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Co-Parenting„Als Paar wären wir grauenhaft, aber als Eltern funktionieren wir gut“

Lesezeit 3 Minuten
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Jennifer Sutholt und ihre Tochter Mathilda, die sie mit einem Co-Vater bekommen hat.

  1. Jennifer Sutholt wünschte sich ein Kind, wollte aber nicht auf einen Mann warten. Sie fand einen Mann, der auch ein Kind, aber keine Beziehung wollte.
  2. Gemeinsam erziehen die beiden ihre Tochter Mathilda. Dass sie ein Paar werden könnten, war schon immer ausgeschlossen.
  3. Als Co-Mutter lebe man stressfreier, findet sie. Auf ihrem Blog Planningmathilda schreibt sie über ihren Alltag.

Köln – Wie funktioniert das Leben als Co-Eltern? Was muss man beachten? Welche Möglichkeiten gibt es noch, Mutter oder Vater zu sein? Über all diese Dinge schreibt Jennifer Sutholt in ihrem Blog Planningmathilda.com. Die 39-Jährige lebt mit ihrer dreieinhalb Jahre alten Tochter Mathilda, die sie mit einem Co-Vater bekommen hat, in Berlin. Sutholt lässt auf ihrem Blog auch andere Co-Eltern und Single-Mütter zu Wort kommen, liefert Rezepte und Basteltipps und bietet auch Produkte und Informationen rund um den Zyklus und das Schwangerwerden an.

"Ich wollte nicht mehr auf einen Mann warten"

Ihre eigene Geschichte geht so: Vor etwa fünf Jahren trennte sie sich von ihrem damaligen Partner, weil der kein Kind wollte. „Ich habe dann sofort beschlossen, es anders zu machen und nicht mehr auf einen Mann zu warten. Geplant war, auf einen Samenspender zurückzugreifen und das Kind alleine großzuziehen“, erzählt sie. Sie weihte eine Kollegin in ihre Pläne ein, die bereits eine Co-Elternschaft lebt. Die kannte zufällig einen Mann der unbedingt Vater werden wollte und brachte die beiden zusammen.

Mit der Bechermethode zeugten sie Tochter Mathilda

„Wir waren uns sofort total sympathisch, arbeiten beide als Flugbegleiter und es war klar, dass es bei uns gut passt“, erinnert sich Sutholt. Mit der Bechermethode zeugten sie ihre Tochter Mathilda. Es klappte beim ersten Versuch. Von Anfang an schien klar zu sein, dass die beiden sich nicht ineinander verlieben. „Wir sind sehr gegensätzlich und wären als Paar glaube ich grauenhaft. Aber als Eltern funktioniert das dann gerade gut“, glaubt Sutholt.

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Bloggerin Jennifer Sutholt mit ihrer Tochter Mathilda.

Größere Konflikte gab es bisher nicht

Die beiden leben in getrennten Wohnungen in Berlin und teilen sich die Erziehung des Mädchens. Manchmal unternehmen sie etwas zu dritt und fahren einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. Größere Konflikte habe es bisher noch nicht gegeben. Nur einmal stritten die beiden über Politik. „Wir haben dann entschieden, diese Diskussion einfach zu lassen, weil es sich nicht lohnt. Wir müssen uns nicht vertragen und nicht abends im gleichen Bett schlafen. Wir haben kein tägliches Leben zusammen“, sagt Sutholt. Und weiter: „Dadurch, dass wir kein Paar sind, bewegen wir uns auf einer ganz anderen Ebene. Es gibt weniger Streit, weil man sich auf der Gefühlsebene nicht treffen muss. Das Elternsein ist ja schon anstrengend und schwierig genug. Sich auch noch um die Beziehung kümmern zu müssen, fällt bei uns weg. Deshalb finde ich auch das Muttersein einfacher als manch andere Frau: „Ich muss mich nur um mein Kind kümmern.“

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Der Co-Vater hat eine aktivere Rolle als manche andere Väter

Die Tochter weiß über ihre Eltern Bescheid, ist aber noch zu klein, um den Unterschied zu „echten“ Paaren wirklich zu verstehen. Sutholt glaubt zudem, dass sie gar nicht bemerkt, dass bei ihr etwas anders ist. „Ich glaube nicht, dass meiner Tochter schon aufgefallen ist, dass bei anderen die Väter in der gleichen Wohnung leben, weil die sowieso nie da sind oder bis abends arbeiten. Am Ende des Tages hat sie viel mehr Papa, weil sie mehrere Tage am Stück bei ihm ist, komplett von ihm betreut wird und er alles mit ihr macht, was ich auch mache. Er hat eine viel aktivere Rolle.“ Ein weiteres Kind wollen die beiden nicht.

"Der Kinderwunsch kann so drängend werden wie Durst"

Jennifer Sutholt möchte mit ihrem Blog ihre Erfahrungen weitergeben und ein Anlaufpunkt für alle sein, die sich nach einem Kind sehnen. Sie weiß: „Der Kinderwunsch kann so drängend werden wie Durst. Das wird irgendwann so körperlich und versetzt einen irgendwann in Panik. Ich möchte Frauen diese Panik nehmen.“