Kein Schlaf möglichWas hilft wirklich, wenn der Partner jede Nacht schnarcht?
Köln – Kaum im Bett geht es los: ein Schnaufer, ein Röcheln, ein Pfeifen. Die Schnarchgeräusche kommen von der anderen Seite des Bettes. Was oft leise beginnt, kann innerhalb kürzester Zeit zu ohrenbetäubenden Lärm anschwellen. Da hilft kein energisches „Hey“, kein Stupser oder Nase-Zuhalten – und falls doch, so handelt es sich meist nur um eine kleine Pause zwischendurch.
Bleibt dem schlaflosen Bettpartner nur der Auszug aus dem gemeinsamen Schlafzimmer oder gibt es noch andere Möglichkeiten? Ein Überblick über die drängendsten Fragen:
Mein Partner schnarcht und weckt mich damit regelmäßig. Was kann ich tun?
Viele schwören darauf, den Partner anzustupsen. Das Ziel: den Partner kurz wecken. So kann der Schnarcher seine Position verändern, doch hört er auch automatisch auf zu schnarchen? Wahrscheinlich nur kurzzeitig, denn die Gründe, warum er oder sie schnarcht sind nicht beseitigt. Also, keine gute Idee, auch wenn sie kurzfristig Ruhe verspricht.
Warum schnarchen so viele Menschen?
Schuld am Schnarchgeräusch ist die Rachenmuskulatur, die sich entspannt. Die erschlaffte Muskulatur verlegt zum Teil die Atemwege und macht sich als Hindernis im Luftstrom bemerkbar. Das typische Schnarch-Geräusch entsteht, wenn Betroffene versuchen, durch die verengten Atemwege Luft zu holen. Etwa 10 bis 30 Prozent aller Erwachsenen schnarchen.
Was ist mit dem alten Trick, dem Schnarchenden einfach die Nase zuzuhalten?
Wenn, dann schafft dies nur kurzzeitig Abhilfe, könnte aber gleichzeitig zu Stress im Schlafzimmer führen. Durch die häufigen Weckreaktionen wird der Schlaf-Rhythmus beider Partner erheblich gestört. Betroffene fühlen sich am folgenden Morgen oft unausgeschlafen. Wer müde den Tag beginnt, wird zunehmend aggressiv und kann nicht mehr konzentriert arbeiten.
Hilft es, den Partner auf die Seite zu drehen?
Ja, das kann helfen, sofern sich der Partner nicht im Schlaf zurückdreht und die Rückenlage auch der Grund für das Schnarchen ist. Das ist immerhin bei jedem zweiten Schnarcher der Fall, erklärt Dr. Michael Feld, Somnologe und Schlafmediziner der „Bild-Zeitung“. Beispielsweise gibt es spezielle Rückenlageverhinderungsgurte, die dafür sorgen, dass man sich während des Schlafens nicht auf den Rücken dreht.
Hilft es, wenn ich früher ins Bett gehe?
Eventuell ja. Wer schon schläft, wenn der Schnarcher aktiv wird, schläft vielleicht schon so fest, dass es sie oder ihn nicht mehr stört. Haben Frauen, die generell einen leichteren Schlaf haben, einen schnarchenden Mann, könnten sie tief schlafen – und nicht durch die Schnarcher wach gehalten werden. Blöd nur, wenn man vom Schnarchen des Partners unsanft aus dem Schlaf geweckt wird und dann wach liegt.
Ultima Ratio: Getrennte Schlafzimmer?
Wenn nichts mehr hilft, sollten Partner getrennte Schlafzimmer in Erwägung ziehen – die Angst, dass die Partnerschaft darunter leiden könnte, schreckt Paare oft ab. „Probieren Sie es einfach mal aus und trauen sie sich, nichts muss bleiben wie es ist“, rät Sexologin Ann-Marlene Henning. Die Betroffenen sollten offen darüber sprechen, was sie bedrückt und stört. „Niemand will seinem Partner zur Last fallen und ein Schlafräuber sein“, meint Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
Wie sage ich meinem Partner, dass ich unter dem Schnarchen leide?
Wer unter dem Schnarchen seines Bettpartners leidet, sollte denjenigen darauf ansprechen und für den Leidensdruck sensibilisieren. Das geht zum Beispiel so: die nächtlichen Säge-Geräusche einfach aufnehmen und am nächsten Tag vorspielen. Dr. Feld dazu: „Es ist tatsächlich so, dass derjenige, der schnarcht, seine lauten Geräusche selbst gar nicht wahrnimmt. Dazu kommt oft ein gewisses Schamgefühl oder Verharmlosung.“
Wann wird Schnarchen für den Schnarcher gefährlich?
Bei manchen sei das Schnarchen komplett harmlos, doch wenn es zu Atemaussetzern, sogenannter Schlafapnoe, kommt, wird es gefährlich. Ersticken können Betroffene dabei aber nicht, erklärt Weeß. „Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, weckt der Körper den Betroffenen, damit er wieder atmet.“
Allerdings haben manche 50 und mehr Atemaussetzer pro Stunde. „Der Tief- und Traumschlaf wird unterdrückt. Es ist kein erholsamer Schlaf mehr möglich“, erklärt Weeß. Außerdem muss das Herz durch den Sauerstoffmangel und den entstehenden Unterdruck im Brustraum mehr leisten, der Blutdruck steigt und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ebenso. „Das ist keine Bagatelle“, betont der Schlafmediziner. Nicht nur vom Schnarchen, sondern auch von der Schlafapnoe betroffen sei etwa jeder vierte Mann und jede siebte Frau im mittleren Alter, ergänzt Prof. Ingo Fietze, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Charité Berlin. Hinzu kommt, dass Schnarcher schlechter schlafen, unausgeschlafener und gestresster sind.
Was tun, wenn ich Atemaussetzer bei meinem Partner bemerke?
Wenn der Partner Atemaussetzer bemerkt oder der Schnarcher sich tagsüber sehr müde fühlt, sollte er sich untersuchen lassen. Im Schlaflabor oder bei einer ambulanten Messung zu Hause wird die Atmung an der Nase, am Brustkorb und am Bauch sowie die Sauerstoffkonzentration im Blut gemessen, erklärt Fietze. Denn hinter behandlungsbedürftigem Schnarchen mit Atemaussetzern steckt in der Regel ein zu enger oder instabiler Atemweg zwischen Gaumen und Kehlkopf. „Ab zehn Sekunden Atempause spricht man von einer Apnoe, ab fünf Apnoen pro Stunde Schlaf von der Krankheit Schlafapnoe“, erklärt Fietze.
Welche Hilfsmittel gegen Schnarchen gibt es?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache des Schnarchens. So gibt es zum Beispiel spezielle Schienen, die im Mund getragen werden und den Unterkiefer samt Zunge vorverlagern – so soll der Atemweg erweitert werden, erklärt Weeß. Eine andere Möglichkeit ist die nächtliche Überdruckbeatmung: Der Betroffene schläft mit einer speziellen Maske, die für einen leicht positiven Luftdruck sorgt. Das soll stabilisierend wirken und verhindern, dass sich der Atemweg verschließt.
Was hilft generell gegen das Schnarchen?
Auch wer „nur“ schnarcht, kann seinem Partner zuliebe etwas dagegen unternehmen. „Der Lärmpegel beim Schnarchen kann die Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw erreichen“, sagt Weeß. Auf Alkohol verzichten, Übergewicht reduzieren und nicht auf dem Rücken schlafen, kann laut Weeß das Schnarchen reduzieren. Es gibt auch spezielle Westen, die die Rückenlage verhindern. Im besten Fall hat der Bettpartner dann endlich Ruhe.
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Kann man etwas tun, um die Rachenmuskulatur zu stärken?
Wer ganz gezielt die Rachenmuskulatur stärken will, ist mit dem Erlernen eines Blasinstruments gut beraten: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen, die Trompete oder Posaune spielen, weniger schnarchen. Auch Lieder helfen. Eine Untersuchung vom britischen Royal Exeter Hospital zeigt, dass Singen eine wirksame Therapie gegen Schnarchen ist. (dmn / mit dpa)