Bei gesundheitlichen Problemen können Menschen die 112 oder die 116 117 wählen. Wer die richtige Nummer anruft, kann wertvolle Zeit sparen.
Lebensgefährliches Verwechselungsrisiko116, 117 oder 112 – Mit welcher Nummer erreiche ich welchen Arzt?
Eigentlich war es schon eine lebensrettende Vereinfachung: Unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116 117 können Patienten den hausärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen. Dann spricht eine ausgebildete Person mit dem Anrufer und schickt, wenn nötig, einen Arzt der Fahrbereitschaft zu den Patienten. Dieses Angebot gilt nur in der Zeit, in der hausärztliche Praxen nicht besetzt sind, abends oder am Wochenende. Alternativ können die Patienten auch eine Notfallpraxis aufsuchen. Beide – die Fahrbereitschaft und die Notfallpraxis – vertreten den Hausarzt in dieser Zeit.
Aber eben nur den Hausarzt. Die 116 117 wird noch immer gerne als Notfallnummer bezeichnet. Das Wort birgt ein lebensgefährliches Verwechslungsrisiko: Denn hinter der Nummer steht nicht der Notarzt, sondern der Vertreter des Hausarztes. Den Notarzt erreicht man immer noch unter der 112.
Es gibt aber immer wieder Fälle, in denen die Patienten die für ihren Fall falsche Nummer anrufen. Und es ist ihnen kein Vorwurf zu machen: Die Unterscheidung zwischen Notfall und lebensbedrohlichem Notfall ist für Patienten nicht immer leicht. Umgekehrt war die Trennung der beiden Notfallnummern von Anfang an keine gute Idee.
112 und 116 117 sollen verknüpft werden
Das soll sich jetzt ändern. Endlich! Die beiden Notfallnummern sollen verknüpft werden. Es soll leichter werden, „Fehlanrufe“ umzuleiten, ohne dass die Patienten ihre ganze Geschichte noch einmal erzählen müssen. Bei der Umleitung gibt es auch datenrechtliche Probleme. Entscheidend ist aber, dass am anderen Ende der Leitung eine kompetente Person sitzt, die nach einem kurzen Gespräch einen lebensbedrohlichen Notfall von einem nicht akuten Problem unterscheiden kann.
Das ist – nach eigener Erfahrung – deutlich besser geworden: Immer öfter führen die hausärztlichen Stellvertreter dann zuerst Gespräche mit dem Patienten am Telefon – und können entscheiden, ob ein Besuch in der Wohnung des Patienten nötig ist. Wenn nicht, wird auf die zeitaufwändige Fahrt verzichtet. Immerhin kann der Patient, die Patientin am nächsten Werktag in die Praxis des eigenen Hausarztes gehen.
Immer mehr Menschen suchen Hilfe – aus Unsicherheit?
Viele Mediziner beklagen die sprunghaft zunehmende Inanspruchnahme der ärztlichen Bereitschaftsdienste. Nachts und am Wochenende suchen tatsächlich immer mehr Menschen Hilfe. Offenbar ist die Unsicherheit größer geworden, ob die Schmerzen, das Fieber, die Übelkeit nicht doch ein gefährlicher Notfall sind. Andererseits ist es auch bequem, den Arzt zu sich nach Hause kommen zu lassen.
Aber es ist auch ein Risiko: Der Hausarzt, die Hausärztin kennen ihre Patienten. Deren Vertreter kennen sie nicht. Eine gute Behandlung hängt aber entscheidend von dem Wissen der Vorgeschichte, der verschriebenen Medikamente und Behandlungen ab. Insofern ist der Hausarzt, der das alles weiß und seinen Akten hat, der bessere Ansprechpartner. Es gibt Gründe, im Notfall die 116 117 oder in einer bedrohlichen Situation die 112 anzurufen. Es gibt aber auch Gründe, wenn kein Notfall vorliegt, auf den Hausarzt zu warten.