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Sechs Wochen schulfreiWarum Kinder in den Ferien dringend Langeweile brauchen

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Auf dem Boden liegen und einfach mal ein paar Autos stapeln. Langeweile kann so förderlich sein.

Köln – Bretterbuden bauen, Wasserschlachten im Freibad, mit Freunden durch die gegen stromern – so erinnern sich viele an die Sommer ihrer Kindheit. Heute sieht das oft anders aus. Surfkurse, Fußballcamps, Nähnachmittage – der Alltag vieler Kinder ist auch in den schulfreien Zeiten oft durchgetaktet. Weil die Eltern arbeiten müssen. Oder weil sie ihre Kinder auch in den Ferien optimal fördern wollen. Dabei ist Langeweile eine wichtige Triebfeder in der kindlichen Entwicklung.

Eltern glauben zu oft, den Entertainer spielen zu müssen

„Maaamaaaaa, Paaapaaa, mir ist so langweilig!“ Diesen Satz werden auch Eltern früher zu hören bekommen haben. Der Unterschied ist, wie damit umgegangen wurde und wird. Gab es damals vielleicht noch öfter ein „Dann mach was draus!“ zu hören, so fühlen sich Eltern heute gefühlt öfter im Zugzwang. Möchtest du dies? Oder das? Oder jenes?

Auch mal was wagen: Kinder stürzen sich mutig und kopfüber in Neues.

In einer Welt, in der selbst Eltern kaum noch Momente der Muße erleben, weil sie ständig verfügbar sind und jede Lücke des Verschnaufens durch ihre Smartphone-Nutzung füllen können, ist es gar nicht mehr so leicht, Langeweile zuzulassen. Dabei sollten Eltern ihren Kindern diese Momente des Frustes unbedingt zugestehen, sagt Björn Enno Hermans, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie.

Langeweile - die beste Frühförderung für Kinder

„Wenn sich Kinder selbst spielerisch die Welt erschließen, kann das große Lerneffekte haben“, sagt der Familientherapeut, „man muss ihnen nur den Raum dafür zugestehen. Das ist gar nicht so leicht in einer Welt, in der alle immer ausgebucht sind“. Doch erst der Zustand des Nichtstuns ermöglicht Kreativität. Wieso also fällt es heute so vielen so schwer, Muße zuzulassen?

Kinder schauen auch in der Natur ganz genau hin und entdecken vieles, was Erwachsene übersehen.

Hermans nennt zwei Hauptgründe dafür. „Zum einen gibt es da diesen Anspruch, den Kindern ständig gerecht zu werden, sie optimal zu fördern“, sagt er. „Zum anderen gibt es das gesellschaftliche Phänomen, das auch Eltern nicht mehr an Momente des Nichtstuns gewöhnt sind in dieser Welt, die permanent so viele Optionen bereithält.“

Dabei ist es so offensichtlich, wie gut Momente der Stille tun. Wie viele Ideen wir haben, wenn wir mal einen Nachmittag nur am Meer saßen. Wie wenige Ideen wir haben, wenn wir einen Tag lang von Meeting zu Meeting gerannt sind… Im Alltag vieler Kinder sieht es nicht anders aus. Nach dem Frühstück in die Krabbelgruppe, nach der Kita noch zum Ballett, nach den Hausaufgaben noch zum Musikunterricht. Zeiten der Stille und Ruhe sind rar – eben nicht nur für Erwachsene.

Entspannte Eltern gleich entspannte Kinder? Eben. Also mal locker lassen!

Umso wichtiger finden Erziehungswissenschaftler wie Peter Struck, dass bewusst Zeiten des Nichtstuns in den Alltag eingebaut werden. In seinem „Erziehungsbuch“ empfiehlt er Eltern, auf den Satz „Mir ist so laaaangweilig“ gar nicht zu reagieren. Eltern seien schließlich keine Entertainer und suggerierten ihren Kinder damit, dass auf den Satz immer Aktionen folgten. Ein Teufelskreis.

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Kinder können den Umgang mit Langeweile erlernen

Und wenn ein Kind auch nach einer Stunde der Langeweile noch keine Idee hat, weil es daran einfach nicht gewöhnt ist? Ist der Umgang mit Langeweile erlernbar? Hermans geht fest davon aus. Manchmal brauche es einfach einen Umgebungswechsel oder eine reizarmere Umgebung, sagt er. Wald statt dem eigenen Zimmer voller Spielzeug. Garten statt Wohnzimmer.

„Manchmal braucht es nur einen kleinen Stups der Eltern“, sagt Hermans. Einem Kind, das sich für Piraten interessiert, können Eltern ein Laken anbieten. Ob es damit ein Segel für ein Piratenschiff baut oder ob es eine Fahne zum Hissen kreiert oder einfach Wellenbewegungen nachahmt, ist ihm überlassen.

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„Kinder entwickeln sich bestens, wenn sie ins Tagträumen und ins Spielen finden.“

Ein Kind, das sich für Dinosaurier interessiert, kann mit einem Blatt Papier im Wald Spuren dokumentieren und auf einer selbst gemalten Karte Fundorte einzeichnen. Oder eben einen Papierflieger draus bauen, um die Dinos damit aus ihren Verstecken zu locken. „Eltern, deren Kinder sich erstmal schwertun mit der Langeweile, sollten sich fragen: Wo kann ich mein Kind abholen? Wie kann ich an seine eigenen Motive anknüpfen?“

Die natürliche Neugier des Kindes nutzen

Ist der Moment des Frustes überwunden, bauen auch diese Kinder plötzlich Höhlen und basteln aus Vasen Herdplatten. Sie bauen Sandburgen mit Tunneln darunter und gestalten selbst Flaggen, die sie an Zahnstochern befestigen. Und dabei lernen sie mehr als sonst.

„Die neurobiologische Forschung hat gezeigt, dass Kinder viel besser lernen, wenn sie ihrer eigenen Neugierde nachgehen, wenn die Motivation nicht von außen, sondern von innen kommt“, sagt Hermans. Nichtstun kann also den viel größeren Lerneffekt haben, als ein teures Feriencamp.

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Bääätsch. Mach ich halt, was ich will.

Und wenn sich die Geschwister bei Langeweile immerzu streiten, weil ihnen nichts Besseres einfällt, kann es helfen, einen Freund einzuladen, der die Systemkonstellation verändert. „Oder man lässt sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten“, empfiehlt Hermans.

Die Kinder kochen gern oder mögen Restaurants? Einer könnte im Kochbuch das Menü für den Mittag auswählen, der andere könnte die Menükarten schreiben. Daraus kann sich eine Eigendynamik entwickeln, die schließlich allen gut tut. Den Kindern, die später für ihre Auswahl gelobt werden. Und den Eltern, die sich endlich mal keine Gedanken um die nächste Portion Tiefkühl-Fischstäbchen machen mussten. Und das alles aus der schlimmsten Langeweile heraus.