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Grund zur Sorge?Bauchschmerzen bei Kindern – wie man erkennt, ob es ein Notfall ist

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Wenn Kinder häufig Bauchweh haben, steht als erstes eine gründliche Untersuchung beim Arzt an.

München/Leipzig – Bis zum Beginn der Pubertät trifft es Mädchen wie Jungen gleichermaßen: Etwa zwei von drei Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren haben mindestens einmal im Vierteljahr Bauchweh. Für Eltern beruhigend: „Die allermeisten, wahrscheinlich über 90 Prozent, haben diese Bauchschmerzen ohne eine Grunderkrankung“, sagt Prof. Sibylle Koletzko, Leiterin der Abteilung für Kindergastroenterologie und Hepatologie am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. „Wir nennen das funktionelle Bauchschmerzen.“

Wie erkennt man den Ernstfall?

Aber wie erkennt man, dass nichts Ernstes hinter Bauchweh steckt? Für Eltern ist ein wichtiger Anhaltspunkt, wie es ihrem Kind zwischen den Bauchschmerz-Attacken geht, erklärt Koletzko: „Ist das Kind in der Zeit völlig gesund oder fällt auch da eine Veränderung auf?“ Funktionelle Bauchschmerzen sind oft daran zu erkennen, dass sich das Kind gut von den Schmerzen ablenken lässt.

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Professor Sibylle Koletzko

Schluckbeschwerden, anhaltender Durchfall, unklares Fieber oder Gelenkbeschwerden sind wiederum Gründe für einen Arztbesuch, sagt Gunter Flemming, Oberarzt in der Kinder-Gastroenterologie der Universitätskinderklinik Leipzig. Auch familiäre Häufungen etwa von Zöliakie, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Magengeschwüren sollte man im Auge haben.

Für genaue Untersuchungen zum Arzt

Genau untersuchen kann nur der Arzt. Für ihn ist alarmierend, „wenn man eine Abwehrspannung spürt, wenn man eine Leber- oder Milzvergrößerung tasten kann oder im Bauch eine Struktur spürt, die man dort eigentlich nicht tasten sollte“, so Flemming. Der Kinderarzt sieht sich den Urin an, um eine Harnwegsinfektion auszuschließen, außerdem schaut er nach möglichen Entzündungszeichen im Stuhl.

Auch eine Blutuntersuchung kann Aufschluss geben. Ergibt die Untersuchung nichts und sind die Laborwerte in Ordnung, kann man schon fast sicher sein, dass keine Organerkrankung vorliegt. Eine Ultraschalluntersuchung ist in diesen Fällen nicht zwingend notwendig.

Die von vielen Eltern befürchtete Blinddarmentzündung ist selten, kann aber bei Kindern in jedem Alter vorkommen. Die Schmerzen beginnen oft im Mittelbauch und wandern nach rechts unten, dazu können Fieber oder Erbrechen kommen. Der Gang zum Arzt ist dann sofort nötig.

Die Sorgen der Kinder ernst nehmen

Gar nicht so selten verursacht dagegen Koletzkos Erfahrung nach Fruchtzucker Bauchweh. „Viele Kinder trinken häufig Saftschorlen und Fruchtdrinks auf Fruktosebasis. Zu viel Fruchtzucker wird nicht ausreichend resorbiert, kommt in den Dickdarm und macht Blähungen und Bauchweh“, erklärt sie.

Aber auch, wenn sich keine organische Ursache findet, sollten Eltern die Bauchschmerzen ihres Kindes keinesfalls kleinreden oder ignorieren.

„Man muss überlegen: Gibt es im Umfeld des Kindes etwas, was es ängstigt? Bauchschmerzen sind ein typisches Ventil dafür“, sagt Hermann Josef Kahl, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

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Haben Kinder Bauchweh mit zu weichem oder hartem Stuhl, kann auch ein Reizdarm vorliegen. Betroffenen Kindern hilft oft schon, wenn sie ernst genommen werden. Letztlich müssen sie lernen, mit einem Reizdarm umzugehen, sagt Sibylle Koletzko.“ „Je mehr ich mich auf meinen Schmerz konzentriere, umso mehr Raum lasse ich ihm im Hirn.“ Ablenkung sei deshalb hilfreich. So würden die Hirnareale kleiner, die diese Signale empfangen – „und das bedeutet weniger Schmerz.“ (dpa/tmn)