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Dermatologe warntHäufige Fehler beim Sonnenbad – und so vermeidet man sie

Lesezeit 4 Minuten
Frau liegt am Strand unter Sonnenschirm

Je nach Hauttyp sollte die Haut erst langsam an UV-Strahlung gewöhnt werden: lieber erstmal im Schatten bleiben und engmaschige Kleidung anziehen.

Köln/Bonn – Meer, Strand, Sonne satt und endlich „etwas Farbe“ bekommen – für die meisten immer noch ein wichtiger Gradmesser für einen guten Urlaub. Doch Experten warnen vor exzessivem Sonnenbaden. Wer auf Bräune partout nicht verzichten kann sollte sich aber möglichst schonend bräunend. Ein paar Tipps vom Hautarzt.

Pigmentierung schützt Haut vor schädlicher Strahlung

Braun gefärbte Haut empfinden manche als gesund aussehend. Eigentlich ist die Bräune aber ein Abwehrmechanismus unserer Haut: Werden wir braun, produziert die Haut Pigmente, um sich vor den schädlichen Ultraviolettstrahlung (UV) zu schützen. Facharzt Prof. Uwe Reinhold vom Dermatologischen Zentrum Bonn verteufelt Sonnenbäder und Bräune nicht generell, doch er warnt vor falschem Sonnenbaden. Wichtig sei es vor allem, die Haut langsam an die Sonne zu gewöhnen und sich ihr nicht ungebräunt und ohne Schutz auszusetzen. Sein Tipp: „Lieber am Anfang des Urlaubs in den Schatten gehen und auf etwas verzögerte Bräunung setzen.“ Dann sei die Pigmentierung unbedenklich und schütze uns sogar vor UV-Strahlen.

Langsames Bräunen baut Lichtschwiele auf

Was ebenfalls für dieses Vorgehen spricht: Unsere Haut entwickelt, wenn wir ganz allmählich in die Sonne gehen, eine sogenannte Lichtschwiele. Dabei handelt es sich um eine Verdickung der Hornhaut als Reaktion auf UV-Strahlen der Sonne. Diese ist nun verstärkt in der Lage, UVB-Licht aufzunehmen. Gleichzeitig werden die Strahlen vor dem Eindringen in tiefere Hautschichten gehemmt.

Nach rund drei Wochen Sonnenbaden ist eine Lichtschwiele voll ausgebildet und kann einen hauteigenen Sonnenschutz bilden, der etwa Schutzfaktor 4 entspricht. Der Experte empfiehlt jedoch in jedem Fall auf Mittagshitze mit starker UV-Strahlung zu verzichten. Insbesondere Kinder sollten im Sommer nicht einmal für wenige Minuten der Mittagssonne ausgesetzt sein: „30 Minuten in der Hitze kann bei einigen Hauttypen bereits Sonnenbrand hervorrufen.“

Bewusstsein für UV-Strahlung schärfen

Sonnenbrand ist eine akute Entzündungsreaktion der Haut. „Zwar kann der Körper einige Zellschädigungen, die durch UVB-Strahlung der Sonne in der obersten Hautschicht ausgelöst wird, reparieren. Doch es gibt auch Zellmutationen, die nicht erkannt werden und in der Haut verbleiben“, erklärt Prof Uwe Reinhold. Diese könnten dann später Hautkrebs auslösen.

„Der Mensch kann die UV-Strahlung der Sonne nicht wahrnehmen und das macht sie so gefährlich“, erläutert Professor Dr. Eckhard Breitbart, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. (ADP). Wir sehen das Licht, wir spüren die Wärme, doch für die UV-Strahlung gibt es kein Sinnesorgan. Das erschwert die richtige Einschätzung der UV-Intensität. Wind, Wasser oder ein wolkenbedeckter Himmel können schnell über eine hohe Intensität hinweg täuschen. Die Folge sind UV-Schäden, Sonnenbrände und Hautkrebs.“

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UV-Strahlung ist häufigste Ursache von Hautkrebs

Frühere UV-Schäden der Haut sind maßgeblich für die Entstehung von Hautkrebs verantwortlich. Deutschlandweit erkranken derzeit jährlich über 290.000 Menschen neu an einem Tumor der Haut, etwa 35.000 davon am gefährlichen malignen Melanom, dem sogenannten „schwarzen“ Hautkrebs. „Schwarzer Hautkrebs entsteht vor allem durch schwere Sonnenbrand-Schädigungen in der Kindheit oder auch familiäre Belastungen“, erklärt Prof. Uwe Reinhold. Was ihn gefährlicher als hellen Hautkrebs macht: Schwarzer Hautkrebs kann Metastasen bilden und streuen. Außerdem wird er oftmals erst spät diagnostiziert und behandelt.

Mann sonnt sich auf einer Wiese

Die Mittagshitze sollten Sonnenhungrige in jedem Fall meiden. Denn dann ist der UV-Wert am höchsten. 

Heller oder weißer Hautkrebs ist ein Sammelbegriff. Er steht für Karzinome, die nach zwei Schichten in der Oberhaut (Epidermis) benannt sind: Basalzellkrebs und Stachelzellkrebs. Ungeübte Augen übersehen beide Arten leicht, weil sich die rötlichen oder fleischfarbenen Tumore oft mit Warzen, Narben, Ekzemen oder Wunden verwechseln lassen. Heller Hautkrebs tritt am häufigsten auf den „Sonnenterrassen“ des Körpers auf: Stirn, Nase, Ohren, Nacken, Handrücken – und auch Glatzen. Heller Hautkrebs wächst immer weiter, wenn man nichts gegen ihn tut, er bildet nur selten Metastasen, dafür greift er auch Knorpel- oder Knochenstrukturen an. Tumore können mit Salben behandelt oder chirurgisch entfernt werden. Unbehandelt kann sich dieser Krebs aber immer weiter in die Haut fressen.

ABCDE-Regel: Wie man verdächtige Hautflecken erkennen kann

Hautkrebs-Screening beim Arzt

Ab einem Alter von 35 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen alle zwei Jahre die Kosten für das Screening zur Früherkennung von Hautkrebs.

ABCDE-Regel: So erkennen Sie Leberflecke, die Sie dem Arzt zeigen sollten

Leberflecken sind nichts Ungewöhnliches. Manche zeigt man allerdings besser einem Hautarzt. Denn nur wenn Veränderungen rechtzeitig erkannt werden, lässt sich bestenfalls die Entstehung von Hautkrebs noch verhindern. Im Zweifel gilt: Lieber einmal zu viel zum Arzt gehen als zu lange abwarten.

Welche Flecken verdächtig sind, erklärt die „Apotheken Umschau“ (Ausgabe A6/2018) mithilfe der ABCDE-Regel:

Asymmetrie

Pigmentflecken, die nicht rund oder oval sind

Begrenzung

Flecken, deren Ränder verwaschen, gezackt oder unscharf aussehen

Colorierung

Flecken mit unterschiedlichen Färbungen

Durchmesser

Flecken mit mehr als fünf Millimetern Durchmesser an der breitesten Stelle

Entwicklung

Flecken, die sich verändern, zum Beispiel schnell wachsen

(sar/ mit dpa)