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Covid-19-Therapie„Ein Antikörper wird nun für den Einsatz im Menschen produziert“

Lesezeit 4 Minuten
Labor Coronavirus

Eine Medizinerin hält eine Testphiole. (Symbolbild)

  1. Mit der Zulassung eines Impfstoffes wäre Covid-19 längst nicht aus der Welt. Zur Bewältigung der Pandemie braucht es ergänzende Therapieformen.
  2. Große Hoffnungen liegen an dieser Stelle auf der Antikörper-Reproduktion, die auch an der Kölner Uniklinik entwickelt wird. Schon Ende des Jahres könnte sie Menschen immun gegen das Virus machen.
  3. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Kölner Uniklinik, spricht über den aktuellen Forschungsstand – und mögliche Virus-Mutationen, die alles verkomplizieren könnten.

Ein entscheidendes Instrument für den mittelfristigen Umgang mit der Pandemie sind Covid-19-Therapien. Sie forschen an der Reproduktion von Antikörpern. Wie ist der aktuelle Stand?Prof. Florian Klein: Wir haben untersucht, welche Antikörper nach einer SARS-CoV-2-Infektion im Menschen gebildet werden. Dabei haben wir Antikörper identifiziert, die das Virus in Zellkultur mit hoher Effektivität neutralisieren können. Einer dieser Antikörper wird nun für den sicheren Einsatz im Menschen produziert – wir hoffen, zum Jahresende mit der ersten klinischen Studie beginnen zu können.

Bei wem soll die Therapie angewandt werden?

Drei mögliche Einsätze sind vorgesehen. Zum einen der Therapeutische für Personen, die nachweislich infiziert sind. Eine Therapie mit einem spezifischen Antikörper soll die Vermehrung des Virus stoppen und dadurch schwere Verläufe und Todesfälle verhindern. Erste Ergebnisse, die in dieser Woche aus den USA als Pressemeldung veröffentlicht wurden, unterstützen die Hoffnung auf eine gute Wirksamkeit. Ein weiterer Zweck ist die Prävention bei Personen, die ein hohes Risiko haben, schwer zu erkranken. Diese könnten mit einer Antikörper-Infusion passiv immunisiert werden. Wir hoffen dabei, dass die Antikörper nach einer einmaligen Infusion für einen Zeitraum von einigen Monaten vor einer Infektion schützen können. Zuletzt ist der Einsatz als eine sogenannte Post-Expositionsprophylaxe vorstellbar. Das bedeutet: Eine Person hat sich durch einen Kontakt womöglich infiziert und man möchte aufgrund eines Risikos für einen schweren Verlauf eine Erkrankung verhindern. Dies wäre zum Beispiel vorstellbar, wenn es zu Infektionen in einem Seniorenheim kommt und nicht klar ist, wer sich alles infiziert hat. Hier könnte der schnelle Einsatz von Antikörpern helfen, dass es zu keinen weiteren Erkrankungen kommt.

Wieso kann es keinen flächendeckenden Einsatz geben? Schließlich erzeugen die Antikörper Immunität gegen das Virus.

Antikörperproduktionen sind aufwendig und teuer. Auch wenn es funktioniert, müssen Sie für einen kontinuierlichen Schutz die Infusionen in regelmäßigen Abständen wiederholen. Das geht für einzelne Personengruppen, aber nicht bei jedem und kontinuierlich. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, braucht es bei uns daher einen aktiven Impfstoff, bei dem die Person selbst die Antikörper bildet. Beide Ansätze könnten sich gegenseitig aber optimal ergänzen.

Die Forschung könnte sich durch Mutationen des Coronavirus verkomplizieren. Welche Veränderungen sind aus Ihrer Sicht denkbar?

Dass es bei SARS-CoV-2 zu Mutationen kommt, wissen wir. Entscheidend ist die Frage, ob diese zu einer anderen Funktionalität des Virus führen oder sich Resistenzen gegenüber bestimmten Therapien oder auch Impfstoffen bilden. Beides ist denkbar. Eine mögliche Entwicklung von Virusvarianten, die resistent gegenüber einer spezifischen Therapie werden, lässt sich relativ leicht nachweisen. Ob dann eine Virusvariante zu einer häufigeren Ansteckung oder zu schwereren Verläufen führt, kann schließlich nur durch epidemiologische und klinische Daten gezeigt werden. Diese Bewertung ist in der Regel komplex.

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Grundsätzlich ist es aber wahrscheinlich, dass sich das Virus in eine harmlosere Richtung entwickelt? Schließlich will es überleben, da bringt ihm der Tod des Wirtes nichts.

Das kann man so leider nicht sagen. Aufgrund kleiner Fehler, die sich bei der Vermehrung der Viren in das Genom des Virus einfügen, kann es sich verändern. Viren, die dadurch einen Selektionsvorteil besitzen, können sich schneller vermehren und setzen sich gegen andere Virusvarianten durch.

Das Virus ist fast auf dem gesamten Globus verbreitet. Kann es auch zu lokalen Mutationen kommen, sodass Covid-19 auf einigen Kontinenten irgendwann gefährlicher ist als auf anderen?

Weil Mutationen zunächst zufällig sind, finden sich regional durchaus Unterschiede. Dass die Funktionalität in völlig andere Richtungen geht, ist dennoch eher unwahrscheinlich. Auch, wenn es in verschiedenen Bevölkerungen durchaus Unterschiede in der Anlage der Immunsysteme gibt, sind große Teile ähnlich und würden die evolutionäre Entwicklung des Virus auch ähnlich beeinflussen. Anders wäre es, wenn Medikamente und auch Impfstoffe sehr unterschiedlich eingesetzt würden.

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews.