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Corona-Warn-AppWarum werden nur noch so wenige Risikobegegnungen angezeigt?

Lesezeit 10 Minuten
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Für viele Menschen ganz ungewöhnlich: Nachdem die App im Herbst viele Begegnungen mit niedrigem Risiko angezeigt hat, haben die Nutzer nun kaum noch welche.

Köln – Viele Menschen in Deutschland nutzen die Corona-Warn-App. Sie soll auf Begegnungen mit Menschen aufmerksam machen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. 25,4 Millionen Menschen haben die App bereits auf ihr Smartphone runtergeladen. Diese Zahl soll mit dem neusten Update der App noch einmal erhöht werden. Denn die Anwendung kann nun auch von Besitzern der älteren iPhone-Modelle 5s und 6 genutzt werden. Trotzdem bleibt die App noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Denn noch längst nicht jeder, der ein positives Testergebnis erhält, nutzt die App dann auch, um seine Kontakte anonym darauf hinzuweisen. Wie viele Nutzer ihr positives Testergebnis nicht teilen, welche Neurungen noch hinter dem neusten Update stecken und warum die App nur noch wenige Begegnungen mit niedrigem Risiko anzeigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Corona-Warn-App:

Was macht die App?

Die App erfasst mit Hilfe von Bluetooth-Signalen, welche Smartphones einander nahe gekommen sind. Wenn sich zwei Menschen begegnen, die die Corona-Warn-App aktiviert haben, tauschen ihre Handys verschlüsselte Zufallscodes aus. Damit wird registriert, wie lange die Begegnung gedauert hat und wie groß dabei der Abstand war. Es werden keine Namen oder Standorte gespeichert. Nach 14 Tagen werden die Codes vom Smartphone gelöscht.

Sollte sich ein Nutzer nachweislich infiziert haben, kann er seine Zufallscodes anonym allen anderen Nutzern mitteilen. Dabei können die Smartphones der anderen Nutzer den Code erkennen, der bei der Begegnung ausgetauscht wurde. In einem mehrstufigen Verfahren wird das Risiko einer Übertragung ermittelt. Wenn die Schwellenwerte überschritten werden, wird der Nutzer über die mögliche Risikobewertung informiert.

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Die Corona-Warn-App wurde laut Angaben des RKI von 18,4 Millionen Menschen heruntergeladen.

Die Kontakt-Ermittlung via Bluetooth ist aber nicht die einzige Funktion der App. Die Anwendung berechnet auch das Risiko, das sich aus der Gesamtzeit aller Risikobegegnungen der vergangenen 14 Tage ergibt. Außerdem kann sie Testergebnisse digital empfangen, schneller als auf herkömmlichen analogen Wegen.

Wobei kann die App helfen?

Die Warn-App kann dabei helfen die Infektionsketten zu unterbrechen und damit die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung der Kontakte zu unterstützen. So ermitteln die Gesundheitsämter mit Angaben der Corona-positiv getesteten Personen die Menschen, mit denen sie in Kontakt standen. Die Corona-Warn-App ergänzt diese Arbeit, weil sie hilft, Risikobegegnungen mit Unbekannten im öffentlichen Raum zu ermitteln – und dies sehr schnell und automatisch.

Deshalb empfiehlt zum Beispiel auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Nutzung der App: „Die Corona-Warn-App ist hier eine wertvolle Begleiterin und ich hoffe, dass viele Kölnerinnen und Kölner sie herunterladen und nutzen. Es kommt auf jede einzelne Nutzerin und jeden einzelnen Nutzer an. Wir treten alle gemeinsam in eine Zeit der verantwortungsvollen Wachsamkeit ein und tragen weiterhin eine große Verantwortung, nicht für uns selbst, sondern auch für andere!“

Welche Neuerungen bringt das neuste Update?

Mit den letzten Updates wurden schon die Kennzahlen zum Infektionsgeschehen und ein Kontakttagebuch, in dem man eigenständig Begegnungen notieren kann, hinzugefügt. Auch die mehrmals tägliche Aktualisierung sowie die länderübergreifende Risiko-Ermittlung wurden in den letzten Monaten entwickelt.

Mit dem letzten Update (1.12) gibt es zwei Neuerungen. Nutzer der iPhone-Modelle 5s, 6 oder 6 Plus können nun die Corona-Warn-App nutzen. Damit kommt das Robert Koch-Institut (RKI) der Forderung nach, die Nutzung der App auch den Besitzern älterer Smartphones zu ermöglichen. Den Entwicklern zufolge haben Schätzungen ergeben, dass dabei maximal von 1,7 Millionen Geräten ausgegangen werden kann. Um die Anwendung zu nutzen, sollten die Besitzer der älteren iPhone-Modelle zunächst die Version iOS 12.5.1 des Betriebssystems installieren. Anschließend können sie die App im Store herunterladen.

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Ein neues Feature ist das Kontakttagebuch, in dem man selbstständig notieren kann, wen man an welchem Tag gesehen hat. Dort werden im neusten Update auch die Risikobegegnungen den Tagen zugeordnet.

Mit der neuen Version der App wurde zudem dem Kontakttagebuch eine Begegnungshistorie hinzugefügt. Das bedeutet: Während Nutzern im Falle mehrerer Risikobegegnungen im Home-Screen der App nur das Datum der letzten Begegnung angezeigt wird, können in der Begegnungshistorie auch die Tage der anderen Begegnungen nachgeschaut werden. Nutzerinnen und Nutzer sollen also das eigene Risiko besser einschätzen können, wenn sie wissen, an welchen Tagen Risikobegegnungen stattgefunden haben.

Welche Statusanzeigen gibt es bei der Corona-Warn-App?

Die Corona-App unterscheidet zwischen drei Statusinformationen: niedriges, erhöhtes und unbekanntes Risiko. Gleichzeitig erteilt die App Handlungsempfehlungen.

Bei einem niedrigen Infektionsrisiko wird der Nutzer darüber informiert, dass über die Warn-App keine Risiko-Begegnung mit einer nachweislich Corona-positiv getesteten Person aufgezeichnet wurde oder dass etwaige Risiko-Begegnungen nicht über dem definierten Schwellenwert lagen. Der Nutzer wird über die allgemein geltenden Abstandsregeln und Hygieneempfehlungen, wie regelmäßiges Händewaschen, Tragen eines Mundschutzes und Nies- und Hustregeln informiert.

Wieso bleibt die App grün, obwohl ich eine Risiko-Begegnung hatte?

Die Warn-App kann auch Begegnungen mit niedrigem Risiko anzeigen. Die App zeigt dann an, wie viele Begegnungen das Smartphone mit infizierten Personen aufgezeichnet hat. Das eigene Smartphone und das einer Person, die sich später in der App als infiziert gemeldet hat, haben in den vergangenen 14 Tagen einen Zufallscode ausgetauscht – sind sich also dementsprechend nahe gekommen. Allerdings war diese Begegnung nicht nah und/oder lang genug, um nach der Analyse des RKI den Schwellenwert eines erhöhten Infektionsrisikos zu überschreiten.

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Niedriges Risiko trotz Begegnung mit einem nachweislich Corona-positiv-Getesteten? Das erscheint vielen Menschen merkwürdig.

Während sich im Herbst viele über die hohe Anzahl ihrer Risikobegegnungen gewundert haben, ist es nun die Verringerung der Zahl der ungefährlichen Risikobegegnungen, die verwundert. Dass die App in den vergangenen Wochen kaum noch Risikobegegnungen anzeigt, ist aber nicht auf einen Defekt zurückzuführen, sondern auf eine neue Zählmethode. Mit der Version 1.9, die Mitte Dezember veröffentlicht wurde, kann präziser gesteuert werden, welche Begegnungen gezählt werden sollen und welche irrelevant sind.

Bis zu diesem Update konnte die Anzahl der unkritischen Begegnungen nicht gefiltert werden. Das heißt: Alle Begegnungen mit später positiv getesteten Personen, die aufgezeichnet wurden, wurden – egal ob sie sehr kurz oder weit weg waren – als Begegnung mit geringem Risiko angezeigt. Durch eine neue Schnittstelle sei nun eine neue Berechnung möglich, wodurch die Begegnungen ohne Risiko, etwa solche, die kürzer als zehn Minuten waren, herausgefiltert und nicht mehr angezeigt werden. Die verbleibenden Begegnungen werden unter Berücksichtigung ihres Abstands, ihrer Dauer und der vermutlichen Infektiosität der positiv-getesteten Person bewertet und entweder als Begegnung mit niedrigem oder erhöhtem Risiko angezeigt.

Was, wenn die App ein erhöhtes Risiko anzeigt?

Wenn die App in einem roten Feld ein „erhöhtes Risiko“ anzeigt, wird der Nutzer darüber informiert, dass ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, da innerhalb der vergangenen 14 Tagen mindestens eine Begegnung mit einer Corona-positiv-getesteten Person „über einen längeren Zeitpunkt und mit einem geringen Abstand“ stattgefunden hat.

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Plötzlich zeigt die Corona-Warn-App ein erhöhtes Risiko an – was tun?

Dabei wird angezeigt, wie viele Risiko-Begegnungen der Nutzer hatte und wann die letzte Risiko-Begegnung stattgefunden hat. Der Nutzer wird aufgefordert, sich nach Hause zu begeben und Begegnungen zu reduzieren. Weitere Schritte sollen telefonisch mit dem Hausarzt, dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder dem örtlichen Gesundheitsamt abgestimmt werden.

Kontakte in Köln

In Köln können Sie sich mit einer roten Anzeige der Corona-Warn-App im Infektionschutzzentrum in der Uniklinik Köln (Mo.– Fr., 9 –16 Uhr) im Infektionsschutzzentrum 3des Gesundheitsamts am Neumarkt (Mo.– Fr., 9 –17 Uhr), im Testzentrum am Hauptbahnhof (täglich von 9 – 18 Uhr) und im Testzentrum am Flughafen Köln/Bonn (täglich von 7 – 21 Uhr) testen lassen.

Auch Ihre Hausärztliche Praxis kann einen Test durchführen. Nehmen Sie im Vorfeld telefonisch Kontakt zu Ihrem Hausarzt auf.

Den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen Sie (deutschlandweit, ohne Vorwahl, kostenlos im Festnetz und per Handy) unter der Telefonnummer: 116117.

Die Stadt Köln hat ein Bürgertelefon eingerichtet, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger informieren können: 0221 / 221-33500. Das Bürgertelefon ist montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr erreichbar.

Hier können Sie sich die Corona-Warn-App herunterladen und weitere Infos finden.

Das RKI weist darauf hin, dass nicht jeder mit einem erhöhten Risiko auf Sars-Cov-2 getestet werden muss. Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter seien angehalten, „im Gespräch – analog zum üblichen Verfahren – die Kontaktsituation zu klären und auf dieser Basis die Kategorisierung als Kontakt der Kategorie I oder II vorzunehmen und entsprechende Maßnahmen anzuordnen.“ Das Gesundheitsamt könne allerdings auch dann eine PCR-Testung anbieten, wenn die Informationen zur Kategorisierung nicht ausreichen.

Warum ist mein Risiko unbekannt?

Die App zeigt die Statusanzeige „unbekanntes Risiko“ an, wenn die Risiko-Ermittlung nicht lange genug aktiviert war. Zu diesem Zeitpunkt konnte kein Infektionsrisiko berechnet werden. Spätestens 24 Stunden nach der Installation ist eine Risiko-Ermittlung möglich, sodass dann die Anzeige von „unbekannt“ auf „niedrig“ oder „erhöht“ umschalten wird.

Ist das wöchentliche Update „Covid-19-Begegnungsaufzeichnungen“ von der Corona-Warn-App?

Nein, die bei manchen Handynutzern wöchentlich erscheinende Anzeige „Covid-19-Begegnungsaufzeichnungen“ ist keine Meldung der Corona-Warn-App. Das RKI weist darauf hin, dass es sich dabei um eine Betriebssystem-spezifische, rein technische Funktion handelt, die über alle Begegnungen mit App-Nutzern informiert, die positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurden.

„Sie berücksichtigen aber nicht, ob es sich um eine nach dem Schema des Robert-Koch-Instituts kritische Begegnung handelte oder nicht“, so das RKI. Sie sei deshalb für eine tatsächliche Risikoermittlung unzureichend, da sei auch Begegnungen anzeige, die unter den Schwellenwerten liegen. So melde die Betriebssystem-spezifische Funktion zum Beispiel auch Begegnungen, bei denen der Abstand mehr als acht Meter betrug oder die nur wenige Minuten dauerte.

Wie wird der Risikofaktor errechnet?

Das RKI hat bei der Entwicklung der App seine wissenschaftliche Expertise eingebracht, wie Risiko-Begegnungen kategorisiert werden können. Um als Risiko-Begegnung bewertet zu werden, muss sie „epidemiologisch relevant gewesen sein“. Es muss also das Risiko einer Ansteckung bestanden haben. Die Risikobewertung der Corona-Warn-App orientiert sich dabei an den etablierten Kriterien für die Kontaktpersonenermittlung – sprich: Begegnungen von mindestens 15 Minuten unter 2 Metern.

In die Risikobewertung der App werden mehrere Faktoren einbezogen: Wie lange ist es her, dass der Nutzer eine Corona-positive Person getroffen hat? Wie lange hat der Kontakt bestanden? Wie nah sind sich die Personen gekommen? Welches Übertragungsrisiko bestand bei der Corona-positiven Person? Daraus berechnet die App das individuelle Risiko einer jeden Begegnung. Abschließend werden alle Begegnungen eines Tages betrachtet und summiert. Das bedeutet, mehrere „grüne“ Begegnungen können in der Summe zu einem „roten“ Status führen.

Wie viele Menschen nutzen die App bereits?

Insgesamt wurde die App bislang 25,4 Millionen Mal heruntergeladen. Die Downloads verteilen sich auf 14 Millionen Android-Geräte und 11,4 Millionen iPhones. Dabei sind in Deutschland vier Mal so viele Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android in Gebrauch als iOS-Geräte von Apple. Es müssten also vor allem Android-User dazu motiviert werden, die App zu verwenden.

So oder so: Um noch effizienter zur Vermeidung von Infektionen beitragen zu können, braucht die App noch mehr Nutzer. Denn der Wirkungsgrad hängt maßgeblich von den Anwenderzahlen ab. Nur wenn Nutzer der App bei ihren Aktivität auf andere App-Anwender treffen, kann das Tracing funktionieren.

Wie viele Menschen wurden bereits über die App gewarnt?

Über die App haben bislang über 245.000 Personen, die selbst positiv auf das Coronavirus getestet wurden, ihre Mitmenschen gewarnt. Bei einem geschätzten Durchschnittswert von fünf Begegnungen mit anderen App-Nutzern dürften damit über eine Million Warnhinweise ausgelöst worden sein.

Die Zahl der Warnungen – und damit die Wirksamkeit der App – könnte allerdings noch viel höher sein, wenn tatsächlich alle Nutzer, die ein positives Testergebnis erhalten haben, dies auch in die App eintragen und damit die vorgesehene Alarmkette auslösen würden. Doch dabei hakt es noch: Von den 391.000 positiven Testergebnissen, die seit September über einen QR-Code oder einer TeleTAN übermittelt wurden, lösten nur 59 Prozent den Warn-Mechanismus aus. 41 Prozent der betroffenen Nutzerinnen und Nutzer haben sich also dagegen entschieden, ihr positives Testergebnis mit den anderen Nutzerinnen und Nutzern anonym zu teilen.

Was fehlt der App noch?

Es gibt viele Stimmen, die eine Verbindlichkeit der Weitergabe eines positiven Testergebnisses fordern. An der Freiwilligkeit wollen die Verantwortlichen trotz dieser enttäuschenden Quote aber nichts ändern. Künftig soll jedoch eine Erinnerungsfunktion nachhaken, ob die Warnmeldung in der Stresssituation einer positiven Corona-Diagnose nicht einfach nur vergessen wurde.

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Henning Tillmann, Informatiker und Co-Vorsitzender des Digital-Thinktanks D64, der sein Konzept zusammen mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach erarbeitet hat, äußert noch einen weiteren dringenden Erweiterungswunsch: Die Corona-Warn-App sollte unabhängig vom Aufspüren potenziell gefährlicher Einzelbegegnungen in der Lage sein, Clusterbildungen – beispielsweise in einem Restaurant – zu erkennen. Massenansammlungen von Menschen könnten wegen der Aerosoleausschüttung auch dann gefährlich sein, wenn die 1:1-Kontakte relativ weit auseinander stattfinden.

Zum einen könnte die App so erweitert werden, dass die Anwender sich bei einem Event oder einem Restaurantbesuch selbst einchecken können. Mit einer moderaten Änderung der Schnittstellen von Google und Apple könnte dies auch automatisch passieren. „Wenn es an diesem Ort dann eine Infektion gab, würden hier anonym die Menschen gewarnt.“ (mit dpa)