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Kinderärztin sagtEltern machen sich zu viele Sorgen – das schadet auch den Kindern

Lesezeit 3 Minuten

Kinderärztin Karella Easwaran in ihrer Praxis in Köln-Sülz.

Köln – Wenn das Kind krank wird, machen sich die Eltern Sorgen. Eine normale Reaktion. Wenn der Gesundheitszustand sich über einen gewissen Zeitraum nicht verbessert, bekommen die Eltern Angst. Ebenfalls eine normale Reaktion. Denkt man. Kinderärztin Karella Easwaran ist da anderer Meinung. Sie sieht die Sorgen der Eltern teilweise als Ursache dafür, wie der Körper des Kindes mit Erkrankungen umgeht. Denn Sorgen führen zu Angst und verursachen Stress. Nicht nur bei den Eltern, sondern auch beim Kind.

Weniger Krankheiten, doch größere Ängste

Mit ihrem gerade veröffentlichten Buch „Das Geheimnis gesunder Kinder – Was Eltern tun und lassen können“ (Kiwi-Verlag, 12,99 Euro) möchte sie Ratschläge geben, wie man mit genau dieser Sorge ums Kind umgehen und Ängste verringern kann. Auf die Idee, ein eigenes Buch zu schreiben, sei die 52-Jährige durch ihre Arbeit in der eigenen Praxis, die sie seit 20 Jahren in Köln-Sülz führt, gekommen: „Wir leben in einem tollen Land und haben hier so viel. Manche lebensbedrohlichen Krankheiten, die wir früher hatten, sehen wir in der Kinderarztpraxis nur noch selten, weil Vorsorgen, Impfungen und Medikamente so super geworden sind. Dennoch haben die Eltern ständig Angst und ich habe mich gefragt, woran das liegt.“

Denn Easwaran selber verbrachte ihre Jugend unter ganz anderen Umständen. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr lebte sie mit ihrer Familie in Äthiopien – zwischen Bürgerkrieg und Armut. „Das kann man mit dem Leben hier überhaupt nicht vergleichen.“ Nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums in Ungarn, kam Easwaran nach Köln. Freunde und ein Job als Model hatten sie hierher verschlagen.

Seitdem sei sie stolze Wahl-Kölnerin, wolle hier nicht mehr weg. Doch eine Modelkarriere kam für Easwaran nie in Frage. Sie machte ihre Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an der Kölner Uni-Klinik und kümmert sich auch heute noch um ihre kleinen Patienten. Wobei die nicht direkt im Mittelpunkt ihres ersten Buches stehen. Ziel sei es eher, den Eltern Ratschläge zu geben, wie sie ihre Ängste und Unsicherheiten reduzieren können sowie die häufigsten Krankheiten verständlich zu erklären, damit sie im Notfall effektiv handeln können.

„Muttersein hat jede Frau in sich“

Helikopter-Eltern oder Eltern, die zu unvorsichtig sind – „Es wird viel geschimpft, aber niemand sagt, wie man es stattdessen machen sollte. Dabei ist das Muttersein ein Naturphänomen, das hat jede Frau in sich“, so die Kinderärztin. Die Unsicherheit käme erst von außen, durch die Medien, das Internet oder Ratschläge von selbstberufenen Experten – zur vermeintlich richtigen Entwicklung eines Kindes. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung wachse und „darum tun Eltern lieber zu viel als zu wenig“. Auf ihrem eigenen Youtube-Kanal lädt Karella Easwaran mittlerweile kurze Videos hoch, um über genau jene Mythen der Kinderentwicklung aufzuklären. Zudem komme es aber sehr darauf an, wie Eltern mit einem Problem oder einer Erkrankung des Kindes umgehen.

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„Beneficial Thinking“, also vorteilhaftes Denken, ist Easwarans Ansatz. „Wenn Eltern nicht direkt in Stress geraten, sondern versuchen ihre Gedanken ein bisschen zu kontrollieren, um sie in eine positivere Richtung zu lenken, dann können sie dem Kind Geborgenheit und Sicherheit vermitteln und so die Selbstheilungsfähigkeit des Kindes anregen.“ Früher habe man ein Kind bei einer Lungenentzündung noch zwei Wochen in ein Krankenhaus einweisen müssen, heute bekomme es einen Saft und dürfe nach Hause. Negative Gedanken durch positive Gedanken austauschen.

Das klingt leichter gesagt als getan, doch Karella Easwaran ist von diesem Ansatz überzeugt. Natürlich könne man eine Lungenentzündung nicht schön reden, jedoch versuchen, diese potenzielle Stresssituation nicht im Stress enden zu lassen. „Lachen ist eben immer noch die beste Medizin“ – nicht nur im Umgang mit Kindern.

Buchtipp:Karella Easwaran„Das Geheimnis gesunder Kinder – Was Eltern tun und lassen können“Kiwi-Verlag, 2018