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Ohne Angst zu machenWie spreche ich mit meinem Kind über das Coronavirus?

Lesezeit 4 Minuten
Coronavirus dpa

Überall wird über das Coronavirus gesprochen, das bekommen auch keine Kinder schon mit.

Alle reden drüber. Der Moderator im Radio. Die Leute in der Bahn. Die Lehrerin in der Schule. Corona ist zurzeit das Thema – und das bekommen Kinder natürlich mit, auch schon im Kita-Alter. „Die Erfahrung zeigt, dass das Thema präsent ist und Kinder darüber etwas erfahren wollen“, sagt Prof. Reinhard Berner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden. Doch wie gehen Eltern damit um?

Auf die Fragen der Kinder ausweichend oder gar nicht zu antworten, ist auf jeden Fall nicht die richtige Lösung. Denn: Oft malen sich Kinder in ihrer Phantasie dann Horror-Szenarien aus, die viel schlimmer sind als die Realität. Deswegen sollten Eltern unbedingt mit ihren Kindern über Corona sprechen – aber ganz sachlich. „Erwachsene gehen ja ganz unterschiedlich mit dem Thema um und sind selbst verunsichert.“ Klar, dass sich das auf die Kinder übertragen kann und die dann auch diffuse Ängste entwickeln. „Da muss man alles daran setzen, die zu beruhigen.“

Wie man mit Kindern über das Coronavirus spricht, hängt vom Alter ab

Die wichtigste Botschaft lautet deswegen: Kinder müssen sich keine Sorgen machen. Wie konkret die weiteren Erklärungen sein müssen, hängt stark vom Alter des Kindes ab. Bei den meisten Kita-Kindern seien die Vorstellungen vermutlich noch wenig konkret, so der Experte, Grundschulkinder sollten schon mehr erfahren. Doch mal ganz ehrlich: Wie erklärt man Kindern eigentlich Corona? Wir liefern Ihnen einige Erklärungsansätze.

Zunächst: Sars-CoV-2, wie es offiziell heißt, ist ein Virus. Auf dieser Welt gibt es viele verschiedene Arten von Viren, die unterschiedliche Krankheiten auslösen können. Viren sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann. Obwohl sich das jetzt erstmal unheimlich anhört, ist das aber kein Grund zur Sorge. Denn, wir wissen ja, wie sich das Virus überträgt. Und zwar durch die sogenannte Tröpfchen-Infektion: Durch Husten oder Niesen gelangt das Virus aus dem Körper des Erkrankten an die Luft und kann von dort aus zu anderen Menschen weitergetragen werden. Außerdem können Viren an Oberflächen „kleben“ bleiben, die erkrankte Personen angefasste haben.

Eltern und Kinder sollten sich an Vorsichtsmaßnahmen halten

Daraus folgen drei Vorsichtsmaßnahmen: Erstens ist es zurzeit besonders wichtig, Abstand zu anderen Personen zu halten, vor allem, wenn diese krank sind. Zweitens sollte sich jeder mindestens zwanzig Sekunden lang die Hände mit Seife und – wenn möglich – warmem Wasser waschen. Und zwar vor dem Essen, nach dem Essen, wenn man nach Hause kommt, wenn man auf Toilette war – und am besten zwischendurch auch. Drittens: Wer eine Erkältung hat, sollte sich natürlich auch an die oben genannten Maßnahmen halten, nur in die Armbeuge husten oder niesen und sicherheitshalber einen Tag länger nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen.

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Wenn Kinder und Eltern sich an diese Vorsichtsmaßnahmen halten, reduziert das die Gefahr sich anzustecken. Und selbst wenn es passieren sollte: Vermitteln Sie Ihren Kindern, dass die durch Corona ausgelöste Krankheit Covid-19 in den allermeisten Fällen ähnlich verläuft wie eine harmlose Erkältung. An ihre letzte Erkältung werden Kinder sich sicherlich erinnern und wissen, dass das gar nicht so schlimm war. Diese Erfahrung beruhigt. Sie sollten älteren Kindern allerdings nicht verschweigen, dass die Krankheit in sehr wenigen Fällen auch schlimm war. Und zwar so schlimm, dass auch Menschen daran gestorben sind. Doch die allermeisten dieser Menschen waren schon vorher krank – eine Tatsache, die auf Ihre Familie hoffentlich nicht zutrifft.

Warum ist die Corona-Panik so groß?

Aus den bisherigen Erklärungen folgt automatisch diese Frage: Wenn die meisten Corona-Fälle recht harmlos verlaufen – warum ist die Panik dann so groß? Die einfache Antwort lautet: „Weil es ein neues Virus ist, dass sich in vielen Ländern breitmacht“, so Experte Berner. Dass wir noch recht wenig darüber wissen, dass wir das Virus weder sehen noch hören, riechen oder schmecken können, verunsichert die Menschen. Viele versuchen diese Unsicherheit und Angst in den Griff zu bekommen, indem sie auf anderen Gebieten die Kontrolle übernehmen und riesige Vorräte an Lebensmitteln einkaufen. Das gibt den Menschen das Gefühl, gut vorzusorgen, ist aber eigentlich nicht nötig.

Das beste Mittel, um die Panik in den Griff zu bekommen, ist sich zu informieren, sachlich darüber zu sprechen, sich an alle Vorsichtsmaßnahmen zu halten – und sich ansonsten mit dem ganz normalen Leben abzulenken: Hausaufgaben, Aufräumen, Sport. Oder Sie machen mal wieder einen richtig ausdauernden Spieleabend mit der ganzen Familie. Über die Frage, wer wohl gewinnt, tritt die Angst vor dem winzigen Virus ganz bestimmt in den Hintergrund. (mit dpa)