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Lustlos, zurückgezogen, unsicherIst mein Kind nur traurig oder schon depressiv?

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Depressionen gehören nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.

Es begann vor drei Jahren: Zunächst war Laura häufiger traurig als sonst. Mit der Zeit wuchsen die Schwermütigkeit und Antriebslosigkeit und wurden zum stetigen Begleiter. Für den Alltag konnte sich die heute 15-Jährige irgendwann kaum mehr motivieren.

„Ich wollte lange Zeit keine professionelle Unterstützung annehmen, doch irgendwann bin ich an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe, dass es nicht mehr ohne geht“, sagt sie. Mittlerweile wird Laura gegen Depressionen behandelt.

Noch immer haftet der Krankheit ein Stigma an. Dass bereits Kinder erkranken können, ist wenig bekannt. Es gebe Leute, die ihr unterstellen, dass sie nicht krank sei und nur mehr Aufmerksamkeit bekommen wolle, erzählt Laura.

Bis zu zehn Prozent der Jugendlichen sind betroffen

Dabei gehören Depressionen nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Laut einer aktuellen Studie der DAK-Krankenkasse haben fast zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine diagnostizierte Depression. Doch wie können Eltern erkennen, ob ihr Kind lediglich an einer Gemütsverstimmung leidet, die vorübergeht, oder ob es depressiv ist?

„Bei Kindern zeigt sich eine Depression daran, dass sie sich zurückziehen, keine Lust mehr haben, Freunde zu treffen, in der Schule schlechter werden, das Gefühl haben, wertlos zu sein und nichts mehr zustande zu bringen“, erklärt Prof. Gerd Schulte-Körne. Er ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität München.

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Gerd Schulte-Körne

Eltern sollten Ruhe bewahren und sich beraten lassen

Oft sind Ängste und Depressionen bei Kindern nicht leicht zu trennen. Einzelfälle unterscheiden sich häufig im Erscheinungsbild und hängen auch vom Alter ab. Wenn Symptome wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit oder leichte Irritierbarkeit jedoch länger als zwei Wochen anhalten und es dafür keinen äußeren Grund gibt, rät Schulte-Körne zu einem Besuch bei einem Facharzt.

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Zunächst gilt es für Eltern Ruhe zu bewahren, sich zu informieren und gegebenenfalls selbst beraten zu lassen. Dann sollten sie ruhig und ausführlich mit ihrem Kind sprechen und sich die Probleme schildern lassen, sagt Schulte-Körne.

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Nina Pirk von der Beratungsstelle „Nummer gegen Kummer“.

„Wichtig ist, dass die Eltern dem Kind Hilfsbereitschaft signalisieren und Verständnis für die Situation zeigen“, erläutert Nina Pirk vom Verein Nummer gegen Kummer. Die Familie von Laura hat eine Weile nichts von ihren Problemen mitbekommen, sagt die Jugendliche. Dann hätten jedoch alle Familienmitglieder verständnisvoll reagiert.

Eltern sollten nicht zu lange warten, bevor sie sich an Experten wenden. Ein häufiges Problem sei, dass Eltern hoffen, die schlechte Stimmung würde von alleine wieder weggehen. Appelle nach dem Motto „Das schaffst du schon“ sind aber wenig hilfreich.

Depressionen sind meist gut behandelbar

Wird die Krankheit erkannt, ist sie in der Regel gut behandelbar. Dies geschieht normalerweise in der Form einer ambulanten Psychotherapie. Laura beispielsweise hat zweimal in der Woche Einzeltherapie und zusätzlich drei Sitzungen Musiktherapie. Die Behandlung habe ihr relativ gut geholfen, sagt die 15-Jährige. Ihre Stimmung sei besser und sie habe auch wieder mehr Motivation.

Depression – Symptome bei Kindern und Teenagern

Fachärzte können die Anzeichen einer Depression bei Kindern und Jugendlichen oft erkennen. Für Eltern, Lehrer oder Erzieher ist das nicht immer einfach. Denn vorübergehende Symptome wie Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sind zum Beispiel auch ein Teil der Pubertät. Die Deutsche Depressionshilfe listet Besonderheiten in der Symptomatik nach Altersgruppen auf:

Kleinkinder zwischen einem und drei JahrenVermehrtes Weinen, ausdrucksarmes Gesicht, erhöhte Reizbarkeit, überanhänglich, Kind kann schlecht alleine sein, selbststimulierendes Verhalten wie Schaukeln des Körpers oder exzessives Daumenlutschen, Teilnahmslosigkeit, Spielunlust oder auffälliges Spielverhalten, gestörtes Essverhalten, Schlafstörungen

Vorschulalter von drei bis sechs JahrenTrauriger Gesichtsausdruck, verminderte Gestik und Mimik, leicht irritierbar, stimmungslabil, auffällig ängstlich, mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen, Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, introvertiertes Verhalten, vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten, innere Unruhe und Gereiztheit, unzulängliches oder auch aggressives Verhalten, Ess-und Schlafstörungen

Schulkinder zwischen sechs und zwölf JahrenVerbale Berichte über Traurigkeit, Denkhemmungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen, Schulleistungsstörungen, Zukunftsangst, Ängstlichkeit, unangemessene Schuldgefühle und unangebrachte Selbstkritik, psychomotorische Hemmung wie langsame Bewegungen und eine in sich versunkene Haltung, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Suizidgedanken

Pubertäts-und Jugendalter von 13 bis 18 JahrenVermindertes Selbstvertrauen, Selbstzweifel, Ängste, Lustlosigkeit, Konzentrationsmangel, Stimmungsanfälligkeit, tageszeitabhängige Schwankungen des Befindens, Leistungsstörungen, das Gefühl, sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein, Gefahr der Isolation und des sozialen Rückzugs, psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, Schlafstörungen und Suizidgedanken (dpa)

In schwereren Fällen kann ein Aufenthalt in einer Klinik nötig sein, sagt Prof. Dr. Schulte-Körne. Der Einsatz von Psychopharmaka ist bei Kindern und Jugendlichen dagegen eher selten. Die Aufnahme einer Behandlung sollte dabei in keinem Fall über den Kopf des Kindes hinweg beschlossen werden. Auch hier kann ein offenes Gespräch und die Aussicht auf Besserung oft Ängste nehmen. So kann es sinnvoll sein, dem jungen Menschen den Ablauf einer Therapiesitzung zu schildern oder mit der Familie eine Klinik zu besichtigen.

Auch das familiäre Umfeld wird mit einbezogen

Das wichtigste Ziel der Behandlung ist, die Ressourcen des Kindes zu stärken. Patienten werden dabei unterstützt, die belastenden Gedanken und die auslösende Situation zu verändern. Auch das Umfeld des Kindes wird in die Behandlung und die Aufklärung eingebunden. Die Familie sollte gestärkt sein, um dem Nachwuchs genügend Hilfe bieten zu können, sagt Pirk. Auch Familienmitglieder sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, wenn die emotionale Belastung für sie zu groß wird.

Laura wünscht sich, dass es für Betroffene besser möglich wird, offen mit ihren psychischen Krankheiten umzugehen und dass sich mehr Leute über das Thema informieren. Die Angebote dafür wachsen stetig. FIDEO (Fighting Depression Online), ein Projekt der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, bietet beispielsweise eine Anlaufstelle für Jugendliche, Familienangehörige, Freunde und Pädagogen. (dpa)