Häufiges SymptomWarum verschwindet der Geruchssinn bei einer Corona-Infektion?
Der Geruchssinn ist, neben dem Sehen und Hören, eine etwas vernachlässigte und vor allem unterschätzte Wahrnehmung. Der Ausfall ist schwerer zu messen und schon gar nicht in Zahlen zu fassen. Trotzdem gibt der Geruch eine wichtige Orientierung: Das gilt nicht nur für das Riechen von Lebensmitteln, mit dem wir feststellen, ob etwas noch gut ist oder ob es überhaupt schmeckt.
Geruch ist auch der Hauptbestandteil vom dem, was üblicherweise als Geschmack bezeichnet wird – der ist nämlich vergleichsweise plump – eine Mischung aus fünf oder sechs (je nach Zählung) unterschiedlichen Qualitäten. Der „Feinschliff“ eines leckeren Gerichts kommt durch den Geruch. Geruch ermöglicht aber auch das in der Regel unterbewusste Wiedererkennen eines Partners. Oder das „Kennenlernen“ eines Babys. Geruch bildet Vertrauen!
Nun kommt ausgerechnet dem Geruchsempfinden eine erstaunlich wichtige Rolle in der Erkennung einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zu. Zahlreiche Menschen berichten als erstes, manchmal als einziges Symptom von einem Verlust oder einer gravierenden Veränderung des Riechens. Deren Häufigkeit schwankt zwischen 40 und über 90 Prozent – je nach Studie. In vielen Fällen – auch in der Praxis und im Freundeskreis – hätte man die Infektion ohne diesen Ausfall überhaupt nicht bemerkt. Der Riechverlust ist dabei ausdrücklich nicht die Folge einer laufenden Nase. Die Ursache liegt tiefer.
Meist ist der Geruch nach wenigen Wochen wieder da
Zunächst lag der Verdacht nahe, dass die Viren die Nervenzellen in der Nase selbst befallen. Und es wurde befürchtet, dass sie über den Riechnerv direkt in das Gehirn einwandern könnten. Das ist dankenswerterweise nicht der Fall. Die Viren befallen stattdessen Zellen, die ihrerseits die Nervenzellen versorgen, „Stützzellen“. Fallen die aus, fallen auch die Nervenzellen aus. Aber nicht unbedingt endgültig. Wie lange deren Ausfall dauert und wie ausgeprägt er ist, unterscheidet sich aus bisher ungeklärten Gründen von Patient zu Patient erheblich. Meist ist der Geruch nach wenigen Wochen wieder da. In seltenen Fällen dauert es erheblich länger. Es kann sein, dass der Geruch in ganz wenigen Fällen überhaupt nicht oder nur teilweise zurückkehrt. Die entsprechenden Langzeitbeobachtungen laufen.
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Ganz bizarr wird es, wenn das Riechen nicht schwächer wird oder verschwindet – sondern sich die Wahrnehmung stattdessen verschiebt. Aus angenehmen Gerüchen wird fieser Gestank. Was die Ursache ist, weiß man nicht. Noch nicht.
Was man aber weiß: In vielen Fällen können entzündungshemmende Medikamente helfen. Die gleichen Medikamente, die in entsprechenden Fällen auch gegen die Corona-Infektion selbst eingesetzt werden. Außerdem scheint es zu helfen, den Geruchssinn zu trainieren. Ein Training übrigens, das nicht nur bei Corona, sondern auch gegen den im Alter oft schleichend nachlassenden Geruchssinn helfen kann. Man kann das Riechen trainieren. Ohne Aufwand, zu Hause: mit Lebensmitteln, Blumen – oder Kleidungsstücken.