taktik gewählt haben, die auf High-Tech-Guerilla-Operationen statt auf direkter Konfrontation beruht.“

Die Website oryxspioenkop.com versucht auf der Grundlage von Fotos und Videos aus den Kampfgebieten einen Überblick über die Verluste zusammenzutragen. Demnach verlor die russische Armee bis zum Dienstag 318 Panzer, mehr als 550 gepanzerte Fahrzeuge, 16 Kampfflugzeuge, 35 Hubschrauber und zwei Schiffe. Die ukrainischen Streitkräfte büßten laut der Website 79 Panzer, weniger als 200 gepanzerte Fahrzeuge, zwölf Kampfflugzeuge und 13 Schiffe ein.

Ukraine hat massiv aufgerüstet

Die militärischen Kapazitäten der Ukraine sind zwar geringer als die der russischen Armee. Doch seit der Annexion der Krim durch Moskau 2014 und dem Konflikt in den prorussischen Separatistengebieten im Osten des Landes, hat die Ukraine mit Unterstützung des Westens massiv aufgerüstet, um ihre Armee den Standards der Nato anzunähern. Der Militärhaushalt hat sich bis 2021 auf 3,5 Milliarden Euro verdreifacht, die Kommandostruktur wurde reformiert. Die USA stellten der Ukraine seit 2014 Militärhilfe im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar (2,25 Milliarden Euro) zur Verfügung, die Nato schickte Ausbilder.

Die Armee profitiert im Kampf gegen die überlegenen Angreifer auch entscheidend von ausländischen Waffen wie zum Beispiel den türkischen TB2-Kampfdrohnen oder den britischen und US-Panzerabwehrraketen, die Nato-Staaten seit Beginn des Konflikts liefern.

Ukraine hat viele Freiwillige

Nicht zuletzt verfügt die Ukraine über ein großes Reservoir an Streitkräften. Zu den 130.000 Mann der Bodeneinsatztruppe kommen hunderttausende Reservisten und Angehörige der Freiwilligenbataillone hinzu. „Die ukrainischen Verluste sind wahrscheinlich substanziell“, sagt ein britischer Experte, der anonym bleiben möchte. „Aber ihre Kampftruppen sind in Wirklichkeit größer als die der Russen, da sie über tausende ukrainische und ausländische Freiwillige verfügen.“ (afp)