Auf der heimischen Laufstrecke sieht man sie immer öfter: Kompressionsstrümpfe an Läufer-Waden. Doch wie sinnvoll sind sie?
Geheimtipp für Sportler?Was Kompressionsstrümpfe beim Laufen wirklich taugen
Kompressionsstrümpfe – das sind doch diese hautfarbenen Beinkorsette, die die Großeltern tragen? Falsch! Na ja, nicht ganz falsch, aber die Strümpfe haben mittlerweile ein moderneres Aussehen erhalten. Mit eingenähten Reflektorstreifen, bunt gemustert oder in einer Knallfarbe kommen sie daher und erfreuen sich insbesondere bei Sportlern immer größerer Beliebtheit. Doch was bewirken sie genau? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Kompressionsstrümpfen beim Laufen.
Wie wirken Kompressionsstrümpfe?
Kompressionsstrümpfe sehen eigentlich aus wie Kniestrümpfe, sind jedoch um einiges enger und elastischer. Sie üben Druck auf das Gewebe der Unterschenkel aus, wodurch Venen- und Lymphsystem spürbar entlastet werden. Der Blutfluss wird verbessert, ein Blutstau vermieden und der Druck nimmt von unten nach oben ab. Kompressionsstrümpfe werden für gewöhnlich auf langen Flügen, Autofahrten oder bei sitzenden Tätigkeiten getragen.
Wie sinnvoll sind Kompressionsstrümpfe beim Sport?
Kompressionsstrümpfe sind aber aufgrund ihrer Venenkompression auch ideal für Sport und Regeneration geeignet. Studien haben gezeigt, dass sie die Zirkulation des Blutkreislaufs durch die Bewegung der Muskeln um etwa 30 Prozent verbessern und das Beinvolumen während der Belastung weniger zunimmt. Laut Helmut Lötzerich ist es noch sinnvoller, Kompressionsstrümpfe nach dem Sport zu tragen als währenddessen. Der Sportwissenschaftler und ehemalige Professor an der Sporthochschule Köln hat jahrelang zu Kompressionsstrümpfen geforscht.
Die stützenden Strümpfe nach dem Sport anzuziehen ist zudem weniger zeitaufwendig als andere Regenerationsmaßnahmen wie etwa Eisbäder, Massagen oder Saunieren. Der Blutkreislauf wird so nach dem Sport passiv unterstützt und die angekurbelte Durchblutung sorgt für eine bessere Regeneration: „Studien haben gezeigt, dass Schmerzen und Muskelkater dadurch nach dem Sport verringert werden“, so Lötzerich.
Neben der Tatsache, dass die Strümpfe das Venensystem unterstützen, hätten sie auch einen psychologischen Nebeneffekt, da man sich besser ausgerüstet fühle.
Führen Kompressionsstrümpfe zur Leistungssteigerung?
Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Tragen von Kompressionsstrümpfen beim Laufen nicht dazu führt, dass man schneller läuft oder seine Leistung steigert. Eine Leistungssteigerung sei draußen bei unterschiedlichen Wetter- und Bodenbedingungen schwer messbar. Das ginge unter Laborbedingungen besser, erklärt der Sportwissenschaftler. Somit bieten sie während des Laufens zwar keine sportlichen Vorteile. Die Kniestrümpfe können aber dennoch das Wohlbefinden steigern – einige Testpersonen fühlten sich durch die stützende Wirkung besser.
Wer sollte Kompressionsstrümpfe tragen?
Lötzerich plädiert dafür, dass mehr Menschen Kompressionsstrümpfe tragen sollten – und regelmäßiger. Er rät allen Menschen ab 40, sie zu tragen: „Je älter, je untrainierter, je übergewichtiger jemand ist, desto eher sollte man sie täglich tragen.“
Ganz generell würden die Deutschen laut Lötzerich auch zu viel sitzen. Wie der DKV-Gesundheitsreport jüngst zeigte, sitzen deutschen Bundesbürger 9,2 Stunden am Tag. „Sitzende Menschen, gerade im Homeoffice oder Büro, würden noch mehr als Sportler davon profitieren, Kompressionstrümpfe zu tragen“, sagt Lötzerich.
Das sind die Vor- und Nachteile von Kompressionsstrümpfen
Zusammengefasst verbessern Kompressionsstrümpfe die Durchblutung, verhindern einen Blutstau in den Beinen und reduzieren Schwellungen und beschleunigen die Regeneration. Die Strümpfe sind atmungsaktiv und angenehm beim Sport zu tragen, da sie effektiv Feuchtigkeit transportieren und kein Schwitzen verursachen.
Nachteile haben die Strümpfe folglich keine – Schaden können sie während des Laufens nicht. Es ist aber ratsam, ein Modell zu wählen, das gut passt. Dafür sollte man sich im Fachhandel beraten und sorgfältig vermessen lassen. Wichtig ist, dass die Strümpfe auf die Sportart abgestimmt sind, die Passform dem eigenen Wadenumfang entspricht und eine geeignete Kompressionsstärke gewählt wird.