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Von Pripyat bis CentraliaDie 11 unheimlichsten Geisterstädte der Welt

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf verlassene Häuser in Kolmanskop.

Fotogen und verlassen: Kolmanskop, früher Kolmannskuppe genannt, ist heute ein Geisterort, der an den Diamantenboom Anfang des 20. Jahrhunderts erinnert. (Archivbild)

Entdecken Sie 11 der faszinierendsten Geisterstädte weltweit – von Tschernobyl bis Namibia, vom Wüstensand bis zur verlassenen Polarstation.

Verlassene Häuser, verblasste Erinnerungen - und eine unheimliche Stille. Geisterstädte erzählen Geschichten von Flucht, Katastrophen und Verfall. Manche sind heute Touristenmagneten, andere schwer zugänglich. Ob vom Wüstensand verschluckt oder vom Eis umschlossen: Diese elf Orte zeigen, wie vergänglich Zivilisation sein kann.

Prypjat (Ukraine)

Ein wilder Fuchs sitzt vor einem verlassenen Gebäude.

Ein wilder Fuchs spaziert in der verlassenen Stadt Prypjat in der Nähe des Kernkraftwerks Tschernobyl, Ukraine. (Archivbild)

Pripjat ist eine der bekanntesten Geisterstädte der Welt. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wurde die gesamte Stadt evakuiert. Zurück blieben verlassene Häuser, ein verrosteter Vergnügungspark und verblasste Symbole sowjetischer Alltagskultur. Heute ist der Ort Ziel von Katastrophentouristen und Lost-Places-Reisenden. Der Zugang ist jedoch nur im Rahmen offizieller, geführter Touren möglich, die eine vorherige Genehmigung erfordern. Seit Beginn des Kriegsrechts in der Ukraine sind solche Touren teilweise ausgesetzt.


Hashima Island (Japan)

Die Insel Hashima von oben.

Als Kohlenmine wurde Hashima 2015 zum Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Japan's Meiji Industrial Revolution“ erklärt. (Archivbild)

Wie ein Geisterschiff liegt Hashima Island im Meer vor Nagasaki. Einst ein Zentrum des Kohleabbaus, wurde die Insel 1974 aufgegeben. Die zerfallenden Hochhäuser wirken wie ein postapokalyptisches Labyrinth. Urbane Legenden und die eindrucksvolle Architektur machen sie zu einem Hotspot für Geisterstadt-Fotografie.


Bodie (Kalifornien, USA)

In Bodie rosten unter anderem Autos und alte Badewannen vor sich hin.

Dank der geringen Luftfeuchtigkeit östlich der Sierra Nevada bleiben viele Gebäude, Gerätschaften und Autos in Bodie relativ gut erhalten. (Archivbild)

Bodie ist ein Paradebeispiel für den Wilden Westen und seine vergängliche Pracht. Die einst florierende Goldgräberstadt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts verlassen. Heute zeigt sie sich „in arrested decay“ – also im gepflegten Verfall. Es sind noch ungefähr 170 Gebäude vorhanden, die ein großes Feuer 1932 verschont hat, u. a. eine Kirche, die Schule, ein Bankgebäude aus Ziegelsteinen, eine Bar, ein Laden und mehrere Wohnhäuser sowie das große Minengebäude. Als staatlich geschützter Historic Park ist sie ein Klassiker unter den Lost Places.


Oradour-sur-Glane (Frankreich)

Bundespräsident Joachim Gauck steht vor der Gedenkstätte.

Bundespräsident Joachim Gauck besichtigte im September 2013 die Mahn- und Gedenkstätte Oradour-sur-Glane in Frankreich. Im Juni 1944 ermordete eine SS-Einheit 642 Bewohner des Dorfes. (Archivbild)

Die Geschichte von Geisterstädten ist oft auch eine Geschichte von Gewalt. Oradour-sur-Glane wurde 1944 von SS-Truppen zerstört. Beim Massaker von Oradour wurden 643 Menschen ermordet, das zahlenmäßig verheerendste Massaker in Westeuropa. Die Ruinen der Kirche, Werkstätten und Häuser blieben als Mahnmal erhalten. Der Ort steht für das Gedenken und ist einer der erschütterndsten mystischen Orte Europas.


Varosha (Zypern)

Zerstörte und verlassene Hotels der verlassenen Küstenstadt Varosha.

Zerstörte und verlassene Hotels in einem vom türkischen Militär genutzten Gebiet im türkisch besetzten Gebiet in der verlassenen Küstenstadt Varosha in Famagusta, Zypern. (Archivbild)

Der Tourismus in Geisterstädten hat viele Facetten. Varosha war einst ein glamouröser Badeort mit Luxushotels und Prominenten wie Sophia Loren oder Elizabeth Taylor. Seit der Teilung Zyperns 1974 ist der Ort abgeriegelt und verlassen. Erst seit kurzem ist ein kleiner Teil wieder zugänglich und die leeren Straßen wirken wie eine Zeitkapsel. Viele Gebäude, Schilder und zurückgelassene Gegenstände sind noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Dennoch ist der Zugang weiterhin stark eingeschränkt, da große Teile der Stadt noch immer als militärisches Sperrgebiet gelten und nicht betreten werden dürfen.


Craco (Italien)

Die alte Bergstadt Craco.

Ein malerischer Blick auf die verlassene, alte Bergstadt Craco, die aus Sandsteinfelsen gebaut wurde. (Archivbild)

Auf einem Hügel in der Region Basilikata liegt Craco, ein Dorf wie aus einem Historienfilm. Erdrutsche und strukturelle Instabilität zwangen die Bewohner zur Umsiedlung. Heute lockt Craco Filmteams, Abenteurer und Freunde mystischer Orte. Craco diente bereits mehrfach als Filmkulisse – unter anderem in „Christus kam nur bis Eboli“ (1979), „Die Passion Christi“ (2004), dem James-Bond-Abenteuer „Ein Quantum Trost“ (2008) oder „France“ (2021).


Kolmanskop (Namibia)

Das Schild vor der Geisterstadt Kolmanskop.

Auf dem Schild vor der Geisterstadt Kolmanskop in Namibia steht in altdeutschen Lettern der ehemalige Name „Kolmannskuppe“. (Archivbild)

Mitten in der Wüste liegt Kolmanskop, eine ehemalige Diamantenstadt, die heute surreal anmutet. Der Sand dringt durch Fenster und Türen, füllt bis zu drei Meter hoch die Räume von ehemaligen Prunkbauten, wie den Ballsaal mit Kristalllüstern, in dem einst monatlich 300 Kilogramm Diamanten gefördert wurden – genug, um 1912 eine Tonne der Edelsteine im Wert von einer Milliarde Euro (heutiger Wert) zu bergen. Der Grund für die Vernachlässigung war nicht nur der versiegende Reichtum, sondern auch das geopolitische Erdbeben des Ersten Weltkriegs.


Centralia (Pennsylvania, USA)

Ein zerfallenes Haus, umringt von Bäumen.

Die Stadt Centralia, Pennsylvania, ist nach einem 1962 ausgebrochenen Minenbrand, der bis heute anhält, nahezu verlassen. (Archivbild)

Die Ursachen für Verlassenheit sind nicht immer sichtbar, sondern brodeln im wahrsten Sinne des Wortes unter der Erde. In Centralia brennt seit 1962 ein unterirdisches Kohleflöz. Giftige Gase und absackende Straßen machten den Ort zum großen Teil unbewohnbar. Heute zeugen nur noch vereinzelte Ruinen und rauchende Erdspalten vom einstigen Leben. Dennoch leben hier noch vereinzelt Menschen. Im Jahr 2023 wurden bei der bislang letzten Volkszählung fünf Einwohner gezählt. Centralia war die Vorlage für die Verfilmung – nicht das Computerspiel – von „Silent Hill“, da der Regisseur Christophe Gans familiäre Verbindungen zu der Stadt hatte.


Humberstone und Santa Laura (Region Tarapacá, Chile)

Blick auf die Salpeterwerke.

Die Salpeterwerke Santa Laura und Humberstone befinden sich in der Wüste des Norte Grande von Chile und sind 47 Kilometer von der Stadt Iquique entfernt. (Archivbild)

Diese beiden Salpeterstädte in der südamerikanischen Atacama-Wüste zählen zu den berühmten Geisterstädten der Welt. Die Industrieanlagen und Wohngebäude stehen unter UNESCO-Schutz. Der trockene Wüstenwind konserviert die Szenerie fast unheimlich gut. Die Stadt diente als Drehort für Folgen der deutschen Fernsehserien „Auf Achse“ und „Jolly Joker“.


Kayaköy (Türkei)

Blick auf die Geisterstadt Kayaköy.

Die ehemaligen Bewohner der Geisterstadt Kayaköy waren in der Mehrheit Griechen und mussten die Türkei nach dem Ersten Weltkrieg schlagartig verlassen. (Archivbild)

Kayaköy ist ein Zeugnis für die komplexe Geschichte von Geisterstädten im Kontext von Vertreibung. Nach dem griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch 1923 blieb das einst lebendige Dorf leer zurück. Die Häuser, Kirchen und Schulen stehen heute als stilles Denkmal vergangener Koexistenz. Heute ist Kayaköy ein Museumsdorf und steht unter Denkmalschutz; fast 3.500 Hausruinen sind erhalten geblieben.


Stromness (Südgeorgien, britisches Überseegebiet)

Blick auf die verlassene Walfangstation.

Ansichten der verlassenen Walfangstation in der Stromness Bay auf Südgeorgien im Südlichen Ozean. (Archivbild)

Am Ende der Welt, umgeben von Eis und Felsen, liegt die verlassene Walfangstation Stromness. Berühmt wurde sie durch die Shackleton-Expedition von 1916, die hier ihr glückliches Ende fand, nachdem sie die gebirgige Insel von Süden nach Norden durchquert hatte. Heute wirkt der rostige Hafen wie die Kulisse eines Endzeitfilms. Zur gespenstischen Atmosphäre tragen auch die mit Walknochen übersäten Ufer der Stromness Bay bei. Als Tourist sollte man übrigens Abstand halten: Gefahr geht von den teilweise baufälligen und asbestverseuchten Gebäuden aus. Besucher müssen einen Abstand von etwa 200 Metern zu den Gebäuden und Anlagen einhalten.