Einsamkeit ist einer der großen gesundheitlichen Risikofaktoren. Für Menschen, die an Heiligabend allein sind, gibt es Hilfsangebote.
Einer der größten Risikofaktoren für GesundheitWarum Einsamkeit an Weihnachten nicht sein sollte – und nicht sein muss
Weihnachten ist das Fest der Liebe. Der Familie. Der Liebsten unterm Baum. So ist es für die Einen. Für andere ist der Heiligabend der einsamste Tag des Jahres. Mit dem Wissen, dass Familie, Verwandte, Freunde gerade gemeinsam um einen Esstisch sitzen, dass Kinder mit großen Augen auf das Christkind waren, ist der Tag allein sehr viel schwerer zu ertragen als sonst schon. Das ist bedauerlich. Auf den älteren Weihnachtskarten sitzen übrigens immer mindestens drei Generationen unter dem Baum – die ganz alten im Schaukelstuhl, die ganz jungen auf deren Schoß. Kitschig, zweifellos. Trotzdem schön!
Das ist in vielen Familien auch heute noch ganz selbstverständlich. Und einige wenige ziehen den Kreis der Familie sogar noch etwas weiter – und laden entferntere, alleinstehende Verwandte und Freunde ein. Aber viele bleiben trotzdem allein.
200 Teilnehmer beim gemeinsamen Heiligabend für Einsame
Für sie gibt es Alternativen – man muss sich nur trauen. In Castrop-Rauxel, meiner Heimatstadt, organisiert eine Kirchengemeinde jährlich einen gemeinsamen Heiligabend für Einsame. Mit knapp 200 Teilnehmern. Und das in diesem Jahr zum 50. Mal! Es setzt Freiwillige voraus, die sich ausgerechnet diesen Tag freinehmen. Viele machen das zusammen – und helfen mit der ganzen Familie. Ähnliches gibt es auch in Köln. Kirchengemeinden, die Gottesdienste mit anschließendem Zusammensein feiern. Sozialverbände, die Feiern organisieren. Eine besonders originelle Idee scheint mir „Keiner bleibt allein“: Die bundesweite Organisation vermittelt Menschen. Sie sucht Gastgeber, die Alleinstehende einladen. Und Alleinstehende, die sich einladen lassen. Zu Weihnachten und zu Silvester.
Aber es geht auch ohne Organisationen: Kennen Sie Menschen in Ihrer Nachbarschaft, die über die Feiertage alleine sind? Gehen Sie einfach unangemeldet vorbei! Verschenken Sie Kerzen und Kekse! Ich erinnere mich an entsprechende Szenen in meiner Kindheit: Unsere Mutter ging mit uns immer zu einer sehr alten Nachbarin. Dort saßen wir dann und hörten unwillig den Gesprächen zu – denn eigentlich warteten wir unruhig auf die noch ausstehende Bescherung, auf das Christkind. Aber der Besuch bei der sehr alten Dame gehörte zur Tradition, da mussten wir durch.
Man könnte aber noch einen Schritt weitergehen: Laden Sie die alleinstehenden Nachbarn zu sich unter den Weihnachtsbaum ein. Oder auch umgekehrt: Sind Sie selbst allein? Suchen Sie Menschen, die in derselben Situation sind wie Sie! Feiern Sie zusammen! Nichts ist einfacher, als einen zusätzlichen Stuhl an den Tisch zu schieben. Man muss sich nur trauen.
Dann strahlt das Weihnachtsfest auch ins neue Jahr. Denn Kontakte kann man sich erhalten. Und wer Heiligabend zusammen verbracht hat, wiederholt das möglicherweise auch ohne besonderen Anlass. Es ist eine Schande, dass ausgerechnet zu Weihnachten viele Menschen unfreiwillig alleine sind. Es wäre sehr einfach, das zu ändern. Und dem „Fest der Liebe“ sehr angemessen! Und warum ist dies ein Thema für eine medizinische Kolumne? Weil Einsamkeit einer der großen gesundheitlichen Risikofaktoren ist.