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ARD-GesundheitscheckWie die Kosmetikindustrie unseren Jugendwahn ausnutzt

Lesezeit 5 Minuten
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Die Moderatoren Caro Matzko und Fero Andersen sind im Gesundheits-Check den Versprechen, Tricks und Lockmitteln der Anti-Aging-Industrie auf der Spur und begleiten Patienten, die für ein junges Aussehen (fast) alles tun.

Der Jugendwahn greift um sich – in unserer Gesellschaft gilt jugendliches Aussehen als Symbol für Glück, Erfolg, Reichtum und ein erfülltes Leben. Heute ist – folgt man den Versprechen der Anti-Aging-Industrie – das Älterwerden kein Schicksal mehr.

Das Geschäft mit der „ewigen Jugend" ist ein riesiger, ein lukrativer Markt, dem die Moderatoren Caro Matzko und Fero Andersen im „Gesundheits-Check“ der ARD auf den Grund gehen. In der Sendung mit dem Titel „Forever Young! – Das Geschäft mit der ewigen Jugend“ decken sie die falschen Versprechen, Tricks und Lockmittel der Anti-Aging-Industrie auf.

Der Antifaltencreme-Check

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Getestet wurden Antifaltencremes aus dem Drogeriemarkt, der Parfümerie und der Apotheke. Doch kein Produkt konnte so richtig überzeugen. 

Antifaltencremes im Test

Im Alter werden wir immer faltiger: Das liegt daran, dass der Köper im Alter weniger Q10 produziert. Antioxidantien wie Q10 sollen Falten mindern. Teure Kosmetikprodukte werben damit, die Q10-Depots wieder aufzufüllen.Getestet werden verschiedene Produkte aus Drogerie, Parfümerie und der Apotheke: Die Q10 Plus Anti-Falten Creme von Nivea für 9,45 Euro; Anti-Falten Feuchtigkeitscreme der Firma Lavera für 12,10 Euro, Q10 Active von Eucerin, die mit 21,90 Euro zu Buche schlägt sowie Anti-Falten-Creme der Firma Declarè, mit 37 Euro das teuerste Produkt im Test.

Der Dermatologe Dr. Gerd Gauglitz bleibt kritisch: „Wir wissen nicht so ganz genau, ob und inwieweit das Q10, wenn es als Creme auf die Haut aufgetragen wird, freie Radikale tatsächlich reduziert.“ Vier Frauen im Alter von 43 bis 45 Jahre testen die Cremes für acht Wochen. Das Fazit nach der Abschluss-Untersuchung beim Dermatologen: „Wir sehen schon minimale Verbesserungen des Hautbildes, die sich im Mikrometer-Bereich bewegen“, so Dr. Gauglitz. Mit bloßem Auge sei kein Unterschied festzustellen. Mit den Ergebnissen konfrontiert, verweisen die Hersteller auf ihre eigenen Studien, Nivea nimmt zu den Ergebnissen im „Gesundheits-Check keine Stellung.

Der Haarmittel-Check

Haarwuchsmittel – Wunderwaffe oder Abzocke?

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Lassen teure Kosmetikprodukte das schüttere männliche Haupthaar wieder sprießen?

„Unsere 6-Wochen-Haarausfallkur stoppt den Haarausfall und aktiviert den Haarwuchs!“ Was ist wirklich dran an diesen Versprechungen? Der „Gesundheits-Check“ testet das Lieblingsprodukt der Männer: Haarwuchsmittel. Lassen Wässerchen aus der Drogerie tatsächlich die Haare wieder sprießen? Der Dermatologe Prof. Philipp Babilas dazu: Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist immer, dass die Patienten früh genug kommen. Je länger der Patient wartet, desto schwieriger wird es, Haarwachstum an der betreffenden Stelle zu initiieren.“

Im Test: Aminexil Pro von Vichy für rund 79 Euro, BC von Schwarzkopf für 34 Euro sowie Anti-Chute von Yves Rocher für 24,90 Euro. Alle Mittel versprechen mehr Haarwachstum. Doch zuerst ermittelt der Arzt die Haaranzahl der Tester pro Quadratzentimeter der Testpersonen. Bei alle liegt genetisch bedingter Haarausfall vor. Sechs Wochen testen sie die Produkte. Ihr Fazit fällt nüchtern aus: „Spüren tut man nichts und sehen irgendwie auch nicht“, stellt einer der Probanden selbstkritisch fest. Der Arzt misst nach. An derselben Stelle wie vor dem Test werden die Haare rasiert und anschließend gezählt. Das Ergebnis fällt mau aus: nur ein Probant freut sich nach dem Test über mehr Haare, ganze acht Stück. Den beiden anderen werden weniger Haare (13 beziehungsweise 20 Haare) attestiert. Der Arzt: wir haben immer Schwankungen, unsere Haardichte nimmt mal zu und mal ab“ Das sei ganz normal, so Dermatologen Prof. Babilas und erklärt die Unterschiede mit „normalen zyklischen Schwankungen“.

Der Arzt-Check

Die Wechseljahre des Mannes als lukratives Geschäftsmodell

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Der Test-Patient bekommt bei drei von sechs getesteten Ärzten Testosteron verschrieben. Insgesamt fühlte er sich bei keinem der Ärzte gut beraten. 

Entsprechend der Menopause bei den Frauen sollen – so heißt es neuerdings – auch die Männer von einer sogenannten „Andropause" betroffen sein. Diese „Wechseljahre des Mannes" sollen Männer im Alter von 40 bis 65 Jahren ereilen. „Kompletter Unsinn" sagen seriöse Urologen und Endokrinologen. Doch bei der Behandlung des vermeintlichen Problems geht es um viel Geld. Um die Beschwerden, wie Energie- und Kraftlosigkeit, zu therapieren, werden Testosteronpräparate verschrieben. Der Absatz ist merklich gestiegen: Vergangenes Jahr verkauften Apotheken in Deutschland über 500.000 Packungen verschiedener Testosteronpräparate und damit 55 Prozent mehr als im Jahr 2007.

Im „Gesundheits-Check“ wird ein Testpatient zu sechs verschiedenen Männer-Ärzten geschickt, die alle Well-Aging, Andrologie oder Sexualmedizin als Leistung aufführen. Wer von ihnen verordnet das Hormon, obwohl kein krankhafter Befund vorliegt? Doch zuerst wird der Testpatient durchgecheckt. Ein Arzt attestiert ihm einen Testosteronwert von 10,9 Nanonol pro Liter (nmol/l). Damit liegt er im Grenzbereich (8-12 nmol/l), als Normbereich gelten Werte ab 12 nmol/l. von einem krankhaften Mangel spricht man allerdings erst ab einem Wert unter 8 Manomol pro Liter.Sein Fazit: von 6 besuchten Ärzten, verschreiben ihm drei Rezepte für Testosteron. Seine Messwerte variierten bei den verschiedenen Ärzten zwischen 9,7 bis zu 11,1 nmol/l mit einem Ausreißer nach unten: einmal wurde ein Wert von 6,6 nmol/l gemessen. Insgesamt fühlte sich der Testpatient nur unzureichend aufgeklärt und beraten.

Psychologie-Experiment

Experiment: Wem trauen Sie mehr zu? Jung oder alt?

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Entspricht das Alter auf der Geburtsurkunde dem sogenannten Bio-Alter? Caro Matzko macht den Test

Zusammen mit dem Psychologen Prof. Dr. Hans-Werner Wahl von der Universität Heidelberg geht Caro Matzko der Frage nach, welche Eigenschaften zufällig ausgewählte Passanten jungen Menschen zuschreiben, welche eher älteren? In einem wissenschaftlichen Experiment sollen sich die Passanten in die Rolle des Personalchefs versetzen: Allein am Bewerbungsfoto gemessen: Welchen Bewerber würden sie einstellen? Kriterien, nach denen sie die Bewerber einschätzen sollen sind: Technikaffinität, Stressresistenz, Sozialverhalten und Erfahrung. Das Ergebnis: 28 Passanten schätzen die jüngeren Bewerber als insgesamt technikaffiner, stressresistenter ein als die älteren Bewerber. Zudem attestierten die Passanten den jüngeren auch ein besseres Sozialverhalten. Die älteren Bewerber punkteten lediglich mit ihrer Erfahrung. (dmn)

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