Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte bei der EM 2024 den rechtsextremen Gruß der Grauen Wölfe gezeigt.
Diplomatischer Eklat drohtErdogan reist trotz Wolfsgruß-Debatte zur EM – scharfe Kritik an geplantem Besuch
Das Auswärtige Amt hat in der Debatte um den rechtsextremen Wolfsgruß des türkischen Fußballspielers Merih Demiral bei der EM 2024 den türkischen Botschafter in Berlin einbestellt. Das berichtet der „Spiegel“. Botschafter Ahmet Başar Şen soll sich zu dem Thema erklären. Am Mittwoch hatte Ankara bereits den deutschen Botschafter wegen des Grußes der Grauen Wölfe einbestellt.
Die türkische Regierung wirft Deutschland im Umgang mit Demirals Geste „Fremdenfeindlichkeit“ vor. Der türkische Nationalspieler hatte im Achtelfinale der Europameisterschaft gegen Österreich beim Treffer zum 2:0 die Geste der rechtsextremen Bewegung der Grauen Wölfe gezeigt. Die Gruppierung wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet.
Wolfsgruß: Auswärtiges Amt bestellt türkischen Botschafter ein – diplomatischer Eklat droht
„Wir verurteilen die politisch motivierten Reaktionen auf die Verwendung eines historischen und kulturellen Symbols beim Feiern von Freude bei einer Sportveranstaltung in einer Art und Weise, die sich nicht gegen jemanden richtet“, hatte das Auswärtige Amt von Ministerin Annalena Baerbock (Grüne) bereits am Mittwoch mitgeteilt.
Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte Demirals Verhalten als „völlig inakzeptabel“. Sie erwarte, dass die UEFA den Fall untersuche und Sanktionen prüfe. Der Kontinentalverband hat bereits eine offizielle Untersuchung eingeleitet, Demiral drohen wegen Verwendung der politischen Geste mehrere Spiele Sperre. Er könnte das Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande verpassen.
EM 2024: Merih Demiral zeigt Gruß der Grauen Wölfe – Türkei wirft Deutschland Fremdenfeindlichkeit vor
Die „Grauen Wölfe“ sind Anhänger der sogenannten Ülkücü-Bewegung. In der Türkei wird die Bewegung politisch von der ultranationalistischen Partei MHP unterstützt, die auch mit der Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan kooperiert. Erdogan kündigte an, trotz des diplomatischen Disputs zum Viertelfinale nach Berlin zu reisen.
Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, kritisierte den geplanten Besuch scharf: „Autokraten sollten zu Hause bleiben. Aber man kann den Besuch des Spiels wahrscheinlich nicht verhindern. Deshalb erwarte ich von der Bundesregierung, dass sie Erdogan zumindest nicht den roten Teppich ausrollt und ihm keine große Bühne bietet.“ SPD-Politiker Michael Roth kritisierte das Verhalten der türkischen Regierung deutlich: „Erdogan gießt Öl in das nationalistische Feuer.“
Die Türkei argumentiert, dass nich jede Person, die das Zeichen der „Grauen Wölfe“ verwenden würde, als rechtsextremistisch bezeichnet werden dürfe. Demiral sagte zu seiner Aktion: „Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun. Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein, und das ist der Sinn dieser Geste.“ (shh)