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Gel, Spray, Tücher, FlüssigkeitWie gut wirken die verschiedenen Desinfektionsmittel?

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Drei Milliliter Flüssigkeit müssen für 30 Sekunden in den Händen verteilt werden, damit Desinfektionsmittel wirken.

Köln – Ob am Bahnhof, am Eingang zum Supermarkt oder in der Einkaufspassage – Desinfektionsmittel ist seit Beginn der Corona-Pandemie allgegenwärtig. Vor dem Teil-Lockdown im November haben sich viele Deutsche noch mal mit Desinfektionsmittel eingedeckt, der Absatz lag Ende Oktober nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bei mehr als dem Doppeltem (+104 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt. Wer in der Drogerie ein Mittel kaufen möchte, entdeckt in den Regalen Sprays, Tücher, Gele und Desinfektionsflüssigkeiten. Wirken die verschiedenen Produkte gleich gut und auf was sollten Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf achten? Was gegen gereizte Haut hilft und ob es sinnvoll ist in der Wohnung Desinfektionsmittel zu nutzen, erklärt Dr. Stefan Michel, Hautarzt in der Praxis für Dermatologie und Urologie Kastanienhof in Köln.

Wie schädlich ist es, sich die Hände zu desinfizieren?

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Dr. Stefan Michel ist Hautarzt.

„Sind die Hände nicht dreckig, ist es zum Schutz der Haut besser, die Hände zu desinfizieren, statt sie zu waschen“, sagt Michel. Durch das Waschen mit Seife werde die Haut stärker angegriffen, weil die Fette in der Haut durch die Seife rausgewaschen werden. Bei der Desinfektion mit alkoholischen Lösungen werden die Fette in der obersten Hautschicht zwar gelöst, aber nicht ausgewaschen. Um die Haut zu schützen und zu pflegen, seien Desinfektionsmittel sinnvoll, die Panthenol enthalten – es sorge dafür, dass die schützende Fettschicht in der Haut erhalten bleibe. „Die Hände sollte man regelmäßig eincremen. Das kann man auch nach dem Desinfizieren machen. Empfehlenswert sind Cremes mit möglichst wenigen oder keinen Duftstoffen.“ Ist die Haut durch viel Waschen und Desinfizieren sehr gereizt, können Duftstoffe, die geschädigte Haut zusätzlich reizen. Ist die Hautbarriere stark beschädigt, müssen Patienten aufpassen, dass sich kein Ekzem entwickelt, sagt der Dermatologe. „Das Brennen von Desinfektionsmitteln, was von manchen Patienten als unangenehm empfunden wird, tritt nur bei bereits geschädigter Haut auf. Der Alkohol brennt in den kleinen Wunden und Rissen in der Haut.“

Worauf sollte ich beim Kauf von Desinfektionsmittel achten?

Um die Haut nicht unnötig zu reizen, sollte auf Produkte mit Duftstoffen verzichtet werden. Diese können bei empfindlichen Menschen zu Allergien führen, sagt Michel. „Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für wirksame Desinfektionsmittel ist der Hinweis ‚VAH-zertifiziert‘ oder ‚VAH-gelistet‘“, heißt es auf der Webseite Infektionsschutz.de der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung. Am besten kaufe man zertifizierte Mittel in der Apotheke. Damit ein Desinfektionsmittel auch gegen das Coronavirus wirksam ist, ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Mittel auch „viruzid“ ist. Manche Produkte können nämlich nur Bakterien abtöten, aber keine Viren.

Spray, Gel, Tücher oder Flüssigkeit – welches Desinfektionsmittel ist am besten?

Ob Spray, Tücher, Gel oder flüssiges Desinfektionsmittel – die Darreichungsform habe keinen Einfluss darauf, wie verträglich das Mittel für die Haut ist, sagt Michel. Doch bei der Wirksamkeit, komme es darauf und auf die richtige Anwendung an. Die Desinfektionsflüssigkeiten sind am weitesten verbreitet und werden auch in Krankenhäusern verwendet. Der Vorteil: Es lässt sich gut in der Hand verteilen. „Für eine ausreichende Desinfektionswirkung sollten circa drei Milliliter Flüssigkeit in die Hände gegeben und für mindestens 30 Sekunden verteilt werden.“ Wichtig: Keine Stelle auslassen und an Handinnenflächen, Fingerkuppen und Handrücken denken. „Gele sind in ihrer Wirkung genauso gut wie flüssiges Desinfektionsmittel. Es ist eine Geschmacksache, ob man lieber Gel oder Flüssigkeit benutzt“, sagt der Dermatologe. Bei Desinfektionstüchern sei es schwierig, die richtige Dosierung zu finden. „Es kann passieren, dass sie zu trocken sind, um die ganze Haut zu benetzen.“ Hat man ein Packet mit den Tüchern in der Tasche stecken oder auf der Garderobe liegen, kann es sein, dass bei einer geöffneten Packung der Alkohol verfliegt und die Tücher zu trocken werden oder gar austrocknen. Auch bei Sprays wird das Mittel vernebelt – es geht Desinfektionsmittel auf dem Weg zur Hand verloren. „Wie viel Desinfektionsmittel wirklich auf der Hand ankommt, ob es genügt und ob zum Beispiel die Fingerkuppen genug befeuchtet werden, ist fraglich“, sagt Michel.

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Sind Wasch- und Putzmittel, die Desinfektionsmittel enthalten, für zu Hause sinnvoll?

„Bei Flächendesinfektionsmittel werden andere Wirkstoffe wie Ammonium verwendet. Zudem werden andere Konzentrationen eingesetzt, weshalb sie nur mit Handschuhen angewendet werden sollten.“ Dies werde nur in Krankenhäusern benötigt, sagt der Dermatologe. Wenn eine Person im Haushalt mit einer stark ansteckenden Krankheit infiziert ist, könne es sinnvoll sein, auch Flächen zu desinfizieren, heißt es auf Infektionsschutz.de. Das könne zum Beispiel bei einer Magen-Darm-Grippe nützlich sein und man sollte Toilettenspültaste, Wasserhähne, Türklinken und eventuell Lichtschalter desinfizieren, die von mehreren Personen im Haushalt genutzt werden.