Durchfall und Erbrechen treten bei Kindern, die an Covid-19 erkrankt sind, häufiger auf als bei Erwachsenen.
Viele Kinder, die positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, zeigen gar keine Symptome.
Der Berliner Kinderarzt Jakob Maske erklärt, dass Covid-19-Infektionen bei Kindern nicht nach einem bestimmten Schema ablaufen und warum Ärzte im Herbst und Winter vor einer Herausforderung stehen.
Köln – Husten, der Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns sowie Fieber gelten als häufige Symptome bei einer Covid-19-Infektion. In vielen Schulen und Kitas müssen Kinder, die solche Beschwerden aufweisen, zu Hause bleiben, um zu vermeiden, dass sich das Coronavirus verbreitet. Zwei aktuelle Studien zeigen aber, dass bei Kindern, die an Covid-19 erkrankt sind, andere Symptome häufiger auftreten als bei Erwachsenen. Ein Berliner Kinderarzt klärt über die Unterschiede von Sars-CoV-2 bei Kindern und Erwachsenen auf.
Eine Studie aus Großbritannien um den Forscher Tom Waterfield von der Queens Universität in Belfast zeigt, dass bei Kindern Durchfall und Erbrechen zu den häufigsten Symptomen einer Covid-19-Infektion zählen. In der Studie wurden 992 gesunde Kinder auf Covid-19 getestet, 68 von ihnen positiv auf Sars-CoV-2. Die Hälfte der Kinder zeigte gar keine Symptome. Hatten sie Symptome, dann war das meistens Fieber. Daneben traten Erbrechen und Durchfall bei vielen Kindern auf. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass eine Magen-Darm-Beteiligung bei Kindern häufiger auftritt als bei Erwachsenen. Eine Studie aus China zeigt dies ebenfalls. „Wir wissen schon länger, dass Durchfall und Erbrechen bei Kindern zu den Symptomen einer Covid-19-Infektion zählen können“, erklärt der Kinderarzt Jakob Maske vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte in Berlin.
Bei Covid-19 zählen Fieber und Müdigkeit zu den häufigsten Symptomen
Daten aus einer weiteren Untersuchung aus Großbritannien, der „Covid Symptom Study“, weisen darauf hin, dass Kinder, die an Covid-19 erkrankt sind, andere Symptome haben als Erwachsene. Über die Hälfte der Kinder in der Studie weisen nicht die klassischen Symptome Husten, Fieber und den Verlust des Geruchssinns auf. Rund ein Drittel der Kinder im Schulalter zeigte gar keine Symptome. Von den Kindern, die Symptome hatten, litten 55 Prozent unter Müdigkeit und 54 Prozent hatten Kopfschmerzen. Fieber hatten knapp die Hälfte. Die Symptome Husten und ein Verlust des Geruchssinns, die bei über der Hälfte der Erwachsenen in der Studie auftraten, sind bei Kindern seltener. Der Forscher Tim Spector und sein Team haben Daten von 198 Kindern, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, untersucht.
Gegenüber dem Fachmagazin „British Medical Journal” erklärt Tim Spector, dass diese Erkentnisse darauf hindeuten, dass eine größere Bandbreite an Symptomen für Covid-19 gelistet werden müsste. Tom Waterfield fordert, dass auch bei Kindern mit Erbrechen und Durchfall ein Sars-CoV-2-Test gemacht werden sollte. Und dass sie 48 Stunden symptomfrei sein sollten, bevor sie wieder in die Schule gehen dürften.
„Unabhängig davon, ob Erbrechen und Durchfall ein Symptom von Covid-19 ist, oder es durch einen anderen Erreger ausgelöst wurde, ist es immer empfehlenswert, dass Kinder mit diesen Krankheitserscheinungen zu Hause bleiben und sich auskurieren“, sagt Kinderarzt Jakob Maske. Ob ein Test auf Sars-CoV-2 sinnvoll ist, müsse im Einzelfall vom jeweiligen Arzt entschieden werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Durchfall und Erbrechen durch einen Magen-Darm-Infekt ausgelöst werden, sei deutlich größer als durch Covid-19.
Infektion laufe bei Kindern nicht nach einem Schema ab
„Bei Kindern läuft die Sars-CoV-2-Infektion meist asymptomatisch ab, daher würde eine Testung bei Heranwachsenden mit keinen Symptomen am meisten Sinn machen. Darin liegt gerade die Problematik“, meint Jakob Maske. Die Datenlage zu Covid-19-Infektionen bei Kindern sei immer noch dünn. Es zeichne sich aber ab, dass sich bei Kindern und Erwachsenen nur unterscheide, welche Symptome häufiger auftreten. Trotzdem könne ein Kind, das an Sars-CoV-2 erkrankt ist, alle Symptome bekommen, die auch bei einem Erwachsenen durch die Krankheit auftreten können und umgekehrt. „Wir können nicht sagen, dass eine Covid-19-Infektion bei Kindern immer nach einem bestimmten Schema abläuft, denn es gibt immer wieder Unterschiede“, erklärt der Kinderarzt.
Herbst und Winter mit mehr Erkältungen, Magen-Darm-Grippen oder Grippe-Infektionen stellt Kinderärzte vor eine Herausforderung: „Klinisch können Ärzte einen normalen Virusinfekt nicht von einer Covid-19-Infektion unterscheiden. Das einzige was ein deutlicher Hinweis für Sars-CoV-2 ist, ist der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinn“, sagt Maske. Und der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns trete eher bei älteren Kindern, also Jugendlichen, auf und das häufig auch erst zu einem späteren Zeitpunkt der Infektion.