„Ein Albtraum“Im Brautkleid am Grab – die traurige Geschichte hinter diesem Bild
Es ist ein Bild, das es nicht geben sollte. Eine junge Frau im Brautkleid kniet am Grab ihres Mannes. Maggy und Tim wollten heiraten. Im letzten Jahr hatten sie sich in kleinem Rahmen das Ja-Wort gegeben, jetzt wollten sie ein richtiges Fest, draußen in der Natur – mit den Töchtern Mia Lotta, 5, und Emmi, 2, mit der Verwandtschaft und ihren Freunden. Doch zu der großen Hochzeit kam es nicht.
Wenn plötzlich alles anders ist
Donnerstagsabends war Tim ganz normal zu Bett gegangen, hatte Maggy noch ein „Gute Nacht“ geschrieben. Er war die ganze Woche auf Montage gewesen. Am Freitagabend kam er von der Arbeit einfach nicht nach Hause. Er wurde in seinem Hotelbett gefunden. Seinen Wecker hatte er nicht mehr gehört, er war eingeschlafen – und nicht wieder aufgewacht. Das Herz!
Und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Der 14. Juli war der Tag, der für die kleine Familie alles veränderte. Niemand hatte es kommen sehen, hatte geahnt, dass sein Herz nicht mehr regelmäßig schlug, dass es bald zu schwach sein würde. Maggy ist jetzt Witwe. Mit 28. Statt der Hochzeit entgegenzufiebern, musste sie die Beerdigung ihres Mannes planen. „Ein Albtraum", sagt die junge Mutter.
Noch am 12. Juli hatte Maggy bei Facebook geschrieben: „Wie aufgeregt kann man vor einer Hochzeit sein? Ich bin es. Schließlich wird die Zeremonie sehr aktiv sein und wir uns u.a. ein Ehegelübde geben. Hab ich jetzt schon Bammel vor, aber ich möchte unbedingt über meinen Schatten springen.“
Der nächste Beitrag ist vom 16. Juli, zwei Tage später. „Ihr Lieben, die ihr unserem Leben hier folgt... Ich muss euch leider sagen, dass mein Mann, der Papa meiner Kinder, leider ganz plötzlich und unerwartet von uns gegangen ist. Das Unglaubliche ist wahr geworden... #einlichtfürtim in diesen für uns allen so dunklen Stunden. Ohne Hochzeit, sondern mit Beerdigung. Es ist ein Albtraum, mein, unser Albtraum. Weinende Grüße, Mamamulle“.
Doch mit #einlichtfürtim wurde ein Hashtag ins Leben gerufen, das seither die Netzwelt bewegt. Denn Maggy hat viele Anhänger. In ihrem Blog „Mamamulle“ schreibt sie seit Jahren über Alltag und Zukunftspläne ihrer kleinen Familie, über ihr Leben als junge Mutter und Ehefrau. Und das tut sie auch heute – auch nach dem Schicksalsschlag noch, sie zeigt Tränen und erzählt von Trauer, Wut, Verzweiflung – und Dankbarkeit.
Welle der Hilfsbereitschaft
Täglich lässt sie ihre Follower in den Instastories (kleine Filme auf Instagram) daran teilhaben, was ihr Leser Schönes gebastelt, genäht oder zusammengestellt haben, um den Schmerz für sie und die Kinder erträglicher zu machen. Kerzen, Kissen, Care-Pakete. Und Einladungen.
Viele Leser bewundern Maggys Mut, so offen mit ihrer Trauer umzugehen. Sie selbst sagt: „Unsere Geschichte bewirkt in vielen etwas, ich finde es schön, wenn sie in die Welt getragen wird.“ Ihr ist es wichtig, ihre Leser mitzunehmen auf ihrer Reise – auch wenn diese gerade eine ganze andere Richtung eingeschlagen hat, als geplant.
Beerdigung statt Hochzeit
Seit elf Jahren waren Maggy und Tim zusammen gewesen, eine Jugendliebe. Maggy war 17 damals. Nach den vielen glücklichen, gemeinsamen Jahren sollte diese große Liebe nun endlich auch zusammen mit den Freunden besiegelt werden. Doch statt zur Hochzeit trug Maggy das Brautkleid nun auf der Beerdigung ihres Mannes.
Zum ersten Mal steht sie ohne ihn da. Zu dem Foto am Grab, das sie mit ihren Lesern teilte, schreibt Maggy: „Ruhe in Frieden, mein Schatz. Ich habe unser Kleid angezogen... Es gefiel uns beiden so gut. #einlichtfürtim“
Das lässt die Leser nicht kalt. Gleich mehrere von ihnen riefen unter dem Hashtag #einlichtfürtim Hilfsaktionen für Maggy und ihre Kinder ins Leben. Der Spendenaufruf #einlichtfürtim Hilfe für Mamamulle läuft noch. 5000 Euro sollen so zusammenkommen.
In der Beschreibung heißt es: „Für uns Freunde ist es ein großer Wunsch, Maggy und ihren Kindern zu helfen. Da wir den Schmerz nicht nehmen können, möchten wir wenigstens in der finanziellen Aufprallphase zur Seite stehen.“ Maggy ist sehr dankbar über die vielen Hilfe, die ihr – sogar zum Teil durch Fremde – zuteilwerden.
Maggys Herz schmerzt nach wie vor. Aber es ist auch erfüllt von Dankbarkeit. „Wir wollen versuchen, die schönen Sonnenscheinmomente im Leben zu sehen und uns daran erfreuen“, schreibt sie in ihrem aktuellsten Posting bei Instagram, „Tim hat uns allen nämlich einmal mehr gezeigt, wie endlich das Leben ist, dass man tatsächlich nur eines hat und dass es von einer auf die andere Sekunde vorbei sein kann.“
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