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Für immer wegWas es für Eltern bedeutet, wenn das Kind einfach so verschwindet

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Mit Plakaten auf der Suche – auch bei der verschwundenen Rebecca aus Berlin (Archivbild). 

Berlin – Die Namen bleiben in Erinnerung. Inga. Rebecca. Maddie. Manuel. Und noch viele andere. Es sind Kinder und Jugendliche, die verschwunden sind und vermisst werden. Manche wie Rebecca aus Berlin seit wenigen Monaten. Andere wie Inga aus Schönebeck (Sachsen-Anhalt) seit einigen Jahren oder wie Maddie aus England seit mehr als einem Jahrzehnt. Zum Tag der vermissten Kinder am 25. Mai rücken zahlreiche Fälle wieder ins Bewusstsein.

Für Eltern und Geschwister ist oft die Ungewissheit über das Schicksal des verschwundenen Kindes das Quälendste an der Situation. An Jahrestagen oder dem aktuellen Gedenktag wird das deutlich. „3 unerträgliche Monate“, schrieb die Schwester von Rebecca kürzlich im Internet zu einem gemeinsamen Foto der Schwestern.

Keine Spur von Rebecca aus Berlin

Die 15-jährige Rebecca wurde zuletzt am 18. Februar im Haus der Schwester gesehen. Trotz wochenlanger aufwendiger Suche der Polizei in Waldgebieten und an Seen in Brandeburg blieb sie verschwunden. Die Polizei hält das Mädchen für tot und verdächtigt den Schwager.

Rebeccas Eltern schrieben in einem vom Sender RTL veröffentlichten Brief: „Wir sind verloren in unserer Angst und jeden Tag schwindet die Hoffnung, dich jemals wiederzusehen. Wir sind erstarrt in unserer Trauer.“ Verzweifelt geht es weiter: „Wir stehen am Fenster starren hinaus und denken jetzt... Jetzt musst du doch kommen, doch stattdessen fahren die Autos ganz langsam an unserem Haus vorbei und schauen zu uns rüber... rüber zu Eltern, die trauern.“

Der Fall Rebecca ist außergewöhnlich, weil die Jugendliche nach Erkenntnissen der Polizei am Tag ihres Verschwindens nicht außerhalb des Hauses unterwegs war. Die meisten entführten Kinder und Jugendlichen werden von den Tätern an öffentlichen Orten abgepasst.

„Initiative Vermisste Kinder“ hilft bei der Suche

Die fünfjährige Inga wollte im Mai 2015 beim Besuch eines abgelegenen Heims in Stendal mit anderen Kindern im Wald Holz suchen. „Von dort ist das Mädchen nicht zurückgekehrt“, schreibt die Polizei in Sachsen-Anhalt auf der Internetseite „www.woistinga.de“. Der vierjährige Aref verschwand im April 2016, nachdem seine Mutter ihn auf einem Spielplatz in Eschwege (Hessen) aus den Augen verlor.

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48 Mädchen und Jungen, die möglicherweise entführt und ermordet wurden, hat die private Hamburger „Initiative Vermisste Kinder“ auf einer Landkarte im Internet eingezeichnet und mit Informationen verlinkt. Die orangenen Punkte verteilen sich über ganz Deutschland. „Wir nehmen vor allem Fälle auf, bei denen sich Verwandte oder die Polizei an uns wenden“, sagt Lars Bruhns, dessen Mutter die Beratungs- und Anlaufstelle im Jahr 1997 gründete.

Wie beim zwölf Jahre alten Manuel Schadwald aus Berlin, der 1993 von zu Hause zu einem Freizeitzentrum wollte. Dort kam er nie an. Oder bei der zehnjährigen Hilal, die 1999 in Hamburg die Wohnung ihrer Eltern verließ und zuletzt in einem Einkaufszentrum gesehen wurde.

Viele unbegleitete Flüchtlinge gehören zu den ungeklärten Fällen

Wie viele Kinder weder lebendig noch tot gefunden wurden, ist nicht einfach zu klären. Jedes Jahr werden viele tausend Menschen als vermisst gemeldet. 2018 waren es laut dem Bundeskriminalamt (BKA) allein 12 762 Fälle von Kindern, von denen rund 97 Prozent aufgeklärt wurden.

Übrig bleiben seit 1951 etwa 2000 ungeklärte Fälle vermisster Kinder in der Kategorie „Vermisste/Unbekannte Tote“. Mehr als die Hälfte davon sind laut BKA Ausreißer oder unbegleitete Flüchtlinge, die selbstständig unterwegs sind.

Bei dem verbleibenden Teil - einige Hundert bis knapp tausend Kindern - sei „zu befürchten, dass diese Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden (..) oder nicht mehr am Leben sind“. In fast 70 Jahren sind das also jedes Jahr bis zu 14 ungeklärte Fälle von Kindern bis 13 Jahren. Bei den Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren liegt die Zahl noch höher.

Beratungsinitiative kritisiert Bundeskriminalamt

Bruhns von der Beratungsinitiative kritisiert, das BKA lege keine eindeutigen Jahresstatistiken vor. Überhaupt wäre bei akut vermissten Kindern ein schneller Alarm über ein Handy-Informationssystem wie „Katwarn“ sinnvoll, in Nachbarländern sei das Standard. Auch die Betreuung der schockierten und traumatisierten Eltern sei in Deutschland „schlecht oder gar nicht organisiert“, sagte Bruhns, der sich persönlich in Berlin auch um Rebeccas Eltern kümmerte.

Große Chancen, vermisste Kinder und Jugendliche nach sehr langer Zeit noch lebend zu finden, sieht Bruhns nicht. „Das ist sehr unwahrscheinlich.“ Letztlich sei aber das spurlose Verschwinden für alle Zeit der Ausnahmefall. Häufig finden Spaziergänger Jahre später eine Kinderleiche oder die Polizei stößt auf anderem Weg auf einen Täter. Der Vermisstenfall wird zum Mordfall.

Wenn aus einem Vermisstenfall ein Mordfall wird

Das gilt für bekannte Beispiele wie die neunjährige Peggy aus Bayern, die 2001 verschwand. 2016 wurden Teile ihres Skeletts in einem Wald in Thüringen gefunden. Obwohl es einen Verdächtigen gibt, ist der Fall noch nicht aufgeklärt.

Die Leiche der 14-jährigen Georgine aus Berlin, die 2006 verschwand, ist bis heute nicht gefunden worden. Die Polizei verhaftete aber 2018 einen mutmaßlichen Täter. Oder die beiden kleinen Jungen Elias und Mohamed, die im Sommer und Herbst 2015 in Potsdam und Berlin vermisst wurden. Der 32-jährige Täter wurde später mit Hilfe von Videoaufnahmen gefasst und verurteilt. (dpa)