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Knapp bei KasseWie man auch mit weniger Geld ein richtig gutes Geschenk findet

Lesezeit 5 Minuten
Hände halten ein Weihnachtsgeschenk

Weil das Geld knapp ist, müssen viele dieses Jahr die Geschenke klein halten.

Für viele ist das Budget gerade knapp. Wie schenkt man weniger zu Weihnachten und bereitet trotzdem Freude? Ein Schenk-Experte gibt Tipps.

Schon lange nicht mehr mussten so viele Menschen den Gürtel enger schnallen wie in diesem Jahr. Der Gedanke an teure Weihnachtsgeschenke kann da durchaus Bauchschmerzen bereiten. Auch eine jüngste Umfrage zeigte: Die Hälfte der Menschen will in diesem Advent weniger für Geschenke ausgeben, manche wollen sogar ganz darauf verzichten. „Die schwierige finanzielle Lage aufgrund von Inflation und Energiekrise ist ein sehr aktueller Grund, weniger zu schenken“, sagt auch Schenk-Experte Bernd Stauss, „viele haben keine Wahl, weil das Geld einfach nicht da ist. Das ist wirklich keine leichte Situation.“

Während einkommensschwache Haushalte immer mit diesem Problem zu kämpfen haben, betrifft es diese Weihnachtszeit auch Menschen, die nicht unbedingt daran gewöhnt sind, sich einschränken zu müssen. Sie finden es unter Umständen gar nicht leicht, sich selbst und anderen zu erklären, dass dieses Jahr weniger möglich ist. „Gerade, weil alle die derzeitige Situation kennen, kann man unter Erwachsenen aber sicher Einsicht erwarten“, sagt Stauss. „Es kann sinnvoll sein, das vorher klar anzusprechen und zum Beispiel die Ein-Geschenk-Regel einzuführen oder eine Preisobergrenze zu vereinbaren.“

Eltern sollten Aufmerksamkeit auf machbare Wünsche legen

Komplizierter sei das bei den Jüngeren. „Auch Kindern sollte erläutert werden, dass bestimmte Erwartungen nicht erfüllt werden. Es gibt keinen Sinn, sie riesige Wunschzettel schreiben zu lassen, deren Inhalt auf keinen Fall unterm Weihnachtsbaum liegen wird.“ Dennoch sollten Eltern nicht einfach sagen „das können wir uns nicht leisten“, sondern es den Kindern spielerisch beibringen. „Damit nicht bereits die ganze kindliche Weihnachtsvorfreude vernichtet wird, sollte die Aufmerksamkeit stattdessen auf die Wünsche gelenkt werden, die machbar sind.“

Foto von Bernd Stauss

Bernd Stauss ist Wirtschaftswissenschaftler und lebt in Ingolstadt.

Weniger und nachhaltig schenken liegt im Trend

Bewusster und kleiner zu schenken ist aber nicht nur ein Trend, der durch die Finanzen bestimmt wird. Immer mehr Menschen wollen aus nachhaltigen Gründen weniger schenken. „Sie möchten ihren klimabewussten Lebensstil auch in ihrem Geschenkverhalten zum Ausdruck bringen“, sagt Bernd Stauss, „ihnen geht es darum, Verschwendung zu vermeiden.“ Hier sei aber auch Vorsicht angesagt. „Natürlich kann man etwas kaufen, das moralisch und politisch korrekt ist. Doch es sollte nicht vergessen werden: Beim Schenken geht es nicht um das eigene gute Gefühl, sondern um das, was man bei den Beschenkten auslöst.“ Schenkende sollten sich deshalb immer fragen: Will ich den anderen erziehen und zeigen, wie gut ich bin oder will ich wirklich eine Freude machen?

Freude schenken kostet nicht unbedingt viel

Allein um diese Freude gehe es beim Schenken – und die habe nicht unbedingt mit dem Preis oder der Weltrettung zu tun. „Schenken hat einen symbolischen Gehalt. Und entscheidend ist, welche Gedanken man sich gemacht hat.“ Es gehe darum, sich wirklich Mühe zu geben. „Ein richtig gutes Geschenk lässt sich finden, indem man sich in den anderen einfühlt und überlegt, welche emotionale Reaktion beim Auspacken gezeigt wird.“ Manchen Menschen sei genau das aber zu stressig, sie hätten keine Lust, sich Gedanken zu machen. „Sie nehmen das Inflationsargument eher als Ausrede dafür, nichts schenken zu müssen, selbst wenn sie gar nicht von finanziellen Nöten betroffen sind.“

Tipp 1: Gebrauchtes verschenken – aber es muss auch passen

Für diejenigen, die trotz knapper Kasse gerne mit Liebe schenken wollen, gibt es aber auch günstige Alternativen. „Immer mehr Menschen verschenken sehr gerne Gebrauchtes“, sagt Bernd Stauss. Auch hier komme es natürlich darauf an, ob das gebrauchte Geschenk auch wirklich passend ausgesucht werde. „Es sollte nicht darum gehen, alten Kram loszuwerden und sich selbst zu entlasten“, erklärt er, „wenn man aber jemandem eine gebrauchte Version einer bestimmte Markentasche oder eines iPads schenkt, was der andere sich wünscht, aber sich nicht leisten kann, lässt sich sicher große Freude damit auslösen.“ Auch einem Freund zum Beispiel das eigene Lieblingsbuch mit Widmung zu schenken, sei eine schöne Idee. „Durch ein Lieblingsbuch gibt man etwas von sich preis und diese Offenheit stärkt Freundschaften.“

Tipp 2: Selbstgemachtes – aber nur mit Qualität

Auch selbstgemachte Geschenke sind eine gute und günstige Option. „Selbstgemachtes hat einen großen Vorteil, weil es Mühe, Opfer und Zeiteinsatz zeigt und damit symbolisch wertvoll ist“, sagt Stauss. „Meine Frau hat mir vor vielen Jahren einmal einen Buchumschlag geschenkt, auf den sie die Initialen unseres neugeborenen Sohns eingestickt hat. Sie hatte sich dafür extra mühevoll das Sticken beigebracht. Das war ein ganz besonderes Geschenk für mich.“

Selbstgemachtes sei aber nur unter bestimmten Bedingungen ein gutes Geschenk. „Es muss eine gewisse Qualität haben und auch vom Empfänger erwünscht sein.“ Wenn man kein Talent fürs Selbstmachen habe, solle man es also lieber lassen. Und selbst wenn jemand gut töpfere, heiße das noch lange nicht, dass der Empfänger sich die Vase auch ins Regal stellen wolle. „Unproblematisch sind Dinge, die konsumierbar sind, wie selbstgemachte Kekse oder Marmeladen.“ Wenn man wiederum eine Freundin habe, die gerne bade, passe selbstgemachtes Badesalz prima. „Auch Fotobücher sind eine tolle Idee. Sie sind selbstgemacht, wohlüberlegt und schaffen auch über den Moment des Auspackens hinaus Verbindung.“

Tipp 3: Gemeinsame Zeit schenken – so konkret wie möglich

Ein wertvolles, günstiges Geschenk könne auch sein, gemeinsame Zeit als Gutschein zu überreichen. „Denn ein solches Erlebnis stärkt eine Beziehung – auch noch im Nachhinein, wenn man sich daran erinnert.“ Was man gemeinsam unternehme, solle dabei so konkret und verbindlich wie möglich formuliert werden. „Ein spezifischer Gutschein zeigt, dass man sich Gedanken darüber gemacht hat, was beiden echten Spaß bringt.“ Dabei dürfe es auch gerne mal eine Überraschung geben. „Vielleicht wird der Beschenkte dadurch zu Neuem herausgefordert.“ Wichtig sei aber in jedem Fall: „Der Schenker steht in der Pflicht, auch dafür zu sorgen, dass das Erlebnis zustande kommt und der Gutschein tatsächlich eingelöst wird.“

Buchtipp: Bernd Stauss, „Das perfekte Geschenk – zur Psychologie des Schenkens“, Springer Verlag, 226 Seiten, 17,99 Euro