Eine 13-Jährige nimmt die Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ und stirbt an den Folgen. Ein Arzt erklärt, was die Droge so gefährlich macht.
Tausende in NRW sichergestellt„Blue Punisher“ – Was macht diese Ecstasy-Pille so gefährlich?
In Mecklenburg-Vorpommern ist am Montag ein 13 Jahre altes Mädchen im Krankenhaus gestorben, mutmaßlich nach der Einnahme der Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ (deutsch: „blauer Bestrafer“). Die blaue Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, das Logo erinnert an den Marvel-Charakter „The Punisher“. In NRW sind seit 2021 mehrere Tausend „Blue Punisher“-Ecstasy-Tabletten sichergestellt und dem Landeskriminalamt (LKA) übergeben worden. Aber was für ein Mittel ist Ecstasy eigentlich und warum ist die Sorte „Blue Punisher“ so gefährlich?
Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Betäubungsmittel in Tabletten-, Pulver- oder Kristallform gemeint, die aus chemischen Stoffen im Labor hergestellt werden. Erwerb, Besitz und Handel sind strafbar. In der Regel führt Ecstasy zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls, sagt Gernot Rücker. Er ist Anästhesist und Notfallmediziner an der Uniklinik Rostock und einer der führenden Experten für Freizeitdrogenkonsum in Deutschland.
Ecstasy: Die Droge schaltet das körpereigene Warnsystem aus
„Manche Leute nehmen die Lifestyle-Droge Ecstasy, um zum Beispiel viele Stunden lang durchzutanzen“, sagt Rücker. Genau darin steckt eine der Gefahren, denn das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge komme es im Körper nämlich zu extremem Wasserverlust, Kreislaufzusammenbruch oder Organschäden, sagt Rücker.
Dabei sei der Ecstasy-Wirkstoff MDMA eigentlich eine Droge, die gut handhabbar sei, sagt Rücker: „Es gibt eine Dosis, die man braucht, um ein Rauschziel zu erreichen – dabei gibt es Oberwerte, ab wann es gefährlich wird. Wenn Sie jetzt eine hoch dosierte Pille bekommen und sich darüber nicht bewusst sind, dann wird es sehr schnell gefährlich.“
„Blue Punisher“: Sechsfach so hoch dosiert wie eine übliche Ecstasy-Pille
Die sei bei der neuartigen Pille „Blue Punisher“ der Fall, die eine MDMA-Wirkstoffkonzentration von fast 300 Milligramm hat – die Rausch-Obergrenze berechnet sich mit einem Milligramm Wirkstoff pro Kilogramm. „Wenn Sie davon ausgehen, dass ein kleineres, schmächtiges Mädchen vielleicht nur 50 oder 60 Kilogramm wiegt, dann liegt die Rausch-Obergrenze bei 50 bis 70 Milligramm“, erklärt Rücker.
Eine ganze „Blue Punisher“ bedeutet also das Sechsfache an Wirkstoff. „Das ist maximal überdosiert – und selbst bei einer halben Tablette ist der Wirkstoff noch völlig überdosiert und kann lebensbedrohliche Folgen haben“, sagt Rücker.
Dazu kommt noch: Eine „Blue Punisher“ kostet im Umlauf laut Rücker zehn Euro – zehn Euro, die zum Tod führen können. Im Falle der verstorbenen 13-Jährigen wird davon ausgegangen, dass die überdosierte Ecstasy-Pille zum Hirntod geführt habe. Eine Drogen-Überdosis äußert sich laut Rücker in Herzrasen und Bewusstlosigkeit.
Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ in NRW – Trend zu mehr Wirkstoff
Untersuchungen der mehreren Tausend in NRW sichergestellten Tabletten im kriminalwissenschaftlichen und -technischen Institut des LKA ergaben, dass die Gehalte des Hauptwirkstoffs MDMA bei ihnen stark variierten.
„In den letzten Jahren gibt es allgemein einen Trend zu Ecstasy-Tabletten mit sowohl sehr hohen Gewichten als auch hohen Gehalten an MDMA“, teilte das Landeskriminalamt mit. Diese Entwicklung treffe also nicht nur auf Tabletten mit der Prägung „Punisher“, sondern auf Ecstasy-Tabletten insgesamt zu. Die blaue Ecstasy-Tablette „Blue Punisher“ muss dabei auch nicht zwingend blau sein, es gibt sie auch in anderen Farben.
Nach LKA-Angaben wurden in NRW 2021 insgesamt 4246 Tabletten mit diesem Prägemotiv sichergestellt, 2022 waren es 2761 Tabletten. In diesem Jahr wurden neun Tabletten konfisziert. Untersuchungen hätten MDMA-Gehalte von 58 bis 211 Milligramm pro Tablette ergeben, die Gewichte hätten von 256 bis 524 Milligramm variiert.
Vor allem für Heranwachsende sei die Einnahme extrem gefährlich und könne bleibende Schäden verursachen, betonte auch das LKA. Die Polizei vermutet, dass die Droge in der Region noch im Umlauf ist und warnte ebenfalls eindringlich. (est/mit dpa)