Kaum FleischSind Sie auch längst Flexitarier?
Sie essen kaum Fleisch und wenn doch, dann achten Sie auf seine Herkunft und Qualität? Dass die Discounter erst kürzlich ihre Preise für Billigfleisch noch einmal gesenkt haben, nervt Sie? Denn der Tierschutz und die eigene Gesundheit liegen Ihnen am Herzen? Willkommen im Club der Flexitarier.
42 Millionen deutsche Flexitarier
Obwohl der Begriff in Deutschland noch nicht so geläufig ist wie etwa in den USA das englische Äquivalent „flexitarian“, gehören viele Menschen dieser Gattung an, ohne es zu wissen. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Vegetarierbundes (VEBU) ergab sogar, dass bereits über 42 Millionen der Deutschen „Teilzeitvegetarier“ sind. „Ihre Zahl nimmt augenscheinlich deutlich zu und macht heute schon die Mehrheit aus“, heißt es in den Ergebnissen der Studie. Dabei definiert die Studie Flexitarier als Personen, die mindestens an drei Tagen pro Woche auf Fleisch verzichten.
Laut einer anderen Umfrage gibt es in Deutschland 11, 6 Prozent Flexitarier, die auch flexible Vegetarier genannt werden. Demnach gehören zu dieser Gruppe Menschen, die bewusst wenig Fleisch essen. 9,5 Prozent sind laut der Befragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim Menschen, die ihren Fleischkonsum reduzieren wollen. 3,7 Prozent gelten demnach als Vegetarier. Eine große Mehrheit – 75,1 Prozent – sind jedoch unbekümmerte Fleischesser.
Qualität spielt eine wichtige Rolle
Einen gedankenlosen Umgang mit Fleisch kann man dem Flexitarier dagegen nicht nachsagen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) spielt die Qualität der Nahrung für ihn eine sehr wichtige Rolle. Der DGE-Definition zufolge meidet ein Flexitarier Fleisch, das nicht aus artgerechter Haltung stammt. Dabei isst der Flexitarier im Prinzip alles, orientiert sich aber an vegetarischer Ernährung. Fleisch kommt ab und zu, aber eben nicht regelmäßig, auf den Teller.
Flexitarier liegen im Trend
Hinzu kommt: Flexitarier liegen voll im Trend, wie die DGE feststellt. So haben sie in den Niederlanden schon eine eigene Homepage (www.flexitarier.nl). Außerdem startete die Compass Group, ein großer Cateringanbieter, 2010 eine „Be a Flexitarian”-Initiative in den USA. 8500 Kantinen wurden dazu aufgerufen, weniger oder gar kein Fleisch anzubieten. Bereits im Jahr 2003 wählte die American Dialect Society „flexitarian“ (zusammengesetzt aus „flexible“ und „vegetarian“) zum nützlichsten Begriff des Jahres.
Kritik von Veganern
Allerdings regt sich auch Widerstand gegen das – zumindest in Deutschland – noch junge Phänomen. Gerade Veganer stehen der Bewegung auch kritisch gegenüber. Sie sei „nicht hinreichend und auch nicht grundlegend verschieden von der Lebensweisen der ‚normalen Fleischesser‘“, heißt es etwa auf vegan.eu.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zieht jedoch eine positive Bilanz: Das Reduzieren des Fleischkonsums liege auch in Deutschland im Trend. Und: Möglicherweise trage dies dazu bei, die Empfehlungen der DGE, also den „maßvollen Verzehr von nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurstwaren pro Woche auf lange Sicht zu erreichen“.