Vor allem am Jahresende fühlen sich Menschen ohne Familie oder Freunde besonders einsam. Wie man sie in Köln unterstützen kann.
Weihnachten oder SilvesterWie Sie einsamen Mitmenschen in Köln ein schöneres Fest bescheren können
An Weihnachten dreht sich alles um Liebe, Familie, gemeinsames Feiern. Das vermitteln zumindest die Werbeplakate in der Stadt und das Fernsehprogramm. Für viele Kölnerinnen und Kölner sieht die Realität aber anders aus. Gerade an den Feiertagen kann man sich einsamer fühlen denn je. Zahlreiche Projekte wollen dagegen wirken.
Und das ist gar nicht so einfach, denn: „Es trifft zwar oft zu, dass Menschen an Weihnachten einsam und allein sind“, sagt Monika Brunst, Ehrenamtsberaterin beim Kölner Caritasverband, „aber nicht jeder einsame Mensch, der sich Gesellschaft wünscht, will diese mit fremden Menschen verbringen.“ Natürlich steckt eigentlich ein anderes Bedürfnis dahinter: „Die meisten Menschen wollen mit Familie und Freunden feiern.“
Niemand bekennt gerne, einsam zu sein
Aber Angebote anzunehmen fällt auch schwer: „Dann müsste man sich ja als einsam bekennen und das tut niemand gern.“ Oft sind zum Beispiel getrennt oder geschieden lebende Männer einsam, deren Kinder Weihnachten bei der Ex-Frau verbringen, so erlebt es die Ehrenamtsberaterin. Gerade sie suchen Anlaufstellen, um sich zu engagieren und selbst nicht einsam sein zu müssen: davon profitieren beide Seiten.
Alles zum Thema Venloer Straße
- Venloer Straße Das Café F. in Pulheim öffnet am 20. Dezember zum letzten Mal
- Schulverweis für Hass Offene Jazz Haus Schule realisiert Kunstprojekt an Kölner Gymnasium
- Verkehr in Ehrenfeld „Lebensgefährlich“ – Warum Geisterfahrer über die Vogelsanger Straße fahren
- Venloer Straße Bunt-Buchhandlung in Ehrenfeld schließt – Übernahme durch Buchhandel-Gigant
- Problembereiche aufgedeckt Im Bezirk Ehrenfeld steigt die Zahl tödlicher Unfälle
- Abschieds-Ticker zum Nachlesen Podolski tritt um 22:10 Uhr ab – „Vielen Dank von der Familie Podolski“
- Vor Abschiedsspiel 1. FC Köln überrascht Lukas Podolski mit großem Wandgemälde mitten in Ehrenfeld
Wir haben gesammelt, wo Sie sich melden können, wenn Sie Gesellschaft suchen – oder noch Platz für einen einsamen Menschen an ihrem Tisch an Heiligabend oder Silvester haben.
1. Weihnachten im Veedelstreff bei Schmitzundkunzt
Das Nachbarschaftsatelier Schmitzundkunzt lädt zu Heiligabend alle ein, die Weihnachten nicht allein verbringen wollen. Bei Tanz, Gesang und positivem Austausch, so kündigt es Vorstandsvorsitzender Günter M. Schmitt an, feiern Kölnerinnen und Kölner gemeinsam. Es wird Kaffee, Weihnachtsgebäck und am Abend Kartoffelsalat mit Würstchen geben. Die Feier an Weihnachten findet zum ersten Mal statt. Wer darauf Lust hat, kommt am Sonntag, 24.12.2023, ab 15 Uhr in die Richard-Wagner-Straße 8, 50674 Köln. Besuchende und Helfende können sich bei Organisator Khaled Troudi unter khaled@troudi.eu melden. Kurzentschlossene sind auch willkommen. Schmitzundkunzt gibt es seit fünf Jahren, der Veedelstreff zählt 550 Mitglieder, davon 85 aktive Ehrenamtler.
2. Weihnachtsessen im Bürgerzentrum Ehrenfeld
Das Bürgerzentrum Ehrenfeld (BüzE) bietet am 24. Dezember ein kostenloses Mittagessen von 12 bis 15 Uhr an. In der Venloer Straße 429 können Bedürftige und Wohnungslose in weihnachtlicher Stimmung essen. Das BüzE spricht aber auch alle Kölnerinnen und Kölner an, die nicht allein verbringen wollen. buergerzentrum.info
3. „Keiner bleibt allein“ vermittelt Einsame und Paten zum gemeinsamen Feiern
Aus der eigenen Not heraus, so erzählt Christian Fein die Gründungsgeschichte seiner Plattform „Keiner bleibt allein“, verschrieb er sich 2016 dem Plan, an den Feiertagen zum Jahresende keinen und keine allein zu lassen. Fein bringt seither jährlich Zehntausende Menschen im deutschsprachigen Raum zusammen, die via keinerbleibtallein.net ihr Geselligkeitsgesuch oder Angebot abgeben. Die Anmeldung läuft ausschließlich über Direktnachrichten auf Facebook und Instagram. Über das Nutzerprofil vermittelt Fein Personen, die zueinander passen könnten. Auch Inklusionsbedarf fragt er ab.
Auch in Köln fanden sich so schon Weihnachts-Gemeinschaften. Vergangenes Jahr haben sich 38.000 Teilnehmende gemeldet, sagte Fein dieser Zeitung. Für die diesjährigen Feiertage seien es bisher 4500 Menschen, davon mehr als 50 aus Köln. Er geht dennoch davon aus, das vergangene Jahr zu übertrumpfen: „Es ist normal, dass sich die Suchenden erst knapp vor Heiligabend melden“, sagt Fein. „Man will sich ja nicht eingestehen, dass man Niemanden hat.“ Und das treffe nicht nur auf Ältere zu. „Ich habe mit diesem Projekt angefangen, weil die Einsamkeit speziell bei jungen Erwachsenen thematisiert werden muss.“ Für sie gebe es nicht genügend Anlaufstellen in Deutschland.
4. „Freunde alter Menschen“ vermittelt Paten für Besuche, Spaziergänge, Spiele
Für einsame Senioren und Seniorinnen koordiniert Ria Ostwald mit dem Verein „Freunde alter Menschen“ Besuchspatenschaften. Junge Kölnerinnen und Kölner, die meisten sind zwischen 23 und 40 Jahre alt, treffen sich in diesem Rahmen alle zwei Wochen mit Mitmenschen ab 75. Dann spazieren sie gemeinsam, quatschen einfach oder spielen Gesellschaftsspiele. „Uns geht es nicht um Dienstleistungen wie Einkaufen, das bieten andere, sondern um den Austausch und die Ablenkung“, sagt Ostwald. 70 Freiwillige treffen sich zurzeit regelmäßig mit 55 sogenannten „alten Freunden“. Einige feiern gemeinsam Weihnachten. Aber sie treffen sich eben nicht nur zu Heiligabend – einsam kann man das ganze Jahr über sein. Anmeldung über: famev.de/koeln oder bei Ria Ostwald unter 0221 - 95154041 oder 0176 - 758757.
5. Karten schreiben für „Post mit Herz“
Den Kampf gegen Einsamkeit hat sich auch „Post mit Herz“ auf die Fahnen geschrieben. Zehn Freunde starteten zu Weihnachten 2020 die Aktion, motivierte Kartenschreiber mit sozialen Einrichtungen zu verbinden, wo einsame Menschen betreut werden. Freiwillige schreiben zu Weihnachten und Ostern Karten, die Freude und Mut schenken sollen. Über die Webseite postmitherz.org kann man sich registrieren, dann bekommt man eine Adresse zugeteilt, an die man selbst einen Brief oder eine Karte verschickt. Nach eigenen Angaben haben so schon fast 130.000 Schreibende ihren Mitmenschen in 5600 Einrichtungen eine Freude gemacht. Achtung: Die Anmeldung für die Winteraktion endet am 18.12.2023.
6. Wünsche erfüllen über die Aktion „Schenk doch ene met“
Wenn es schon nicht von den Liebsten kommt, können Geschenke von Fremden trotzdem zeigen: An dich wird gedacht. „Schenk doch ene met“ ist das Stichwort einer Kooperation vom Kölner Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes und der Oper. Im Staatenhaus steht ein Weihnachtsbaum, der mit Wünschen von Kindern und Seniorinnen und Senioren geschmückt ist. Die Wünsche können mitgenommen und erfüllt werden. Geschenke sollten maximal 30 Euro kosten und können bis zum 13. Dezember verpackt an der Bühnenpforte der Oper oder der Theaterkasse in den Opernpassagen am Offenbachplatz abgegeben werden. Unter oper.koeln/de/wunschbaum finden Sie weitere Informationen. Weitere Wunschbäume stehen zum Beispiel in Einkaufszentren und in den Veedeln.