Zwillingsschwestern mit KindDas besondere Familienleben von Lara und Nina

Die Zwillingsschwestern Lara (l.) und Nina unterstützen sich in jeder Lebenslage. Sie erziehen zusammen Lea (6) – und bald auch das Kind von Lara, das durch Samenspende entsteht.
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Mutter werden – einer der größten Wünsche im Leben vieler Frauen. Doch was, wenn man einfach nicht den richtigen Partner findet, mit dem man sich eine Familie vorstellen kann?
Medizinische Lösungen gibt es heute auch ohne diesen passenden Partner. Und davon machen immer mehr Frauen Gebrauch. Das klassische Familienmodell ist heute nicht mehr unbedingt nötig, um eine Familie zu gründen. So ist es auch bei den Zwillingen Nina und Lara.
Zwillinge erziehen Kind gemeinsam
Die beiden Schwestern (28) sind auf Instagram als „dastwinteam“ unterwegs, bloggen über ihren Familienalltag. Nina ist Mutter einer sechsjährigen Tochter, Lea. Lara begleitete ihre Schwester schon in der Schwangerschaft, kümmerte sich auch nach der Geburt intensiv mit um ihre Nichte – bis heute. Sie erziehen sie gemeinsam. Parallel sorgte Lara in den vergangenen Jahren außerdem für insgesamt elf Pflegekinder. Der Wunsch, selbst Mutter zu werden, wurde dabei immer größer.
Nach vielen Überlegungen hat Lara entschieden, sich in die Kinderwunschbehandlung zu begeben – als Single. „Pflegekinder zu betreuen war toll – und trotzdem war der Wunsch nach einem leiblichen Kind da und den möchte ich mir jetzt einfach erfüllen“, sagt Lara. „Ich möchte mein Glück einfach nicht mehr davon abhängig machen, ob ich jetzt jemanden kennenlerne oder nicht.“ Mit ihrer Schwester und ihrer Nichte hat sie zwar schon ein Familienleben, das funktioniert. Doch warum sollte da nicht noch ein eigenes Kind hineinpassen?

Lara (r.) versteht sich nicht als „Mama Nr. 2“ für Lea (6) , sie bleibt die Tante, ist aber in die Erziehung involviert.
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Über eine Samenspende zum leiblichen Kind
Mit Hilfe einer Samenspende will Lara nun ebenfalls Mutter werden. Als Single-Mama nicht ganz einfach, nicht jede Kinderwunsch-Klinik unterstützt alleinstehende Frauen. Allerdings gebe es mittlerweile in jedem Bundesland mindestens eine, die das macht, wissen die beiden Schwestern.
Der Haken: Alleinstehende Frauen müssen alle Kosten für die Behandlung alleine tragen. Krankenkassen unterstützen den Kinderwunsch von Single-Müttern nicht. Wenn man aber eine Klinik gefunden und die notwendigen finanziellen Mittel hat – die Kosten belaufen sich auf etwa 2000 Euro pro Versuch – kann die Behandlung starten.
Die Kliniken kooperieren mit Samenbanken, bei denen man sich Spender auswählen kann. Lara hat sich für eine offene Spende entschieden, das bedeutet: „Der Spender erzählt (schriftlich) viel über sich, schreibt auch einen Brief an das zukünftige Kind. Das fanden wir total wichtig. Wir haben auf das Profil gewartet, wo wir dachten »Das passt total zu uns«. Wir haben sogar ein Kinderfoto von ihm.“ Sobald das zukünftige Kind 16 Jahre alt ist, kann es den Samenspender kontaktieren, sofern es das möchte.
Andere Single-Mamas bestärken
Viele Frauen haben Angst, wie das Umfeld reagieren könnte, wenn sie sich alleine für eine Kinderwunschbehandlung entscheiden. Die Zwillinge raten, sich im Vorfeld eine vertraute Person zu suchen. „Eine beste Freundin, die Mama, eine Tante. Irgendjemanden, mit dem du reden kannst und der mit dir den Gegenwind aushält.“
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Neben einigen kritischen Stimmen erreichen Lara und Nina auch immer wieder Nachrichten von Frauen jeder Altersgruppe, die sagen: „Wenn Ihr das durchzieht und das jetzt so bekannt macht, dann traue ich mich das auch“.
Eine Reaktion, die genau das Ziel von Laras und Ninas öffentlich gelebtem Familienmodell ist. Kinderwunsch als Single-Mama sollte kein Tabuthema mehr sein, sagen sie. Nina: „Man hat nur dieses eine Leben und man ist niemandem Rechenschaft schuldig, man muss nicht nur nach der Norm leben.“ Ein gutes und stabiles Zuhause für ein Kind kann man auch in besonderen Konstellationen schaffen. Zum Beispiel mit der Schwester. „Familie kann so vielfältig sein.“
Familien in Deutschland
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland 11,6 Millionen Familien mit Kindern im eigenen Haushalt – darunter 2,6 Millionen Alleinerziehende, 2,2 Millionen Mütter und über 400.000 Väter (Zahlen aus dem Mikrozensus 2019).
Verheiratete Eltern sind nach wie vor die häufigste Familienform, aber die Zahl der Familien, in denen Kinder in Lebensgemeinschaften aufwachsen, steigt. Damit sind sowohl hetero- als auch homosexuelle Lebensgemeinschaften und alle Formen der „Regenbogenfamilie“ gemeint. Sie machen über 11 Prozent der Familienmodelle aus.
Ein zukünftiger Partner ist nicht ausgeschlossen
Auch wenn Nina und Lara Tochter Lea gemeinsam erziehen, leben sie in getrennten Wohnungen – das soll auch so bleiben. Bald zieht Lara aber in die unmittelbare Nachbarschaft und auf lange Sicht ist auch ein gemeinsames Eigenheim geplant, aber stets mit getrennten Wohnbereichen.

Nina (l.) und Lara sind unzertrennlich. Sie sind zwar offen für eine Liebesbeziehung. Aber der Partner sei eben kein Muss.
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„Wenn man privat und beruflich so eng miteinander ist, ist es auch wichtig, das man am Ende des Tages mal die Tür schließen kann“, erklärt Nina. Natürlich kracht es auch mal bei den Zwillingen, aber das komme in anderen Familien schließlich auch vor.
Aber was ist, wenn eines Tages doch die große Liebe über den Weg läuft? „Ich bin überzeugt, dass man den Traumprinzen nicht suchen sollte. Viele denken, dass uns wegen unseres Familienmodells und der künstlichen Befruchtung keiner mehr will. Okay, dann ist das so. Wenn ich jemanden an meiner Seite will, dann nimmt er mich, mein Kind und alles, wie wir sind“, findet Nina.