Extrem schädlichWarum auf Hawaii bald Sonnencremes am Strand verboten werden
Köln – Wer seinen Urlaub an tropischen Stränden verbringt, kommt um das Eincremen mit Sonnencreme nicht umhin. Was viele dabei nicht bedenken: etliche der chemischen Filter, die unsere Haut vor der aggressiven UV-Strahlung schützen, haben langfristige Nebenwirkungen für die Umwelt. Werden sie beim Baden ins Meer gewaschen, schädigt das Korallenriffe, die wichtig für das Ökosystem sind.
Korallenriffe bilden einen natürlichen Schutz vor starken Ozeanwellen, ohne sie würden Strände und sogar ganze Inseln abgetragen werden. Außerdem sind die Riffe Lebensraum vieler Fische, Schalentiere und anderer Meeresbewohner. Verschmutzung der Meere, Klimawandel und die damit zusammenhängende Erwärmung der Ozeane sowie Überfischung sorgen dafür, dass immer größere Gebiete der Korallenbleiche zum Opfer fallen und großflächig absterben. Aber eben auch ein bestimmter Inhaltsstoff der Sonnencremes trägt seinen Teil zur Korallenbleiche bei.
Korallenriffe werden durch Sonnencreme nachhaltig geschädigt
Studien legen nahe, dass Sonnencremes mit bestimmten Inhaltsstoffen Korallenriffe nachhaltig schaden können. Schätzungen zufolge gelangen in tropischen Riffregionen jedes Jahr 4000 bis 6000 Tonnen Sonnenschutzmittel durch rund 78 Millionen Touristen in die Meere. Laut Rechnungen der Zeitschrift „mare online“ bedroht diese durch Sonnencreme verursachte Bleiche weltweit bis zu zehn Prozent der Riffe. Bestätigt werden diese Zahlen von Forschern des „National Centers for Coastal Ocean Science“ (NOAA).
Als erster US-Bundesstaat hat nun Hawaii reagiert und bestimmte Sonnencremes per Gesetz verboten. Wenn der demokratische Senator David Ige das Gesetz unterschieben hat, wird es am 1 .Januar 2021 in Kraft treten. Demnach werden Cremes, die Oxybenzon enthalten, verboten werden. Wir beantworten sechs wichtige Fragen dazu:
Was ist Oxybenzon und wie wirkt es in Sonnencremes?
Die meisten konventionellen Sonnencremes enthalten chemische UV-Filter. Auch Oxybenzon – auch Benzophenon-3 genannt – und Octinoxat werden in der Kosmetik als chemischer Filter eingesetzt. Diese Stoffe sorgen dafür, dass uns die Sonnencreme vor UVB- und einem Teil der UVA-Strahlung schützt. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Hersteller auf die Wirkstoffe verzichtet, da Oxybenzon zwar die UV-Strahlen wirksam aufnimmt, aber teilweise zu allergischen Reaktionen führt. Nach Angaben der Verbraucherzeitschrift „Öko Test“ kann sich der Stoff sogar in der Muttermilch anreichern.
Warum schadet Oxybenzon den Korallenriffen?
Wenn wir uns eincremen und im Meer baden oder zu Hause duschen, können die Giftstoffe ins Meer gelangen. Dort verändern sie die DNA der Korallen und stören deren Fortpflanzungsfähigkeit. Nach Kontakt mit den Giften kapseln sich Babykorallen in ihrem eigenen Skelett ein und sterben. Außerdem fördert der Filter Korallenbleiche. Nesseltiere stoßen ihre Hauptnahrungsquelle ab, die Algen, die in Symbiose mit ihnen leben.
Wie erkennen Verbraucher, ob sich Oxybenzon in der Sonnencreme befindet?
Ein Blick auf die Liste mit Inhaltsstoffen lässt schnell erkennen, ob die problematischen Stoffe in der Sonnencreme enthalten sind.
Welche Alternativen zu Oxybenzon gibt es?
Da Oxybenzon vielfach in der Kritik stand, nahmen viele Hersteller den Wirkstoff aus der Sonnencreme heraus und ersetzten ihn durch Octocrylen. Inzwischen enthalten laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung vier von fünf Sonnenschutzmitteln in Europa den neueren Wirkstoff. Für die Umwelt ist dieser aber gleich ungesund. Außerdem steht auch er unter Verdacht, Allergien auszulösen. Octocrylen gilt als wasserunlöslich und kann nur schwer und langsam abgebaut werden.
Sind Öko-Sonnencremes eine Lösung?
Sind ökologische Sonnencremes eine gute Alternative? Sie bieten zuverlässigen Sonnenschutz ohne chemische Filter, denn sie wirken auf mineralischer Basis. Stoffe wie Titanoxid und Zinkoxid bilden auf der Haut eine Schutzschicht. Sie reflektieren die UV-Strahlen wie winzige Spiegel. Jedoch haben viele Bio-Cremens den nervigen „Weiß-Effekt“, weshalb einige Hersteller die mineralischen Substanzen verkleinert haben. Dadurch lässt sich die Sonnencreme besser auftragen. Liegen die Partikel allerdings im Nanobereich, können auch die biologischen Sonnencremes schädlich für Mensch und Natur wirken.
Die Studienlage zu Ökosonnencremes und möglichen Langzeitfolgen für die Natur ist aber noch sehr dünn. Neben den oben genannten Stoffen verwenden manche Hersteller nun den Stoff Bemotrizinol. Dieser gilt zumindest beim Menschen als unschädlich. Über seine Wirkung auf die Umwelt liegen noch keine Studien vor.
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Also besser gar nicht eincremen?
Nicht-eincremen ist trotzdem keine Lösung. Ohne Sonnenschutz in die Sonne zu gehen, kann zu gefährlichem Sonnenbrand und Brandverletzungen führen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte und sich und seine Umwelt schützen will, dem bleibt nur der alte Surfer-Trick: mit langärmeligem Shirt, das UV-Strahlen abhält und langer Hose in die Sonne an den Strand gehen. (sar)