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Samenspender„Ich habe schon mindestens 30 Kinder gezeugt, die ich nicht kenne“

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Nicht immer wird für eine Samenspende ein Becher benötigt, erzählt Dennis Becker im Interview.

  1. Bei aller Aufgeklärtheit ist es immer noch ein Tabu-Thema: die Samenspende.
  2. Dennis Becker (Name geändert) ist Samenspender. Im Interview erzählt er uns, wie die Frauen ihn auswählen, wann das Kind auf natürlichem Weg gezeugt wird und was die Bechermethode ist.
  3. Es geht außerdem um Verantwortungsgefühl, Kinderfotos und wie viel Geld man mit dem eigenen Sperma verdienen kann.

Dennis Becker (Name geändert) ist Samenspender. Er ist 36 Jahre alt und lebt in Süddeutschland. Seit acht Jahren spendet er Sperma an Samenbanken und privat.

Herr Becker, Sie sind seit acht Jahren als Samenspender aktiv. Wie kamen Sie auf die Idee?

Ein befreundetes Ehepaar fragte mich, ob ich ihnen Samen spenden kann, weil sie selbst keine Kinder bekommen konnten. Damals wusste ich noch nicht, ob ich überhaupt zeugungsfähig bin und habe mich untersuchen lassen. Am Ende kam ich dem Wunsch des Paares nicht nach, weil sie mir zu nahe standen. Stattdessen habe ich an Samenbanken in Deutschland und der Schweiz gespendet. Seit sechs Jahren bin ich auch bei Familyship und biete mein Sperma an.

Wie funktioniert das genau?

Wenn ich für eine Samenbank spende, muss ich da vier bis fünf Mal hingehen und eine gewisse Menge von Samen abgeben. Wenn man verschiedene Untersuchungen und einen HIV-Test hinter sich gebracht hat, wird der Samen frei gegeben.

Wie viel Geld bekommen Sie dafür?

Das hängt von der Nachfrage ab. Bei mir waren das 2000 Franken in der Schweiz und knapp 2000 Euro in Deutschland.

Anonyme Spende ist nicht mehr möglich

Im Juli 2018 ist das „Gesetz zur Regelung des Rechts auf Kenntnis der Abstammung bei heterologer Verwendung von Samen“ in Kraft getreten. Seitdem gibt es das bundesweite Samenspender-Register. Es speichert 110 Jahre lang personenbezogene Angaben von Samenspendern und Empfängerinnen im Zusammenhang mit ärztlich unterstützten künstlichen Befruchtungen. So können ab Juli 2018 gezeugte Kinder erfahren, wessen Samen bei der künstlichen Befruchtung verwendet worden ist. Die Daten werden beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gespeichert. Zudem wurde im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert, dass der Samenspender keine Unterhaltspflichten gegenüber dem Spenderkind hat, Ansprüche auf Sorgerecht, Unterhalt oder Erbe entfallen.www.dimdi.de/dynamic/de/weitere-fachdienste/samenspender-register/Kontakt: 0228/99307-4941.

Erfahren Sie, wenn jemand Samen von Ihnen auswählt?

Nein. Aber weil ich als offener Spender registriert bin, hat das Kind mit 18 Jahren die Möglichkeit, nach seinem Erzeuger zu fragen. Nach dem neuen Gesetz ist das seit zwei Jahren sowieso bei allen Spendern so. Über die Plattform „My Heritage“, auf der man Ahnenforschung betreiben kann, weiß ich, dass es schon zwei Kinder von mir gibt, die über die Samenbank gezeugt wurden. Ich habe aber noch keinen Kontakt zu denen aufgenommen, weil ich denke, da müssen sie kommen und nicht ich. Über die Samenbank ist rechtlich alles abgesichert. Wenn da später ein Kind nach seinem Vater fragt, ist das so. Auch die Kinder, die ich über private Spenden gezeugt habe, können mich später kennenlernen.

Von einigen Kindern wissen sie, von anderen nicht. Was glauben Sie, wie viele Kinder Sie insgesamt schon gezeugt haben?

Ich denke, das werden so 30 Kinder sein.

Was ist das für ein Gefühl, 30 Kinder gezeugt zu haben?

Ich mache mir da nicht so große Gedanken. Wenn ich privat Samen gespendet habe, bekomme ich manchmal nach drei Monaten einen ersten Bericht, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Dann höre ich meist wieder was nach der Geburt. Anschließend melden sich die meisten so alle paar Jahre einmal, zum Beispiel zu den Geburtstagen. Ich habe auch schon einige Fotos gesehen und Ähnlichkeiten festgestellt. Trotzdem ist das weit weg. Ich weiß, dass da Kinder von mir da sind, aber irgendwie ist es doch weit weg.

Wie läuft eine private Samenspende ab?

Erstmal findet der Kontakt per E-Mail statt, zum Beispiel über meine Anzeige auf Familyship oder Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir schreiben ein paar Mal hin und her und besprechen unsere Standpunkte. Bevor es zur Samenspende kommt, tauscht man Fotos aus und lernt sich auch kennen. Ich zeige den Frauen auch die Ergebnisse meiner Untersuchungen und das Spermiogramm. Wenn die Frauen ihre Tage kriegen, melden sie sich bei mir und rund zwei Wochen später ist die Samenspende da. Was ich dafür bekomme, machen wir individuell aus.

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Wie funktioniert das konkret, wenn Sie sich mit den Frauen treffen?

Manchmal machen wir das auf dem natürlichen Weg, also mit normalem Geschlechtsverkehr. Manchmal wählen die Frauen die Bechermethode. Das ist sehr individuell. Ich gehe dann entweder zu den Frauen nach Hause oder wir treffen uns zum Beispiel im Restaurant. Dann gehe ich da auf die Toilette und ejakuliere in den Becher. Den nehmen die Frauen dann mit nach Hause und führen sich das Sperma mit einer Spritze ein.

Sind das hauptsächlich lesbische Frauen oder Paare, die Sie kontaktieren?

Am Anfang schon, aber jetzt gibt es auch immer mehr heterosexuelle Singlefrauen oder Hetero-Paare, die einen Samenspender suchen, weil sie selbst keine Kinder zeugen können. Anfragen gibt es sehr viele. Ob es dann zum Kontakt kommt, ist wieder eine andere Frage.

Warum?

Wenn es passt, passt es, wenn nicht, nicht. Jeder hat so seine Vorstellungen. Man trifft sich nicht, wenn man sich beim vorherigen Kontakt sehr unsympathisch ist. Auch wenn ich sehe, dass das Paar oder die Frau nicht genug Geld haben, um ein Kind dauerhaft zu versorgen, mache ich es nicht.

Das heißt, Sie spüren eine Art Verantwortungsgefühl für die ungeborenen Kinder?

Ja, das schon. Das ist schon wichtig. Wenn ich die Kinder doch irgendwann mal sehe, möchte ich nicht, dass die sagen müssen: „Du hast mich gezeugt, du bist für das Elend verantwortlich.“