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Langzeitfolgen, Zulassung, DNADie häufigsten Sorgen von Impfskeptikern im Faktencheck

Lesezeit 7 Minuten
Symbolbild Skepsis Corona Impfung

Immer noch sehen viele Menschen die Corona-Impfung skeptisch.

Köln – Die Impfquote in Deutschland ist ins Stocken geraten. Obwohl Ungeimpfte aktuell einen großen Teil der schweren Covid-19-Verläufe ausmachen. Ungeimpft sind aber nicht nur harte Verweigerer und Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Noch immer haben viele schlicht Zweifel an der Impfung. Angst und Bedenken vor einer neuen Impfung sind durchaus normal. Eine Übersicht über die Fakten, die vielen Menschen noch unklar sind.

Warum ist es sinnvoll, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen?

Ein großer Teil der Menschen, die schwer an Covid-19 erkranken, ist ungeimpft. Das Robert-Koch-Institut stuft die gesundheitliche Gefährdung durch die Pandemie für Menschen ohne oder mit nur einer Impfung als hoch ein. Menschen mit vollständigem Impfschutz hingegen seien nur moderat gefährdet. Die Corona-Impfstoffe können Infektionen und schwerere Verläufe nicht hundertprozentig ausschließen, sie senken aber bedeutend das Risiko. Zudem können auch leichte Covid-19-Verläufe teils schwere Langzeitfolgen auslösen.

Was genau passiert bei einer Impfung?

Generell kann man eine Impfung als Trainingslager für das eigene Immunsystem verstehen, es wird auf eine mögliche Infektion vorbereitet. Dies geschieht durch die Injektion einer geringen und dadurch nicht gefährlichen Anzahl an abgeschwächten Erregern. Das Immunsystem lernt die Viren somit kennen und produziert Antikörper. So ist es zum Beispiel bei der Masernimpfung.

Die Immunisierung gegen das Coronavirus wird auf anderem Weg erreicht, abgeschwächte Coronaviren kommen nicht zum Einsatz. Zum einen wird bislang auf Vektorimpfstoffe (Astrazeneca und Johnson & Johnson) gesetzt. Hierbei werden DNA-Informationen des Virus in für den Körper ungefährlichen Adenoviren verpackt und gespritzt. Das Immunsystem enthält somit den Bauplan des Virus und kann entsprechende Antikörper bilden.

Außerdem werden im Kampf gegen die Corona-Pandemie erstmals in der EU mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna eingesetzt.

Wie funktionieren die neuen mRNA-Impfstoffe?

Die Abkürzung mRNA steht für messenger-RNA. Auch hier werden also „Informationen“ gespritzt. RNA, eine Nukleinsäure, enthält die Erbinformationen für die Proteine, die die Hülle des Virus bilden. Mit dieser Hülle, bekannt als stachelige Oberfläche, dockt das Coronavirus an die menschlichen Zellen an. Hier setzen die mRNA-Impfstoffe an. „Vereinfacht gesagt verimpft man eine Bauanleitung für bestimmte Virusteile, welche ausreicht, um das körpereigene Immunsystem anzuregen, mit der Produktion von Antikörpern gegen Covid-19 zu starten“, erklärte die Kölner Amtsapothekerin Simone Schmidt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Verändern mRNA-Impfstoffe meine DNA?

Nein, das menschliche Erbgut können mRNA-Impfstoffe nicht verändern. Menschliche Gene bestehen aus doppelsträngiger DNA, in die sich die einzelsträngige Viren-RNA des Impfstoffes nicht einbauen lässt. Dafür wären Enzyme nötig, die in menschlichen Körperzellen nicht vorkommen. Zudem kommen Boten-Nukleinsäuren, aus denen RNA-Impfstoffe bestehen, auch auf natürliche Weise in menschlichen Körperzellen vor. Sie sind ein normales Zwischenprodukt der menschlichen Zelle. So wird die gespritzte mRNA in den menschlichen Zellen lediglich ausgelesen und danach abgebaut.

Die Entwicklung der Impfstoffe gegen Corona war viel schneller als bei anderen Impfstoffen. Wie kann das sein?

Bei Impfstoffen können bis zu zwei Jahrzehnte vergehen, bis ein Vakzin auf den Markt kommt. Bei der Corona-Pandemie aber dauerte es nur ein knappes Jahr. Das liegt zum einen daran, dass die Biotechnologiefirmen neue Verfahren genutzt haben und bei der Forschung auf Erkenntnisse aus anderen Impfstoffprojekten aufbauen konnten, zum Beispiel auf denen aus der Entwicklung von Impfstoffkandidaten gegen Sars. Ein weiterer Faktor war die Bereitschaft, viel zu investieren. „Das Besondere ist, dass vorher noch nie so viel Geld, fachliche Kompetenz und internationale Kooperationen in einen Impfstoff gesteckt wurden“, sagte Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wartezeiten, die sonst durch die Beantragung von Fördergeldern entstehen, gab es praktisch nicht. Ressourcen wurden ausgeweitet und zusammengelegt, um eine bessere und schnellere Arbeit zu ermöglichen.

Sind die Impfstoffe sicher?

Impfstoffe werden nur zugelassen, wenn sie im Vorfeld an ausreichend Personen getestet wurden und die Vorteile einer Impfung die Risiken deutlich überwiegen. Dies ist auch in der Corona-Pandemie der Fall. „Impfstoffe werden vielen Millionen oder gar Milliarden von gesunden Menschen verabreicht. In der Risiko-Nutzen-Abwägung ist daher die Sicherheit und Unbedenklichkeit der Anwendung ganz entscheidend. Hierbei wird nicht nur die Häufigkeit von Nebenwirkungen, sondern auch deren Art kritisch geprüft. Eine Häufung würde das sofortige Aus für einen Impfstoff bedeuten. In klinischen Studien, im Zulassungsverfahren, aber auch nach der Zulassung wird die Sicherheit kontinuierlich überprüft“, erklärte der Kölner Virologe Prof. Florian Klein dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“

Dass die Zulassung trotzdem so zügig erfolgte, lag auch daran, dass Verfahrensschritte teilweise parallel abliefen. Dies nennt man Rolling-Review-Verfahren, die Kontrolle erfolgt also noch während der Studie. Die Qualitätsstandards, die ein Impfstoff erfüllen muss, bleiben dabei unverändert hoch. Außerdem wurde die Zulassung dadurch beschleunigt, dass Teile der Anträge bereits im Vorfeld gestellt wurden.

Wurden die Impfstoffe überhaupt ausreichend getestet?

An der Hauptstudie zum Impfstoff von Biontech waren beispielsweise über 40.000 Menschen beteiligt. Bei anderen Medikamenten sind oft deutlich weniger Probandinnen und Probanden in Zulassungsstudien involviert. Und auch nach erfolgter Zulassung werden eventuelle Nebenwirkungen und die Wirksamkeit der Corona-Vakzine weiter beobachtet.

Was ist mit späten Nebenwirkungen, die erst nach einigen Jahren auftreten? Die können in den Zulassungsstudien nicht berücksichtigt worden sein!

Bei der Debatte um Langzeit-Nebenwirkungen kommt es häufig zu einem Missverständnis. Mit Langzeit-Nebenwirkungen sind nämlich Nebenwirkungen gemeint, die kurz nach der Impfung auftreten, sich allerdings über Jahre auswirken. Nach Jahren auftretende Nebenwirkungen sind nicht gemeint. Denn: „Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt“, erklärte Susanne Stöcker, Pressesprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts im Gespräch mit ZDFheute. „Die meisten Nebenwirkungen von Impfungen treten innerhalb weniger Stunden oder Tage auf. In seltenen Fällen auch mal nach Wochen.“

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Garantien, dass dies bei Corona-Impfstoffen auch der Fall ist, kann aufgrund fehlender Daten natürlich niemand aussprechen. Aber: „Die Vektor-Impfstoffe sind schon länger erprobt“, sagte Prof. Michael Hallek vom Universitätsklinikum Köln dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es gebe „hier schon Erfahrungen im Einsatz gegen andere Coronaviren. Für diese Art des Impfstoffes wissen wir, dass Langzeit-Nebenwirkungen eher selten vorkommen.“ Auch mRNA-Impfstoffe gelten grundsätzlich als besonders risikoarm, da sie keine Virusbestandteile enthalten. Das Risiko ist also minimal und theoretisch, außerdem deutlich kleiner als das Risiko, schwer an Covid-19 oder an Long-Covid zu erkranken.

Menschen reagieren völlig unterschiedlich auf die Impfstoffe, das kann doch nicht sein!

Warum es zu Impfreaktionen kommt, ist noch nicht genau erforscht. Laut Peggy Riese, Expertin für Impfungen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, steht aber fest: Die klassischen Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung, wie etwa Fieber und Müdigkeit, sind ein Zeichen dafür, dass der Körper sich wehrt und das sogenannte angeborene Immunsystem auf den Eindringling reagiert. Ein Ausbleiben der Impfreaktion bedeute aber nicht, dass die Impfung nicht wirkt: „Auch wenn man keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder Kopfschmerzen bekommt, ist man mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie Menschen, die stärkere Impfreaktionen aufzeigen“, erklärt Riese. Das bestätigt auch Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Menschen könnten komplett symptomfrei sein und dennoch einen starken Schutz ausbilden.

Nach Impfungen gab es viele Krankschreibungen. Das macht mich skeptisch!

Bei allen zugelassenen Impfstoffen ist es möglich, dass für ein paar Tage leichte Grippe-Symptome auftreten. Das kann zu einer kurzen Arbeitsunfähigkeit und einer Häufung von Krankschreibungen führen. Die auftretenden Impfreaktionen sind bekannt und kein Grund dafür, sich nicht impfen zu lassen. Schließlich sind leichte Grippe-Symptome oder Schmerzen an der Einstichstelle deutlich ungefährlicher als eine Infektion mit dem Coronavirus.

Nach der Impfung verändert sich der weibliche Zyklus. Das will ich nicht.

„Seit der Corona-Impfung ist mein Zyklus total durcheinander“- das liest und hört man häufiger in den letzten Monaten. Wissenschaftliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Impfung und Zyklusstörungen gibt es nicht. Einige Frauen berichten über stärkere, schwächere oder eine unregelmäßige Menstruation sowie Zwischenblutungen nach der Covid-Impfung. Ob das mit der Impfung zusammenhängt, ist jedoch nicht klar. Ein Zusammenhang zwischen Impfung und Zyklusstörung ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht belegt. Experten halten das angesichts der generellen Störanfälligkeit des Zyklus für eher unwahrscheinlich.

Auch der für die Bewertung von Risiken zuständige Ausschuss bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sieht nach bisherigem Kenntnisstand „keinen kausalen Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfstoffen und Zyklusstörungen“, heißt es in einem Bericht des Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC). Unregelmäßigkeiten bei der Menstruation seien sehr verbreitet. „Die Gründe können von Stress über Müdigkeit bis zu medizinischen Ursachen reichen, etwa Fibrose oder Endometriose.“

Viele Menschen hatten Corona ohne, dass sie es wussten. Warum werden vor der Impfung keine Antikörpertests gemacht, sondern generell alle Menschen außer bekannt Genesenen geimpft?

Wenn Antikörper nachgewiesen werden, ist ein vollständiger Impfschutz nicht zwingend notwendig. Aus diesem Grund erhalten Genesene auch nur eine Impfung und keine zweite. Eine zuverlässige Ermittlung von Antikörpern ist allerdings nur mittels eines PCR-Tests möglich, dessen Ergebnis erst nach 24 bis 72 Stunde vorliegt. Der Aufwand, einen solchen vor jeder Impfung durchzuführen, ist zu groß und würde viele Testkapazitäten blockieren.

Ich bin jung und gesund. Ich kann auch einfach warten, bis ich mich infiziere, anstatt mich impfen zu lassen!

Eine gezielte Ansteckung mit Covid-19 ist laut Prof. Gerhard Wiesmüller, Leiter der Abteilung Infektionshygiene des Gesundheitsamtes Köln, „keinesfalls ratsam.“ Zwar wurde in den vergangenen Monaten viel rund um das Coronavirus geforscht, gerade über Langzeit- und Spätfolgen ist allerdings noch vieles unbekannt. „Wir wissen, dass Menschen mit einem milden Verlauf nicht vor Langzeit- und Spätfolgen gefeit sind. Zudem kann man keinen Krankheitsverlauf abhängig von Alter oder Vorerkrankungen prognostizieren. Selbst junge gesunde Menschen ohne Grunderkrankungen haben durch Covid-19 schon Herzrhythmusstörungen bekommen und mussten im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation behandelt werden“, sagte Wiesmüller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. (mit pg/esb/dpa)