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In Sachen LiebeMeine Frau hat ohne Grund Schluss gemacht – wie schließe ich damit ab?

Lesezeit 4 Minuten
Frau trägt Umzugskarton, Mann blickt ihr nachdenklich hinterher

Unsere Autorin Elisabeth Raffauf denkt, dass die Trennung ein Schlussstrich aufgrund vieler Geschehnisse sein kann. (Symbolbild)

Es ist kränkend, wenn die einst vertrauteste Person sich jetzt wie eine flüchtige Bekannte verhält. Eine Diplom-Psychologin gibt Tipps.

Meine Frau hat sich von mir schon vor anderthalb Jahren getrennt – ohne einen für mich erkennbaren Grund. Wir führten bis dahin mehr als 16 Jahre eine harmonische Beziehung, von den normalen Problemen abgesehen. Ihr Verhalten gegenüber meiner Person ist seit der Trennung sehr diskriminierend. Wenn wir uns zufällig begegnen, grüßt sie mich wie einen Fremden. Ansonsten führen wir keine Konversation. Könnten Sie mir das erklären und sagen, wie ich endgültig abschließen könnte? (Michael, 48)

Ihr Unglücklich sein und ihr Hadern mit dem jetzigen Verhältnis zu Ihrer Frau ist sehr verständlich. Es ist überaus kränkend, wenn der Mensch, der 16 Jahre lang die engste und vertrauteste Person war, sich jetzt wie eine flüchtige Bekannte verhält.

Plötzliches Aus: Ein Schlussstrich aufgrund vieler Geschehnisse?

Wenn man keine Erklärung für das so abweisende Verhalten des ehemals so nahen Menschen hat, ist es sehr schwer, mit der Paarbeziehung abzuschließen, einfach auch, weil so vieles offen und ungeklärt ist. Die Suche nach einem schlüssigen und für Sie annehmbaren Grund beschäftigt Sie immer weiter und immer wieder von Neuem ohne Ergebnis.

Elisabeth Raffauf

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Natürlich weiß auch ich nicht, warum Ihre Frau sich so abweisend verhält. Aber erfahrungsgemäß sind in der Beziehung, die Sie in der Rückschau als harmonisch beschreiben, schon Dinge passiert, die nicht geklärt werden konnten. Es klingt so, als ob dieser radikale Schnitt ihrer Frau ein Schlussstrich aufgrund vieler Geschehnisse ist, die auch innerhalb der Beziehung nicht besprechbar waren.

Gefühle lange nicht angeschaut, sondern weggehalten

Fragen Sie sich deshalb: Was waren das für Beziehungsprobleme, die Sie als „normal“ empfunden haben? Möglicherweise hat Ihre Frau sie ganz anders wahrgenommen. Wir kommen alle aus unterschiedlichen Familienzusammenhängen und haben unterschiedlich gelernt, was wir als „normal“ erachten und was nicht.

Es klingt, als wären da Gefühle lange Zeit nicht angeschaut, sondern weggehalten worden, Gefühle von Wut und Trauer, von Enttäuschung und Unzufriedenheit. Und als hätte es für Ihre Frau keine Möglichkeiten gegeben, sich darüber mit Ihnen auseinanderzusetzen. Irgendwann war es dann womöglich zu viel, und es blieb nur noch die Vollbremsung. Kein Gespräch, kein Austausch über Verletzungen, Unzufriedenheiten, keine Möglichkeiten, die Beziehung in Frage zu stellen und neu zu gestalten. Und so ist dann auch das Ende gelaufen.

Das hilft bei einer unerklärlicher Trennung

Was könnte für Sie hilfreich sein? Erstmal ist es vielleicht gut, nochmal durchzugehen, an welchen Stellen Sie während der Beziehung weggeschaut haben, etwa weil Sie keinen Streit riskieren wollten, es unbedingt harmonisch haben wollten. Wann hat Ihre Frau Ihnen vielleicht doch schon vorher Signale gesendet, dass sie mit etwas unzufrieden ist? Haben Sie es nicht so wichtig genommen, anders aufgefasst oder weggedrängt, sind nicht darauf eingegangen?

Vielleicht weil Sie es nicht gelernt haben, oder weil Sie Angst vor einem Konflikt hatten? Es ist wichtig, sich das anzuschauen. Wenn Sie selbst feststellen, dass Sie auch einen Anteil daran hatten, dass die Beziehung so sprachlos und so ungeklärt geendet ist, werden Sie sich nicht mehr so als „Opfer“ fühlen, nicht mehr so ausgeliefert, sondern auch als jemand, der seinen Teil dazu beigetragen hat, dass es so gekommen ist.

Danach könnten Sie schauen: Womit war ich eigentlich selbst nicht mehr zufrieden? Was hat vielleicht auch mir nicht mehr gefallen in der Beziehung? Was habe ich sozusagen billigend in Kauf genommen? Es ist hilfreich, auch auf diese Seite zu schauen, um zu erkennen, was für Sie selbst entlastend daran sein könnte ist, dass es die Beziehung nicht mehr gibt.

Und als Letztes: Nur Ihre Frau kann Ihnen sagen, warum sie sich heute so verhält, wie sie es tut. Warum ihr bislang die Worte gefehlt haben und Sie es nicht geschafft hat, mit Ihnen zu sprechen. Für sie ist es ja offensichtlich auch überhaupt nicht geklärt. Sie kann sich ja im Kontakt mit Ihnen in keiner Weise locker und souverän verhalten. Wenn Sie also Klarheit von ihr möchten, geht das nur auf einem Weg: Fragen!

Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung: die Psychotherapeuten Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner, die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald, Sexualberaterin Gitta Arntzen sowie der Urologe Volker Wittkamp. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de.