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ScheidungsanwältinAn diesen Punkten scheitern die meisten Ehen

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Viele Ehen scheitern. Dabei könnten Paare gleich zu Beginn der Beziehung gegensteuern, sagt eine Scheidungsanwältin.

Köln – Wenn eine Scheidungsanwältin einen Beziehungsratgeber schreibt, weil sie das Gefühl hat, zu wissen, was in deutschen Ehen immer wieder zu Trennungen führt. Und wenn sie dann dieses Buch auch noch mit der Ex eines ehemaligen Mandanten zusammen schreibt, den sie in der Scheidung von ihr vertrat, dann kommt ein Buch wie „Lieber lange lieben“ dabei heraus, das jetzt im Eden Verlag erschienen ist.

„Viele Eheprobleme sind vorprogrammiert“

In lockerem, fast kumpelartigen Ton lassen Anwältin Ines Daun und ihre Co-Autorin Kerstin Dombrowski kein Klischee aus (etwa das der Blondine mit Konfektionsgröße 34 an der Seite eines Unternehmers), verpacken es aber so sympathisch, dass man ihnen dafür gar nicht böse sein kann. Tatsächlich glaubt man bei der Lektüre des Buches, neben einer Freundin zu sitzen, die eben wirklich Ahnung hat – und unheimlich viel zu erzählen.

Denn was Ines Daun in ihren 23 Jahren als Scheidungsanwältin in der eigenen Kanzlei erlebt hat, gewährt uns einen spannenden Blick hinter die Kulissen deutscher Ehen.

Sie sagt, die meisten Eheprobleme seien von Anfang an vorprogrammiert.

Und da es sich ja immer lohnt, aus Fehlern zu lernen, erfahren wir in ihrem Buch vor allem, was wirklich schief läuft hinter der Fassade glücklicher Familien – und wie es besser klappen könnte.

Auf diese sechs Dinge sollten Paare schon ganz früh in der Beziehung achten:

Wir müssen schon beim ersten Date wissen, was wir wirklich wollen

Ein echter Realitätscheck am Anfang einer Beziehung? Wie unromantisch! Nein, findet Ines Daun, unromantisch sei nicht das Ausfeilen gemeinsamer Werte, sondern später die Scheidung, weil man es verpasst hat, sich über Grundsätzliches im Vorhinein Gedanken zu machen.

Welchen Typ Partner wünscht sich der Mann? Eine Frau zum Repräsentieren? Eine, die gern zu Hause bei den Kindern bleibt und den Haushalt macht? Oder eine, die Karriere macht und das Geld mit nach Hause bringt? Welchen Typ Partner wünscht sich die Frau? Möchte sie später halbtags arbeiten? Ganztags? Kinder – ja oder nein?

Diese Fragen müssen sich Paare stellen – und dabei ehrlich zu sich sein. Vielleicht sehen wir uns am Anfang der Beziehung noch als die hippen Weltenbummler in der Großstadt, wollen später aber unbedingt die Doppelhaushälfte mit Garten auf dem Land. Daun rät: „Überlegen Sie sich nicht, welches Leben zu Ihrem Selbstbild passt, sondern wirklich zu Ihren intimsten Wünschen und Überzeugungen. Damit ist schon einmal die Grundvoraussetzung für eine erfüllte und erfüllende Lebensbeziehung geschaffen.“

Wir müssen genau hinhören, wenn die neue Liebe vom Ex erzählt

Und stell dir mal vor, dann hat sie das gemacht – und das noch. Und das und das konnte sie ja sowieso noch nie gut. Ein Drachen war sie. Ines Daun hat viel mit enttäuschten Menschen zu tun, die in ihrer Kanzlei mal so richtig Dampf ablassen über die Ex. Oder umgekehrt: Auch Frauen sitzen vor ihr und lassen kein gutes Haar am Verflossenen. Bei einer Scheidungsanwältin ist das erlaubt.

Dem neuen Partner gegenüber jedoch erstmal davon zu erzählen, wie mies die oder der Ex war? Vor solchen Menschen warnt Daun. Sie sagt, viele könnten sich unzählige Enttäuschungen ersparen, wenn sie gleich beim ersten Date hinhören, was über die letzte Beziehung erzählt wird.

Sie schreibt: „Wenn er kein gutes Haar an seiner Ex lässt, weil sie an allem schuld ist – an der Trennung, der Scheidung, vielleicht auch daran, dass auf der ganzen Erde nicht der Weltfrieden herrscht – dann stehen Sie bitte auf und gehen Sie!“

Ein solches Zeichen zeige vor allem eins: fehlende Konfliktfähigkeit. Da es in jeder zwischenmenschlichen Beziehung nun einmal zu Konflikten komme, sei hier absolute Vorsicht geboten.

Wir müssen beim Zusammenziehen Fehler vermeiden

Eine Beziehung besteht nicht nur aus Bauchgefühl, sondern leider auch aus Disziplin. Das ist eine Lektion, die Ines Daun besonders hervorhebt – gerade, wenn es um das Zusammenziehen geht.

Wir bringen alle unsere Päckchen mit – und sind geprägt von der eigenen Kindheit. Wenn Mutti aber immer den Salat mit der anderen Sauce serviert hat? Nun, dann ist es jetzt an der Zeit, auch mal etwas Neues zu probieren. Daun schreibt dazu: „Verstehen Sie, dass Sie mit Ihrem Partner ein eigenes Leben und eine eigene Mann-Frau-Beziehung aufbauen müssen. Und das bedeutet tatsächlich: Arbeit.“

Neben der Glorifizierung der eigenen Eltern und ihrer Lebensweisheit, nennt die Anwältin aber zwei weitere wichtige Punkte, wenn es ums Zusammenziehen zweier Partner geht. Viele Partner lassen sich zu Hause nach einer gewissen Zeit gehen, tragen nur noch die Puschelsocken oder die ausgebeulte Jogginghose. Klar, beide hatten sicherlich einen anstrengenden Tag. Nur: Da die meisten Paar nicht zusammenarbeiten, wäre es doch schade, wenn sie sich also nur noch in ihrem Schlabberlook sähen. Sich schick machen für den Partner? Attraktiv bleiben? Das empfiehlt Daun von Herzen, damit eine Beziehung langlebig ist und bleibt.

Trotzdem rät sie auch noch zu einem Notgroschen, womit wir beim nächsten Punkt wären, dem lieben Geld. Jeder sollte sich so viel zur Seite legen, dass er oder sie notfalls weglaufen kann. Das macht unabhängig. Unabhängigkeit macht sexy. Und damit wären wir wieder beim Punkt zuvor.

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Frauen sollten sich über die Kinder nicht selbst vergessen

Egal, wie Mütter es angehen, im Grunde können sie es in der öffentlichen Wahrnehmung nur falsch machen. Mütter, die Vollzeit arbeiten, sind Rabenmütter, Mütter, die zu Hause bleiben, sind Helikoptermütter. Davon, rät Daun, sollten wir uns freimachen. Wichtig sei vor allem, sich nicht komplett abhängig vom Partner zu machen.

Nicht nur, weil das finanziell gefährlich werden kann, sondern auch, weil Kinder nun einmal irgendwann ausziehen. Daun schreibt: „Schon deshalb ist es wichtig, sich nicht nur auf die Rolle als Mutter zu konzentrieren, sondern immer auch Frau zu bleiben. Mit Hobbys, Freundinnen, einem Lebenspartner, einem gesunden Sexleben, romantischen Restaurantbesuchen, ungestörten Gesprächen, vielleicht viel zu vielen Schuhen und Handtaschen – eben allem, was Sie auch vor Ihrer Mutterschaft ausgemacht hat.“

Wir sollten vor der Hochzeit über einen Ehevertrag nachdenken

Eine Ehe kann wundervoll sein, eine Eheschließung erst recht. Es lohnt sich aber trotzdem, realistisch zu bleiben. „Eine Ehe muss immer auch eine Vernunftehe sein! So unromantisch das klingt“, sagt die Scheidungsanwältin. Sie muss es ja wissen! Und sie rät eindeutig zu einem Ehevertrag – und das nicht nur, weil Ehen mit Ehevertrag statistisch länger halten.

Ein Ehevertrag kann im Zweifel nämlich auch eine Ehe verhindern, dann nämlich, wenn sich die Parteien schon da nicht einig werden. Im besten Falle aber kann der Vertrag den Partnern Geld, Ärger und Missverständnisse ersparen.

Wir müssen Flauten im Bett überwinden – oder gehen

Eine langjährige Beziehung bleibt nicht so feurig wie in der Anfangszeit, das ist keine Überraschung. Trotzdem gibt es Dinge, auf die Partner weiter achten können. Und dafür braucht es – zumindest in den meisten Fällen – keine verruchten Dessous oder das Superparfum, nein, Daun sieht das Geheimnis gut funktionierender Beziehungen vor allem in den kleinen Gesten im Alltag.

Die kurze Berührung, wenn der eine am anderen vorbei geht. Daun schreibt: „Es geht nicht darum, das Level der Anfangszeit zu halten und nach dem Kuss am Waschbecken sofort Sex zu haben. Es geht darum, den anderen weiterhin attraktiv zu finden, ihn gern anzuschauen und anzufassen und ihn gern zu riechen.“

Sollte einer der Partner allerdings abends extra so lang im Bad bleiben, dass der andere möglichst schon schläft, wenn man wiederkommt, dann hält sie die Beziehung für unrettbar – und rät zur Trennung, um sich den Partner zu suchen, mit dem man wirklich glücklich wird.Daun schreibt: „Ich sage immer: Die Leute kommen mit gebrochenen Flügeln zu mir. Wenn sie gehen, sollen sie wieder fliegen können. Anders zwar, aber fliegen!“

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Buchtipp:Ines Daun, Lieber lange liebenEden Verlag, 2018