Einsame Buchten und BadesträndeInselhopping entlang der Küste Kroatiens
Šibenik – Vor der Küste Dalmatiens liegen mehr als tausend Inseln. Abseits der Touristenhotspots von Dubrovnik und Split können Urlauber einsame Buchten und mediterrane Gemütlichkeit entdecken. Für die Menschen, die hier leben, ist das Meer ihr zweites Zuhause.
Konzentriert begutachtet Miro Bešker das Korallenstück zwischen seinen Händen. Seine Arbeitsplatte ist übersät mit roten Steinen, mal rund und matt, mal länglich und glänzend, dazwischen Werkzeuge und silberne Schmuckfassungen. Der 53-Jährige greift sich die Zange und legt los, am Ende wird eine neue Kette oder ein neues Paar Ohrringe Platz in seiner Auslage finden.
Miro Beškers Beruf stirbt aus. Auf der Insel Zlarin an der dalmatinischen Küste ist er bereits jetzt der letzte Schmuckhersteller, der noch Korallen verarbeitet. Zlarin ist eine verträumte Insel, gerade einmal acht Quadratkilometer groß. Unter der Woche döst sie entspannt vor sich hin, bevor am Wochenende viele Bewohner der nächstgelegenen Stadt Šibenik vom Festland aus hier anlegen. Segel- und Motorboote – mal bunt, mal weiß, mit Name oder ohne – wippen in dem kleinen Hafen im Takt der Wellen auf und ab und warten auf ihren nächsten Einsatz.
Die gesamte Insel lebte einst vom Korallenfang und ihrer Verarbeitung. Doch mittlerweile gibt es nur noch Miro Bešker und sein Atelier mit Blick auf die schattige Gasse. „Das Handwerk stirbt aus“, bedauert der 53-Jährige. Dennoch bereut es der gelernte Goldschmied nicht, die Arbeit von seinem Schwiegervater übernommen zu haben. Bešker würde die Tradition gerne weitergeben, doch noch hat sich kein Nachfolger gefunden. Er wird weiter warten.
1000 Inseln liegen vor der Küste Kroatiens
Mehr als 1000 Inseln wie Zlarin liegen vor der Küste Kroatiens, Buchten laden Besucher zum Baden ein. Doch es gibt auch entlegenere Ecken: Wem Zlarin noch zu nah am Festland und an der belebten Stadt Šibenik ist, kann weiter aufs Meer hinausfahren und auf den Inseln der Kornaten absolute Ruhe finden.
Der südliche Teil der „Kornati“, wie die Inselgruppe auf Kroatisch heißt, steht seit 1980 unter Naturschutz. 89 einzelne Inseln bilden zusammen den Archipel. Dauerhaft leben hier nur 24 Bewohner – alle anderen sind Touristen, meist Tagesgäste, meist Segler. Die Vegetation ist karg, kleine Flechten und trockene Büsche bedecken den Boden. Die karstigen Inseln wirken bleich, als würden sie dem leuchtendblauen Meer, unwirklich wie ein lebendig gewordenes Werbeprospekt, die Hauptrolle überlassen.
Marina Gatara ist hier zu Hause: Resolut und gut gelaunt steigt die Touristenführerin, die nebenberuflich als Sozialarbeiterin im Šibeniker Gefängnis arbeitet, aufs Boot. Ihr Rock flattert ungestüm im Wind, als Skipper Ive Šikić anfährt und durch das Insellabyrinth kurvt. „Der Wind ist gut“, meint die 44-Jährige lachend, „es ist heute Bora.“ Bora, auf Kroatisch Bura, nennen die Küstenbewohner den Wind aus dem Norden, der trockene Luft entlang an der Adria verteilt. Doch nicht immer freuen sich die Kroaten über den Wind: Er kann sich im Winter auch zu Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde steigern. Heute ist die Bora gnädig mit den Küstenbewohnern und erfrischt eher, als dass man sich vor ihr in Sicherheit bringen müsste.
Schafe grasen auf den Inseln
Doch früher war es wegen der starken Fallwinde ein Wagnis, auf die Inseln der Kornaten hinauszufahren. Die Küstenbewohner hatten keine andere Wahl: Ihre Schafe ließen sie auf den Inselhügeln weiden, die Kräuter geben dem Käse bis heute seinen würzigen Geschmack. Marina Gatara zeigt auf die kleinen Kapellen, die verstreut auf fast auf jeder Insel stehen. „Die Bewohner haben sie errichtet, aus Dankbarkeit, dass sie die Überfahrt immer wieder überstanden haben.“
Eine der vielen unbewohnten Inseln im Nationalpark ist Mana: Steinerne Rundbögen thronen auf ihrer Anhöhe. Reste von verlassenen Behausungen? Nein, meint Marina Gatara lachend. Hier wurde 1959 der Film „Raubfischer in Hellas“ mit der österreichischen Schauspielerin Maria Schell gedreht, die Ruinen sind reine Filmkulisse. Aber immerhin, erklärt Gatara schmunzelnd, wurden die Bögen und Steinhütten nach einheimischer Bauart errichtet.
Schafskäse, luftgetrockneter Schinken, Lamm am Spieß, gegrilltes Gemüse und viel frischer Fisch: Allein das Essen nach so einer Tour vermittelt Urlaubsgefühl. Heute kommt Drachenkopffisch auf den Teller, zumindest in Primošten, einem Städtchen 30 Kilometer von Šibenik entfernt. Zwei orange-rote Exemplare dieses Speisefischs trägt Rade Gracin in seinem Eimer herum, er kehrt gerade von seiner Tour zurück. Jeden Tag fährt der Fischer hinaus. Auch Tintenfisch und Langusten finden sich häufig in seinen Netzen wieder und werden an die Restaurants am Hafen verkauft. Tagaus, tagein aufs Meer: Das scheint den Küstenbewohnern Dalmatiens nichts auszumachen. Sie leben nicht am, sondern auch vom und fürs Meer.
Dieser Bericht wurde unterstützt von der Kroatischen Zentrale für Tourismus.
Tipps für die Anfahrt und Aktivitäten vor Ort
Anreise
Mit dem Flugzeug nach Split, von dort aus ist man mit dem Auto in ungefähr einer Stunde in Šibenik. Der Flug dauert nicht ganz zwei Stunden, es gibt Direktflüge von Köln, Düsseldorf und Frankfurt.
Vor Ort
Am besten reist man mit einem Mietwagen. Auch das Fernbusnetz ist gut ausgebaut, das Schienennetz weniger. Wer aufs Meer will, kann sich ein Boot samt Skipper mieten, zum Beispiel in Murter. Von dort aus ist man schnell im Nationalpark Kornaten. Man kann auch mit seinem eigenen Boot in den Nationalpark, hier wird Eintritt fällig.
Aktivitäten
In der Region um Sibenik werden immer mehr Radtouren ausgeschildert. Auch Campingplätze werden beliebter, man kann seinen Wagen zum Beispiel in Skradin, am Eingang zum Nationalpark Krka, abstellen oder in Pirovac direkt am Meer.