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GesundheitsatlasMehr Kinder im Rheinland fettleibig als angenommen – Zwei Drittel der Kölner Kinder aber „sehr gesund“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kleinkind leckt bei sommerlichen Temperaturen an einem Eis in der Waffel.

Experten ermutigen Eltern adipöser Kinder: Mit gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität können Kinder noch relativ einfach wirksam werden.

Bei einer Elternbefragung hat die AOK herausgefunden, dass sich vergleichsweise viele Eltern im Rheinland Sorgen machen, ihr Kind könnte an ADHS leiden.

Im Rheinland sind weit mehr Kinder fettleibig als bislang vermutet wurde. Das ergab eine Befragung für den Gesundheitsatlas der AOK Rheinland/Hamburg, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Während nur etwa jedes fünfzigste Elternpaar angibt, für ihr Kind eine Adipositas-Diagnose bekommen zu haben, offenbaren die gesammelten Angaben zu Größe und Gewicht, dass laut Body-Mass-Index jedes 14. Kind stark übergewichtig ist. Etwa drei Viertel von ihnen sind weder in Behandlung noch vermuten ihre Eltern, dass eine Adipositas die Gesundheit ihrer Kinder gefährden könnte.

Bei der Präsentation ihrer Studie, die auf den Daten der Befragung von 5000 Eltern im Rheinland und Hamburg beruht, kam auch die überproportionale Sorge der Eltern zur Sprache, ihr adipöses Kind könnte gesellschaftlich benachteiligt werden. Acht von zehn Eltern, deren Kinder eine Adipositas-Diagnose haben, fürchten eine dauerhafte Beeinträchtigung sowie eine Verschlimmerung; zwei Drittel haben Angst, dass sie selbst eine Mitschuld an der Gewichtszunahme der Kinder trifft.

Flut an Informationen im Netz verschlechtert Gesundheitskompetenz

Fast jeder zweite Befragte fühlt sich von der Diagnose überfordert. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Sorgen der Eltern um das Wohlergehen ihrer Kinder gerade beim Thema Adipositas sehr groß sind. Oftmals spielt auch Scham eine Rolle“, sagt Anne Neuhausen, Kinderärztin bei der AOK Rheinland/Hamburg.

Die Krankenkasse will den besorgten Eltern nun mit mehr Information, vor allem einer besseren Auffindbarkeit zuverlässiger Quellen entgegenkommen. Ein Drittel der Befragten hatte angegeben, nicht zu wissen, wo man Gesundheitsinformationen finden könne. „Wir sehen bei der Gesundheitskompetenz eher eine Verschlechterung über die Jahre. Und das, obwohl es gerade digital immer mehr Informationen gibt. Unser Schluss daraus ist, dass sich die Eltern in der Flut an Informationen immer schlechter zurechtfinden und Negativbeispiele bei Dr. Google oder in den Medien eher Ängste schüren, statt aufzuklären“, sagt Neuhausen.

Experten: Übergewicht bei Kindern kann man gut und wirksam entgegentreten

Die gute Nachricht sei, dass man gerade Übergewicht bei Kindern gut den Kampf ansagen kann, wenn man frühzeitig gegensteuert. „Mit gesunder Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, einer adäquaten medizinischen Begleitung und emotionaler Unterstützung stehen den Eltern adipöser Kinder eine Reihe wirksamer Mittel zur Verfügung, um die Erkrankung und ihre sozialen Folgen in den Griff zu bekommen. Es ist deshalb wichtig, Familien aufzuklären und ihnen nachhaltige und gangbare Wege aus der Situation aufzuzeigen.“

Auffallend sind auch die Zahlen zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS. Während nur vier Prozent aller Kinder nach Aussage ihrer Eltern eine Diagnose haben, befürchtet eine größere Gruppe, nämlich sechs Prozent, dass eine Erkrankung vorliegen könnte. Auch die Belastung der Eltern sei sowohl bei Diagnose (58 Prozent) als auch bei bloßer Befürchtung (44 Prozent) hoch und übersteige noch die Belastung der Kinder (49 bzw. 30 Prozent). „Wir sehen also, dass eine große Anzahl der Eltern in Sorge sind, ihr Kind könnte unter ADHS leiden, die meisten davon haben aber nicht einmal eine Diagnose“, sagt Neuhausen.

Wer sich den Atlas der AOK aber etwas genauer ansieht, der findet auch positive Nachrichten, auch und gerade für die Region Köln. So geben etwas mehr als die Hälfte der Eltern in Hamburg und Rheinland an, ihre Kinder befänden sich in „sehr gutem Gesundheitszustand“.

Gesundheit: Gute Werte für Kinder in Köln, Rhein-Erft-Kreis ist Schlusslicht

Köln und der Rhein-Erft-Kreis liegen hier mit fast 60 Prozent deutlich über dem Durchschnitt, Euskirchen bildet mit 47,2 Prozent allerdings das Schlusslicht. Bei der Frage nach hoher Lebensqualität von Kindern liegt Köln mit 30,7 Prozent auf Platz zwei hinter Kleve und Wesel. Der Anteil der Kinder mit multiplen psychosomatischen Beschwerden liegt in Köln und dem Rhein-Erft-Kreis dagegen vergleichsweise niedrig auf 22,7 Prozent. An der Spitze der Skala rangieren mit gut 30 Prozent Kleve, Wesel, Bonn, Rhein-Sieg sowie Euskirchen.

Auch von Migräne scheinen Kölner Kinder vergleichsweise selten betroffen zu sein. Während fast drei Prozent der Eltern in Düsseldorf angeben, diese Diagnose für ihr Kind vorliegen zu haben, sagen das nur 0,7 Prozent der Kölner Eltern.