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Lasern oder lieber nicht?Wie sich Altersweitsichtigkeit am besten beheben lässt

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Mit 40 sollte auch jeder gesunde Mensch und Nicht-Brillenträger seine Augen mal untersuchen lassen, empfiehlt der Spezialist Norbert Schrage.

  1. Mit den drei Universitätskliniken Köln, Bonn, Düsseldorf und akademischen Lehrkrankenhäusern ist die Region ein Spitzenstandort der medizinischen Forschung.
  2. Wer hier wohnt, an Krebs erkrankt, an Hör- oder Gelenkschäden leidet, sich vor Demenz fürchtet oder allergisch auf bestimmte Arzneimittel reagiert, kann unmittelbar vom Know-how der Spezialisten profitieren.
  3. Wie sehr, das zeigt die Serie des Kölner Stadt-Anzeiger mit Experten-Interviews, vor allem aber durch die Erfahrungsberichte erfolgreich behandelter Menschen. In dieser Folge geht es um das Auge.

Herr Prof. Schrage, wie häufig ist eine Hornhautverkrümmung?

Prof. Norbert Schrage: Eine Hornhautverkrümmung hat jeder Zweite, das korrigiert normalerweise sehr gut eine Brille.

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Prof. Norbert Schrage ist Chefarzt der Augenklinik im Krankenhaus Köln-Merheim.

Was sind Gründe für eine Hornhaut-Transplantation?

Hornhautgeschwüre, seltene Unfälle, Verätzungen und am häufigsten die Hornhautdystrophie. Dabei lagert die Hornhaut zu viel Wasser ein und wird trüb. Jede Hornhaut verliert im Alter Zellen. Ganz besonders ausgeprägt ist dies bei der Fuchs’schen Endotheldystrophie. Typisch ist, dass Betroffene abends besser sehen als morgens, das ist auffällig anders als bei normaler Ermüdung.

Gibt es bei der Augenhornhaut einen Mangel?

Ja, aber wir betreiben in Merheim im 10. Jahr eine eigene Hornhautbank. Bei jedem Todesfall im Bereich der Städtischen Kliniken schauen wir, ob eine Person als Hornhautspender infrage kommt. So gewinnen wir etwa 200 Hornhäute pro Jahr, damit können wir den eigenen Bedarf decken. Die 26 Hornhautbanken an den großen Augenzentren bundesweit versorgen sich selbst und untereinander, das ist ein eingespieltes System bei sogenannten Gewebespenden – dazu zählt die Augenhornhaut.

Wer kommt als Hornhaut-Spender infrage?

Die Hornhaut muss klar sein, sonst gibt es fast keine Einschränkungen. Neulich starb ein 11-jähriges Mädchen und es war der Wunsch der Eltern, dass noch etwas Gutes von ihrem Kind bleibt, deshalb haben sie die Hornhaut freigegeben. Wir konnten damit ein drei- und ein neunjähriges Kind transplantieren und das Sehen wieder herstellen.

Müssen bestimmte Merkmale zwischen Spender und Empfänger übereinstimmen?

Nein. Die Hornhaut ist ein erstaunlich neutrales Gewebe. Allerdings darf der Spender nicht mehr als 30 Jahre älter als der Empfänger sein, um eine altersentsprechende Zahl an Zellen, die die Hornhaut klar machen, transplantieren zu können. Ein Kind hat noch 4500 solcher Zellen pro Quadratmillimeter, ein gesunder 70-Jähriger etwa 2400.

Wie riskant ist der Eingriff an sich?

Bis vor gut zehn Jahren hat man die Hornhaut des Empfängers als Ganzes rausgeschnitten und die Spenderhornhaut eingenäht. Heute entfernt der Operateur die kranke innere Schicht der bestehenden Hornhaut, bringt die zusammengerollten Zellen der Spenderhornhaut an deren Stelle und drückt sie mit einer Gasblase exakt in die Position, in der sie einwachsen soll. Das hat die Erholung rasant beschleunigt und Abstoßungsreaktionen dramatisch reduziert. Das Auge heilt viel schneller ohne Nähte. Außerdem sind wir beteiligt an einer Forschergruppe, die versucht, diese Ersatzschicht der Hornhaut aus eigenen Stammzellen herzustellen, Rohstoff hierfür sind die eigenen Haarwurzeln.

Zahlen und Fakten

Jeder Fünfte ist kurzsichtig, bei den aktuell 25- bis 29-Jährigen Forschern zufolge jeder Zweite.

Zwei Drittel der Bundesbürger brauchen eine Brille oder Kontaktlinsen.

Die altersabhängige Makula-Degeneration im schärfsten Punkt des Sehens (AMD) ist die häufigste Erblindungsursache der westlichen Welt.

Die Operation des Grauen Star ist einer der häufigsten Eingriffe.

Beim Glaukom (=Grüner Star) geht der Sehnerv schleichend zugrunde.

Die zweite anfällige Großbaustelle am Auge ist die Netzhaut.

Netzhautschäden gefährden unmittelbar das Sehzentrum. Die Makula-Degeneration (AMD) ist die häufigste Erblindungsursache der westlichen Welt. Bei der gefährlichen feuchten Form der AMD setzt der Arzt spezielle Arznei-Spritzen direkt ins Auge mit sehr guten Erfolgen.

Um diese Mittel gibt es eine heftige Kostendebatte.

Zu Recht. Nachdem der ursprünglich für Darmkrebs entwickelte Wirkstoff Avastin seinen Nutzen auch bei Gefäßwucherungen im Auge zeigte, brachte der Hersteller unter dem neuen Namen Lucentis eine Variante mit Zulassung speziell für die Augenheilkunde heraus. Die Behandlung war 40 Mal teurer. Das Patent für Lucentis läuft 2020 aus, dann werden die Preise von selber sinken.

Augenärzte bieten ihren Patienten als selbst zu zahlende Leistung häufig eine Augeninnendruckmessung an. Braucht man diesen Check wirklich?

Mit 40 sollte auch jeder gesunde Mensch und Nicht-Brillenträger seine Augen mal untersuchen lassen, bei einem solchen Check wird dann ins Auge reingeguckt und der Druck gemessen. Wenn es ansonsten keine Risikofaktoren gibt, kann man sich dann aber in der Regel auch wieder ein paar Jahre Zeit lassen. Beim Glaukom (=Grüner Star) wird der Sehnerv gequetscht durch erhöhten Augeninnendruck, es ist frühzeitig erkannt in der Regel gut behandelbar mit Tropfen. Insofern macht die Kontrolle Sinn. Hat man Beschwerden, die darauf hindeuten könnten, wird die Untersuchung von den Krankenkassen bezahlt.

Einige Kliniken bieten an, beim Grauen Star in die Netzhaut einen Mikrochip einzusetzen. Wie gut funktionieren solche „intelligenten“ Sehersatz-Implantate?

Die Idee des künstlichen Sehens mittels Mikrochip-Implantaten erlaubt bei einer speziellen Netzhauterkrankung (Retinitis Pigmentosa) eine gewisse Sehfähigkeit wiederzuerlangen. Die Qualität dieses Seheindrucks ist aber begrenzt. Diese Implantate können derzeit eine tastend unterstützte Mobilität herstellen, man kann Bordsteinkanten erkennen, mehr aber auch nicht. Ob es in Zukunft echtes artifizielles Sehen geben wird, hängt maßgeblich davon ab, wie die Technik es schafft, die Millionen Fasern des Sehnervs einzeln oder in Teilbereichen dauerhaft gezielt zu stimulieren.

Wie seriös sind Versuche, Altersweitsichtigkeit per Laser zu beheben?

Hier stößt leider die Technik immer noch an biologische Grenzen. Wenn Sie Weitsichtigkeit operativ im Auge korrigieren wollen, müssen sie die Hornhaut stärker krümmen. Man muss also seitlich Gewebe wegnehmen, damit die Mitte der Kuppel stärker vorsteht, dadurch wird das Sehfeld aber zwangsläufig immer kleiner, und letztlich zu klein. Aber mit 55, spätestens 58 ist die Altersweitsichtigkeit ausgewachsen. Die derzeit beste Möglichkeit eine Altersweitsichtigkeit operativ zu korrigieren, ist eine Linsenoperation mit einer multifokalen Vorsatzlinse oder einer multifokalen bzw. EDOF Intraokularlinse.

Schadet es den Augen, wenn Kinder im Dunkeln lesen?

Das Lesen im Dunkeln zählt, wie nach 22 Uhr noch aktiv zu sein und tagsüber auf elektronische Geräte zu starren statt im Freien zu spielen, zu den „Stadtfaktoren“, die Kurzsichtigkeit fördern. Bei Bildschirmen schadet die Nähe zum Gerät und das fehlende natürliche Licht.

Was hält das Auge gesund?

Nicht rauchen, einigermaßen konsequenter Sonnenschutz, genügend trinken für die gute Durchblutung der Augen, und dass man sich vitaminreich ernährt. Rotes Gemüse, Karotten, Tomaten, Paprika, Kürbis liefern Vitamin A, ein Tropfen Öl fördert dessen Verwertbarkeit im Körper. Brokkoli, alle Kohlarten, Eigelb, Pflanzenöle enthalten reichlich Vitamin E. Das in Spinat und Grünkohl enthaltene Lutein schützt zusätzlich die Netzhaut. Gut für die Augen sind auch Nüsse. Meiden sollte man hochverarbeitete Zucker, sog. Advanced Glycolised Endproducts (AGEs), die beim Grillen, Braten, Frittieren kohlehydratreicher Lebensmittel entstehen.

Patientin berichtet: „Ich sehe jetzt sogar meine Falten“

Sabine Engelmann (62) ist Apothekerin in Bonn. Quasi Expertin für Kleingedrucktes. „Ich dachte, das wäre der beginnende graue Star“, erklärte sich die Medizin-Fachfrau den nebligen Schleier vor den Augen, den sie um ihren 60. Geburtstag herum erstmals bemerkte.

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Sabine Engelmann kann dank einer Spenderhornhaut wieder besser sehen.

Rezepte, vor allem schwach ausgedruckte, konnte sie nur mit Mühe entziffern, bei nächtlichen Autofahrten waren ihre Augen extrem lichtempfindlich. Als sie die Digitalanzeige auf dem Parkscheinautomaten trotz Brille kaum noch lesen konnte, ging sie zum Augenarzt. Ergebnis: Ihre Hornhaut leidet an einer seltenen Erkrankung, „entquillt“ nicht mehr richtig.

„Erst hatte ich die Sehprobleme nur morgens“, erzählt sie. „Dann gingen sie erst nachmittags weg.“ Dieses zeitliche Muster – entgegensetzt zur normalen Ermüdung – ist typisch für die Fuchs’sche Endotheldystrophie, bei der die Endothelzellen auf der Innenseite der Hornhaut nicht mehr in der Lage sind, Wasser abzupumpen. Salzhaltige Augentropfen können die Beschwerden nur verkürzen. Eine Hornhaut-Transplantation ist der einzige Weg, die Krankheit zu heilen. Auch für diese Gewebespende gibt es Wartelisten. Sobald eine Spenderhornhaut freigegeben war, kam die Bonnerin in der Augenklinik Merheim unters Messer.

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Ende September wurde unter Vollnarkose das rechte Auge operiert. Nach einer Woche wurde sie mit 30 Prozent Sehvermögen aus der Klinik entlassen, zwei Tage später sieht sie schon 80 Prozent und kann es kaum erwarten, dass auch das linke Auge behandelt wird.

Bis dahin staunt sie über den Unterschied. „Optisch sind das Welten. Ich sehe rechts alles glasklar. Auch den Schmutz und meine Falten“, lacht sie. „Aber es ist ein unglaublich schönes Erlebnis, wieder klar zu sehen. Ich bin dem Spender unendlich dankbar.“