„Wie heißt der Mann, Mama?”Wie zwei Kinder die TV-Interviews ihrer Mütter sprengen
Köln – Arbeiten im Homeoffice mit unbetreuten Kindern: Was das bedeutet, haben viele Familien in den vergangenen Monaten zu Genüge erlebt. Am besten, man nimmt die Belastung mit Humor. So wie die britische Wissenschaftlerin Clare Wenham und der BBC-Moderator Christian Fraser.
„Wie heißt der Mann, Mama?”
Die Gesundheitsexpertin Wenham beantwortet Fraser gerade per Videoschalte ein paar Fragen zur aktuellen Corona-Entwicklung, als plötzlich ihre kleine Tochter seitlich ins Bild kommt. Sie ist auf den Tisch geklettert. Wenham hebt sie herunter und setzt ihr Interview fort. Doch die Tochter verschwindet nicht und sucht im Hintergrund den besten Platz für ein Einhornbild im Regal. Wenham bleibt tapfer und versucht weiter auf Frasers Fragen zu antworten.
„Es ist wirklich ein schönes Einhorn!”
„Wie heißt Ihre Tochter?”, fragt der plötzlich. „Sie heißt Scarlett!”, antwortet Wenham lächelnd. Fraser wendet sich an Scarlett und sagt zu ihr: „Ich glaube, das Bild sieht im unteren Regal besser aus. Und es ist wirklich ein schönes Einhorn!” Scarlett dreht sich zum Bildschirm um und fragt: „Wie heißt er? Wie heißt der Mann, Mama?” „Ich heiße Christian”, antwortet Fraser.
Die BBC veröffentlicht den Ausschnitt später auf Twitter.
Es sei das informativste Interview gewesen, dass er an diesem Tag geführt habe, sagt Fraser. Auch Wenham, die an der London School of Economics and Political Science zum Thema globale Gesundheitspolitik forscht, twittert anschließend: „Wir haben uns für ein Regalbrett für das Einhorn entschieden. Danke für all die netten Worte, die die Arbeits-Eltern-Balance im Corona-Chaos normalisieren.”
Nicht ganz so gelassen reagiert Sky-Moderator Mark Austin auf eine ähnliche Situation. Mit seiner Reporter-Kollegin Deborah Haynes spricht er per Schalte über das neue Sicherheitsgesetz für Hongkong. Plötzlich geht die Tür auf, Haynes kleiner Sohn kommt herein und fragt nach zwei Schokoladenkeksen. Daraufhin bricht Austin das Interview ab.
Haynes teilt kurz darauf via Twitter mit, dass ihr Sohn „dank seines großen Verhandlungsgeschicks” die zwei Kekse bekommen habe. Sie erhält viele positive Kommentare, es etabliert sich sogar der Hashtag #twobiscuits. Mittlerweile hat CNN die beiden ungeplanten Unterbrechungen in einem Video zusammengefasst. Überschrift: „Diese Schalten zeigen, wie surreal der Alltag vieler Eltern ist, die versuchen, ohne Kinderbetreuung zuhause zu arbeiten.”
Im Beitrag sind auch User-Kommentare eingeblendet, diese hier zum Beispiel: „Das ist mein Leben (und das Tausender anderer Eltern) seit vier Monaten.” und „Gott segne die arbeitenden Mütter überall. Dieser Kampf ist für uns nicht neu, er wird nur jetzt beleuchtet und festgehalten. Mütter sind wunderbar!”
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Dass auch Väter diese Probleme haben, hat lange vor Corona schon der amerikanische Politikprofessor Robert Kelly gezeigt. Das Video von seinem Interview sorgte vor drei Jahren für Lacher im Netz.
Kelly sitzt im Anzug am Schreibtisch und spricht in einem Videointerview mit der BBC über den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Plötzlich geht die Tür auf, ein kleines Mädchen tanzt ins Zimmer und stellt sich neben ihn. Sein Interview führt er fort. Dann öffnet sich die Tür und ein weiteres Kind kommt in einer Art Laufstuhl hereingerollt, dicht gefolgt von einer hektischen Frau, die beide Kinder wieder hinaus zieht.
Kinder sind einfach unvorhersehbar. Genau das macht den Alltag mit ihnen so lustig und abwechslungsreich. Vergessen wir das in all dem Chaos nicht. (mit dpa)