„Mama, du Arschbombe“Wie es gelingt, das Chaos mit Kindern humorvoll zu nehmen
Realitätsnah-chaotisch und ehrlich-witzig: Das Leben mit Kindern kann anstrengend sein – aber auch lustig! Mit ihrem Buch „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“ verwandelt Patricia Cammarata elterliche Verzweiflung in lautstarke Lacher.
Chaos in der Küche, der Lärmpegel im Wohnzimmer und die Trauer um verstorbene Haustiere – das Leben mit Kindern hält viele Überraschungen bereit. Bücher darüber gibt es einige, doch wie Cammarata darüber erzählt, ist einzigartig. Humorvoll und selbstironisch berichtet sie über ihren Alltag mit „laut Lohnsteuerkarte zweieinhalb Kindern“ – eines hat ihr Mann mit in die Beziehung gebracht, zwei hat sie selbst geboren.
Nach über zehn Jahren als Bloggerin mit Texten live aus der Bastelmutti-Hölle, ist die „Arschbombe“ Cammaratas erstes Buch. „Es ist nicht als Ratgeber, sondern als Aufmunterung zu verstehen“, sagt sie. Wir dürfen Auszüge daraus veröffentlichen.
Die folgenden Textstellen stammen aus dem Buch „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“, das im August bei Bastei Lübbe erschienen ist.
Über das Kuchenbacken mit Kindern
„Kind 3 hat beim Backen fleißig unterstützt. Butter zermatscht. Reichlich Zucker eingearbeitet. Mehl aus zwei Meter Entfernung dazu geworfen. Kleine Kinder machen das alles auf dieselbe Art und Weise. Auf einen Stuhl stellen und ein Kilo Mehl mit ausgestrecktem Arm von ganz oben in einem Schwall in die Schüssel schütten. Dann die Eier, die es teilweise sogar aufgeschlagen hat. Noch das Backpulver mit einem großen „Hatschi“ zerstäuben, und schon ist der Kuchenteig fertig.“
Über Phrasen im Elternwortschatz
„Gute Vorsätze hat jeder, der Elter wird. Leider sind diese so nachhaltig wie Silvestervorsätze. Ganz oben auf der Liste steht: Ich werde niemals wie meine eigenen Eltern werden, und dazu gehört auch, dass man die Sätze, die man als Kind tausendfach gehört hat, selbst natürlich niemals sagen möchte. Doch ehe man sich versieht, verlassen den Mund solche Sätze wie: „Ich will jetzt keine Diskussion mehr. Du machst das, weil ICH das sage!“ Das erste Mal ist man noch geschockt, doch eines Tages werden die Sätze Gewohnheit, und man sagt sie aus reiner Verzweiflung in erschreckender Regelmäßigkeit. […]
„Du sollst Hände waschen, nicht planschen!“, „Nicht mit dem Stuhl wackeln, setz dich bitte richtig hin!“, „Wäre es möglich, erst zu schlucken und dann zu sprechen?“, „Ich habe gesagt, Du sollst Dich bitte anziehen!“, „Kann man die Tür auch leiser zumachen?“
Über zu langweilige Kinderbücher
„Meinen Kindern sind die Texte im Grunde egal. Wenn ein Bagger auf dem Cover ist, genügt ihnen das. Kaum setzen sie sich neben mich und ich beginne vorzulesen, bekommen sie diesen leeren Blick, und auch wenn ich Wörter wie „ALIENATTACKE“ oder „NEUROPLASTIZITÄT“ einbaue, horchen sie gar nicht auf.
Es geht ihnen einfach um die beruhigenden Wiederholungen und den gleichbleibenden Rhythmus. Deswegen schreibe ich mir jetzt selbst Kinderbücher, und ich wette, ich werde reich damit. Wenn ich schon täglich mehrere Stunden vorlese, dann möchte ich wenigstens etwas dabei lernen. Band 1: „Unser buntes Bundeskabinett. Die fünfzehn putzigen Minister und Ministerinnen samt Bundeskanzlerin.“
Über die Größe der Wohnung
„Wir werden immer wieder angesprochen, ob eine Vierzimmerwohnung für fünf Familienmitglieder nicht zu klein ist. Dazu kann ich nur sagen: im Gegenteil. Für uns genügen eigentlich zehn Quadratmeter - unser Schlafzimmer. Für mich sogar nur vier, um es genau zu sagen – unser Bett. […]
Die anderen Zimmer brauchen wir im Grunde nur für repräsentative Familienauftritte, wenn wir Besuch bekommen. Wie sähe das denn aus, wenn wir alle Gäste lediglich an unser Bett bitten würden. Deswegen stehen wir manchmal auf, kämmen unsere Haare, bügeln unsere Kleidungsstücke und zeigen uns von unserer besten Seite.“
Über Kinder und Haustiere
„Alle Kinder wollen Haustiere. Natürlich auch meine. Es gibt da nur ein Problem: Ich hasse Haustiere. Das hat unzählige Gründe. Der Dreck (an den Pfoten, die Haare, die ausfallen, die Ausscheidungen), der Gestank (der nasse Hund, das Katzenklo, der Hasenstall, das Futter), die eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten (wohin mit dem Tier, wenn wir in den Urlaub fahren?), die Streitpotenziale (wer geht mit dem Hund? Wer füttert die Meerschweinchen?), die Kosten (Ausstattung! Tierarzt! Nahrung!) und nicht zuletzt: Am Ende hat man das Vieh eben doch lieb, und dann stirbt es irgendwann, und alle sind fix und fertig mit den Nerven."
Sie schafften dann doch ein Tier an: Die Wasserschnecke Zenta.
„Nachdem Zenta am fünften Tag noch so aussah wie am ersten Tag, erklärte ich sie für tot. Die jüngeren Kinder heulten Rotz und Wasser. Zenta! Zenta! Die wunderbare Zebraschnecke! Sie war tot! Tot! Tot!Wir mussten sie beerdigen und ein Grab basteln, und man verlangte von mir eine mitfühlende Rede. Es war grauenhaft. Ich kannte Zenta doch gar nicht. Wie sollte ich meine Worte wählen, wenn ich doch gar nichts über sie wusste?“