Kein Corona-SchutzWarum vom Entwurmungsmittel Ivermectin dringend abzuraten ist

Kann sinnvoll für Menschen sein, ist aber keine sinnvolle Alternative zur Corona-Impfung: Das Medikament Ivermectin.
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Köln – Um eine Corona-Impfung zu umgehen und dennoch vor dem Virus geschützt zu sein, nehmen in Österreich immer mehr Menschen das Entwurmungs-Medikament Ivermectin ein. Dabei ist es dort – wie in Deutschland – nicht rezeptfrei zugelassen. Im Kölner Raum wird das Mittel nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bislang besonders nicht stark nachgefragt.
Hintergrund sind Studien, die zu Beginn der Pandemie durchgeführt wurden. Damals wurde erprobt, ob Ivermectin helfen könnte, SARS-Cov-2 zu bekämpfen. „Bei Ivermectin kam in einem Laborversuch heraus: Es kommt zu einer Hemmung der Vermehrung des Virus“, sagt der Frankfurter Pharmazieprofessor Theodor Dingermann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Schwere Nebenwirkungen bei hoher Dosierung möglich
„Das ist aber nichts mehr als eine Hypothese, es gibt tausende Medikamente, die solche Effekte bewirken“, betont er und rät dringend von einem Einsatz ab. Weder sei die Wirkung belegt, noch seien schwere Nebenwirkungen auszuschließen. „In der Anfangsphase der Pandemie hat man in alle Richtungen nach Wirkstoffen gesucht. Man kannte das Virus kaum und hatte keine richtigen Vorstellungen davon hatte, was man braucht“, so Dingermann. Heute sei das anders.
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„Ivermectin kommt auch bei Menschen zum Einsatz, etwa gegen Würmer oder Krätze. In der richtigen Dosierung ist es relativ gut verträglich“, sagt Dingermann. Es komme aber auch in der Tiermedizin zum Einsatz, wo die Dosierung eine völlig andere sei. In den Laborversuchen zum Einsatz von Ivermectin gegen Covid-19 seien sehr hohe Dosen zum Einsatz gekommen. „Wenn man sich daran orientiert, ist es überhaupt nicht gut verträglich.“
„Wir haben überhaupt keine Ahnung, ob es wirkt“
Für die Entwicklung des Medikaments wurde 2015 der Medizinnobelpreis an den Japaner Satoshi Ōmura und den US-Amerikaner William C. Campbell verliehen. „Es kommt aus der empirischen Medizin: Man hat es einfach ausprobiert und festgestellt, dass es helfen kann. Es aktiviert Ionenkanäle und blockiert Parasiten, sodass sie aussterben“, erklärt Dingermann.
Die großen Gesundheitsinstitutionen, WHO und FDA etwa, raten explizit davon ab, Covid-19 mit Ivermectin zu behandeln. In Tschechien wurde dagegen eine Notfallzulassung für den Einsatz erteilt, die von vielen Experten kritisch gesehen wird.
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„Wir haben also überhaupt keine Ahnung, ob es wirkt, haben aber ein hohes Risiko auf Nebenwirkungen – selbstverständlich deutlich höher als bei den Impfstoffen“, sagt Dingermann. „Aus den wenigen klinischen Studien, die es gab, konnte auch keine Wirksamkeit abgeleitet werden. Ich rate dringend davon ab. Wir reden hier von einer tödlichen Krankheit und einem riskanten Mittel, das nicht wirkt und gefährlich sein kann.“