Als einziger Staatschef hat Xi Jinping beim Brics-Gipfel am Dienstag nicht gesprochen. China-Experten halten das für „äußerst ungewöhnlich“.
„Äußerst ungewöhnlicher“ VorfallXi Jinping fehlt unerwartet bei Rede – und China behauptet das Gegenteil
Der chinesische Staatschef Xi Jinping hat beim Gipfeltreffen der Brics-Staaten in Südafrika unerwartet als einziger Vertreter der fünf großen Teilnehmerländer seine angekündigte Rede nicht gehalten. Die Gründe dafür blieben zunächst vollkommen unklar. Chinesische Medien versuchten sogar, das Fehlen Xi Jinpings zu vertuschen.
Statt wie geplant Xi Jinping persönlich verlas Handelsminister Wang Wantao die Worte des chinesischen Staatschefs. Eine offizielle Erklärung gab es aus Peking zu dem spontanen Fernbleiben Xi Jinpings unterdessen nicht.
Brics-Gipfel: Xi Jinping lässt Rede von Handelsminister halten - Gründe unklar
In der vom Handelsminister verlesenen Erklärung forderte Xi die Welt dazu auf, nicht „schlafwandelnd in den Abgrund eines neuen Kalten Krieges“ zu geraten. Ohne die Vereinigten Staaten beim Namen zu nennen, übte Xi in seiner Erklärung auch Kritik an den USA.
„Ein Land, besessen davon, seine Hegemonie aufrechtzuerhalten, hat alles getan, um die Schwellen- und Entwicklungsländer zu lähmen“, ließ Xi seinen Minister beim Brics-Gipfel verlesen.
Brics bezeichnet die Vereinigung von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Derzeit findet in Johannesburg das Gipfeltreffen der Schwellenländer statt. Xi Jinping war bereits am Montag in Südafrika eingetroffen und vom südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa empfangen worden.
Xi Jinping fehlt bei Brics-Gipfel: „Es könnte ein Gesundheitsvorfall gewesen sein“
Am Dienstag war der Chinese der einzige Staatschef, der sich nicht persönlich äußerte. Sogar der russische Präsident Wladimir Putin, der wegen eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs nicht vor Ort ist, meldete sich mit einer Videoansprache zu Wort, die ebenfalls für Irritationen sorgte, da die Stimme des Kremlchefs anders war als gewohnt.
Experten halten das spontane Fernbleiben des chinesischen Staatschefs unterdessen für „äußerst ungewöhnlich“, wie Bonnie Glaser von der US-Stiftung German Marshall Fund gegenüber CNN sagte. Auch Brian Hart, Mitarbeiter der Denkfabrik Center for Strategic and International Studies, zeigte sich im Gespräch mit dem US-Sender erstaunt. „Es könnte ein Gesundheitsvorfall oder eine dringende Angelegenheit gewesen sein“, spekulierte Hart.
China nennt keine Gründe: Staatsmedien vertuschen Xi Jinpings Abwesenheit
Chinesische Medien lieferten derweil auch keine Erklärung für die spontane und für chinesische Verhältnisse äußerst ungewöhnliche Planänderung Xi Jinpings. Im Gegenteil: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua erwähnte in ihrer Berichterstattung nicht einmal die Abwesenheit des Staatschefs. Auch dass der Handelsminister einspringen musste, berichtete Xinhua nicht.
Hua Chunying, eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, ging sogar noch weiter und berichtete Stunden nach der Veranstaltung im sozialen Netzwerk X, dass „Xi bei der Abschlusszeremonie des Brics-Wirtschaftsforums 2023 eine Ansprache hielt“. Dazu postete sie ein Bild, das den überfüllten Konferenzraum in Johannesburg zeigt.
Ein weiterer Sprecher des Außenministeriums wich dann auch am Mittwoch Fragen nach der Abwesenheit Xi Jinpings aus. „Ich habe die Frage bereits beantwortet. Wir sind zuversichtlich, dass dieses Treffen der Brics-Führer fruchtbar sein wird“, antwortete der Sprecher auf mehrere Nachfragen zum Staatschef. Am Mittwoch nahm Xi Jinping dann wieder planmäßig an den Veranstaltungen beim Brics-Gipfel teil.