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Covid-Impfungen für 5-11-Jährige gestartetWo kann ich mein Kind jetzt impfen lassen?

Lesezeit 6 Minuten
Kinder Impfung Corona

Kinder unter 12 Jahren könne jetzt gegen Corona geimpft werden.

Köln – Nun können Kinderärzte auch Fünf- bis Elfjährige gegen das Coronavirus impfen. Bundesweit will das Mainzer Unternehmen Biontech noch diesen Monat 2,4 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffes ausliefern. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte ihn für diese Altersgruppe freigegeben und für sicher erklärt. Viele Eltern sind trotzdem unsicher. Was spricht fürs Impfen, wann raten Experten noch zu Geduld? Und wo bekommen Eltern, die sich entschieden haben, eine Impfung her?

Wie unterscheidet sich der Kinderimpfstoff von dem für Erwachsene?

Die Dosis der Kinder wiegt 10 Mikrogramm, die von Erwachsenen 30. Kinder unter 12 Jahren bekommen also ein Drittel der Erwachsenendosis gespritzt, die Flaschen lassen sich an der Deckelfarbe unterscheiden. Die zwei nötigen Dosen sollen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden.

Wann genau starten die Kinderimpfungen in NRW?

Offizieller Starttermin war der 13. Dezember. Das Gesundheitsministerium hatte zuletzt angegeben, dass der Großhandel von Biontech aber erst am vergangenen Wochenende die Lieferungen des Kinderimpfstoffes erhalten sollte. Spätestens seit Mittwoch, 15. Dezember, solle dieser in den Apotheken liegen.

Wo kann ich mein Kind impfen lassen?

Ab Freitag, 17. Dezember, impfen Impfstellen der Kommunen und Kreise Fünf- bis Elfjährige. Rund die Hälfte der Kinderimpfungen dort soll mit Termin vergeben werden, teilte das NRW-Gesundheitsministerium letzten Mittwoch mit. Bei Impfungen sollte der Kinderarzt aber der erste Ansprechpartner bleiben: Ärzte, die das Kind schon lange kennen, können am besten beraten und in einem kindgerechten Umfeld impfen. Die Stadt Köln bietet von Freitag, dem 17. bis Montag, dem 20. Dezember bei mobilen Impfaktionen und in der Lanxess Arena insgesamt 4000 Impfungen für Kinder an. Vorher muss online ein Termin gebucht werden. Ein eigens dafür eingerichtetes Buchungssystem soll noch Anfang dieser Woche zur Verfügung stehen.

Was sagt die Stiko?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat die Impfung zunächst nur für vorerkrankte Kinder und für Kinder, deren enge Angehörige sich nicht impfen lassen können oder die ein hohes Risiko auf einen schweren Krankheitsverlauf haben, empfohlen. Eine generelle Impfempfehlung gibt es nicht. Alle anderen Kinder in dem Alter können laut der Stiko nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden, sofern der individuelle Wunsch bei Kind und Eltern besteht.

Müssen Ärzte dem individuellen Impfwunsch nachkommen?

Nein, müssen sie nicht, wie Kinderarzt Jakob Maske klarstellt. „Natürlich kann ich das ablehnen, wenn ich nicht überzeugt bin vom Sinn der Impfung bei dem vor mir sitzenden Kind“, sagt der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

Was die Stiko nach seinen Worten mit der aktuellem Empfehlung vor allem klarstellt, sei das Folgende: „Wir dürfen impfen, aber müssen die Eltern über das Restrisiko möglicher seltener Nebenwirkungen, die wir durch bisher vorliegende Daten womöglich noch nicht kennen, aufklären.“ Das gelte sowohl bei Impfungen in den Praxen als auch in den Impfzentren oder durch mobile Impfteams.

In welchem Fall sollte man sein Kind impfen lassen?

Der Kölner Arzt Prof. Dr. Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, empfiehlt, abzuwägen: „Hat das Kind eine Vorerkrankung, die mir Sorgen macht? Dann würde ich impfen. Hat das Kind engen Kontakt zu jemandem, der nicht geimpft werden kann und ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf hat? Auch dann würde ich das Kind impfen lassen“, sagt Dötsch. Wenn Eltern große Sorge vor einer Corona-Infektion ihres Kindes haben und sich über ihren Impfwunsch sehr sicher sind, sei es ebenfalls legitim, die Sicherheit ist über die EMA-Zulassung gegeben. Sollten Eltern jedoch unsicher sein, rät Dötsch, zu warten: Die Stiko werde die Daten zu den Kinderimpfungen in den USA und Israel auswerten und anschließend zu einer endgültigen Einschätzung kommen.

Überwiegen die Vorteile der Impfung, werde die Stiko eine generelle Impfempfehlung aussprechen. „Covid-19 betrifft Kinder nach wie vor längst nicht so schwer wie Erwachsene“, sagt Dötsch. „Insofern können Eltern guten Gewissens auf die Empfehlung der Stiko warten, bevor sie sich für eine Impfung entscheiden. Damit machen sie nichts falsch.“ In Deutschland seien während der gesamten bisherigen Pandemie bei Kindern ohne Vorerkrankungen in diesem Alter keine Todesfälle wegen Covid-19 aufgetreten, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens kürzlich.

Manche Fachleute argumentieren, dass die Impfung auch das Risiko möglicher Langzeit- und Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung eindämmt, darunter Long Covid und das Entzündungssyndrom PIMS. Allerdings betreffe auch Long Covid Kinder deutlich seltener als Erwachsene, so Dötsch. Die Fälle von PIMS-Syndrom bei Kindern, einem postviralem Entzündungssyndrom, würden unter Delta etwas sinken.

Sollte man vor der Impfung einen Antikörpertest bei dem Kind machen?

„Wir empfehlen keine Antikörpertests“, sagt Hans Martin Bosse, Leiter der Kindernotaufnahme der Uniklinik Düsseldorf. Die Tests könnten gut zeigen, ob jemand eine Infektion hatte. „Bei der Frage 'Bin ich gut geschützt oder nicht?' haben die gängigen Antikörpertests keinen guten Vorhersagewert“, so Bosse. Zudem sei die Blutabnahme deutlich schmerzhafter als die Impfung.

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Sollte man Kinder zur Pandemiebekämpfung impfen?

Jörg Dötsch spricht sich dagegen aus. Kinder sind Schutzbefohlene: „Im Gegensatz zu Erwachsenen, die eine Verantwortung für den Schutz der Gesellschaft tragen, sind Kinder nicht für den Schutz von Erwachsenen zuständig“, sagt Dötsch. „Die Impfung muss einen individuellen Vorteil für das Kind haben.“

Erkrankten bereits Kinder zwischen fünf und elf Jahren als Folge der Impfung an einer Herzmuskelentzündung?

Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) gilt als sehr seltene Nebenwirkungen der mRNA-Impfungen mit Moderna und Biontech, häufig nach der zweiten Impfung. Sie trat vor allem bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Auch der Kinderimpfstoff von Biontech ist ein mRNA-Impfstoff, von den über 2000 Probanden erkrankte jedoch niemand an einer Myokarditis. Auch in den USA, wo bereits fünf Millionen Kinder einmal geimpft wurden, sind noch keine Fälle bekannt. In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen trat eine Myokarditis nach einer Corona-Infektion sechsmal häufiger auf als nach einer mRNA-Impfung.

Welche anderen Nebenwirkungen können auftreten?

Das Risiko seltener Nebenwirkungen könne „auf Grund der eingeschränkten Datenlage“ derzeit nicht eingeschätzt werden, sagt die Stiko, weshalb sie noch keine generelle Impfempfehlung ausspricht. Spätere Anpassungen dieser Empfehlung sind immer möglich.

Die bislang vorhandenen Daten zeichnen ein positives Bild: So haben in den USA bisher nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC von vergangener Woche mehr als fünf Millionen Kinder zwischen fünf und elf Jahren mindestens eine und mehr als 1,5 Millionen bereits die zweite Impfung bekommen. Über ernsthafte Nebenwirkungen wurde hier bislang nichts bekannt. Gleiches gilt für Israel und Kanada, wo Zehntausende Kinder zumindest schon erstgeimpft wurden.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat Ende November bei ihrer Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für diese Altersgruppe ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis festgestellt. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt zu dieser Theamtik: Schwere Nebenwirkungen seien bisher nicht bekannt, in der Zulassungsstudie hätten viele Kinder für ein bis zwei Tage vorübergehende Impfreaktionen gezeigt. Das waren etwa Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfweh und Müdigkeit. Auch Fieber, Durchfall sowie Muskel- und Gelenkschmerzen traten auf.

Was muss man nach der Impfung beachten?

Kinderarzt Maske rät, eine Woche keinen intensiven Sport zu treiben. Der Hintergrund ist das bekannte, wenn auch sehr geringe Risiko einer Herzmuskelentzündung in Folge der Impfung. Kommt es zu einer solchen Myokarditis, wird intensiver Sport sehr gefährlich.

Für Fünf- bis Elfjährige liegen solche Daten zwar noch nicht vor, sagt Maske. „Dennoch würde ich das als Vorsichtsmaßnahme empfehlen.“ Auch mit normalem Schulsport sollten Kinder in der Woche danach vorsichtig sein. Mit dem Rad zur Schule zu fahren etwa, sei aber kein Problem. (mit dpa)