AboAbonnieren

Kreml-Chef mit Gespräch „nicht zufrieden“Putin kritisiert Carlson wegen Fragen in Interview

Lesezeit 3 Minuten
Der rechte US-Talkmaster Tucker Carlson (l) führte ein Gespräch mit Wladimir Putin, Präsident von Russland. Danach hagelte es Kritik aus dem Westen, sowohl am „Fragesteller“ als auch an den Aussagen Putins.

Der rechte US-Talkmaster Tucker Carlson (l) führte ein Gespräch mit Wladimir Putin, Präsident von Russland. Danach hagelte es Kritik aus dem Westen, sowohl am „Fragesteller“ als auch an den Aussagen Putins.

Er habe „spitzere Fragen“ erwartet, gibt Wladimir Putin an. Die Schuld sieht er bei Tucker Carlson.

Knapp eine Woche nach ihrem Gespräch in Moskau haben sich Wladimir Putin und Tucker Carlson unabhängig voneinander erstmals ausführlich zu ihrem Interview und der breiten Kritik daran geäußert.

Dem Rechtspopulisten Carlson war vorgeworfen worden, keinerlei kritische Fragen an den Kremlchef gerichtet zu haben und stattdessen Wladimir Putin in dem 127 Minuten langen Gespräch im Grunde nur bei dessen Ausführungen zugehört zu haben. Im Rahmen eines Panels auf dem „World Governement Forum“ in Dubai wurde Tucker Carlson mit diesem und weiteren Vorwürfen in Bezug auf sein Putin-Gespräch konfrontiert.

Tucker Carlson äußert sich zu Kritik an Interview mit Wladimir Putin

Einsicht zeigte der 54-Jährige allerdings keine, ganz im Gegenteil. Er habe eben nicht „über die Themen gesprochen, über die alle anderen amerikanischen Medien sprechen“, sagte der US-Talkmaster, der in der Vergangenheit unter anderem durch Verschwörungserzählungen aufgefallen war.

Auf den Vorwurf, Wladimir Putin würde politische Gegner töten lasse, angesprochen, erwiderte Carlson: „Jeder Führer tötet Menschen, auch mein Führer (US-Präsident Joe Biden, Anm. d. Red.). Manche töten mehr als andere.“

Wladimir Putin mit Interviewführung von Tucker Carlson nicht zufrieden

Auch andere kritische Themen, wie zum Beispiel, das der Pressefreiheit in Russland, habe er bewusst nicht angesprochen, so Carlson. Tucker Carlson nutzte das Forum indes, um erneut Wladimir Putin und die russische Hauptstadt Moskau zu loben.

Während der US-Talkmaster die an ihm geübte Kritik aus dem Westen mit seinen Ausführungen wohl kaum ausräumen konnte, befand am Donnerstag sogar sein Gesprächspartner Wladimir Putin die Interviewführung als mangelhaft. Der russische Präsident gab in einem Fernsehinterview an, dass er „mit diesem Interview nicht ganz zufrieden war“.

Wladimir Putin will Tucker Carlson zu unkritisch gewesen sein

Er habe sich auf „spitze Fragen“ vorbereitet, „aber Carlson hat eine andere Taktik gewählt“, so Putin laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Bei westlichen Beobachtern dürfte diese Aussage allerdings zu Kopfschütteln führen. Putin lehnt seit Jahren potenziell kritische Interviews mit westlichen Medienvertretern ab und beantwortet auch in seiner Heimat Russland so gut wie unangenehme Fragen.

Putin hält den eigenen Aussagen nach eine Verhaftung des von Tucker Carlson in den Vereinigten Staaten für möglich: „Aus der Sicht von Carlson selbst wäre es traurig, ich beneide ihn nicht, aber es ist seine Entscheidung, er wusste, worauf er hinaus wollte.“

Auf die breite Kritik an seinen Aussagen im Gespräch mit Tucker Carlson ging Putin nicht ein. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte den russischen Präsidenten bei einem Besuch in Washington der Lügen bezichtigt. Der Kremlchef verbreite Lügen über die Geschichte des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, sagte Scholz bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Das Interview Putins mit dem rechten US-Talkmaster Tucker Carlson bezeichnete er als „lächerlich“.