Die Diagnose Krebs überfordert Familien. Zum Weltkrebstag am 4. Februar stellen wir einen Verein vor, das Eltern und Kindern psychologische Hilfe bietet.
„Nicht reden wäre das Schlimmste“Kölner Verein unterstützt krebskranke Eltern und ihre Kinder
Eine Krebsdiagnose rüttelt die komplette Familie durcheinander und überfordert jedes einzelne Familienmitglied. Erkrankte Eltern wissen nicht, wie sie mit ihren Kindern reden können, ohne sie zu überfordern und wie sie ihnen die Angst nehmen können. Dazu kommen praktische Fragen, zum Beispiel, wenn ein Elternteil länger ins Krankenhaus muss. Eltern haben Fragen und Sorgen, Kinder aber auch. Beide Seiten sind unsicher, wie sie damit umgehen und wie sie miteinander reden sollen. An dieser Stelle setzt der Verein „Lebenswert e.V.“ mit dem Projekt „Kinder krebskranker Eltern“ an der Kölner Uniklinik an. Hier können sowohl erkrankte Eltern als auch ihre Kinder psychologische Hilfe und Begleitung bekommen.
Eine Krebsdiagnose überfordert die komplette Familie
Das Projekt ergänzt das Angebot der psychoonkologischen Begleitung für die erwachsenen Krebspatienten an der Uniklinik, das der Verein Lebenswert als Förderverein finanziell unterstützt.
Mit seiner Hilfe sind psychotherapeutische Gespräche, aber auch Musik-, Kunst- und Bewegungstherapie seit vielen Jahren an der Uniklinik etabliert. Seit 2019 gibt es an der Uniklinik und weiteren Außenstellen in der Stadt zudem eine psychosoziale Krebsberatungsstelle, die Lebenswert als Trägerverein in Kooperation mit der Stadt Köln unterhält. Gegründet wurde der Verein 1997 von Prof. Volker Diehl. Ziel war es, den krebskranken Patienten an der Uniklinik auch eine psychologische Begleitung zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es rund 900 feste Mitglieder, „weitere Förderer sind herzlich willkommen“, so der Vorstandsvorsitzende Prof. Werner Görg.
„Wenn Eltern erkranken, sind Kinder automatisch mit betroffen“
Ganz am Anfang richtete sich die psychologische Unterstützung nur an Erwachsene. Das Projekt „Kinder krebskranker Eltern“ wurde 2005 gemeinsam mit der Klinik I für Innere Medizin und Prof. Michael Hallek ins Leben gerufen. „Wenn Eltern an Krebs erkranken, sind die Kinder immer automatisch mit betroffen. Eine Krebserkrankung belastet immer die ganze Familie. Deshalb wollen wir Eltern und Kinder gemeinsam unterstützen“, sagt Hildegard Labouvie, Diplom-Psychologin und Geschäftsführerin des Vereins.
Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, haben Kinder und Jugendliche viele Fragen und Sorgen, wollten ihre Eltern in dieser Situation aber nicht unnötig belasten. Umgekehrt sind die erkrankten Eltern oft nicht mehr ausreichend in der Lage, die Sorgen und Nöte ihrer Kinder aufzufangen, weil sie selbst geschwächt und belastet sind. Oft wissen sie auch nicht genau, wie sie mit ihren Kindern über die Krankheit reden können, ohne sie zu sehr zu verängstigen. „All diese Unsicherheiten können dazu führen, dass man in der Familie gar nicht mehr miteinander spricht. Aber nicht sprechen und ein Geheimnis aus der Krankheit machen, wäre eines der schlimmsten Dinge überhaupt“, ist Hildegard Labouvie überzeugt.
Familien entscheiden individuell, wie intensiv die Begleitung ist
Hier kommen die Therapeutinnen und Therapeuten ins Spiel, die beiden Seiten helfen sollen. Sie sprechen zunächst mit den betroffenen Eltern, dann kommen die Kinder zu den Gesprächen dazu oder haben Einzel- oder Gruppensitzungen mit den Psychologen. Zwischendurch gibt es immer wieder Feedback-Gespräche mit den Eltern. Wie lange und wie intensiv die Begleitung ist, entscheiden die Familien individuell.
Welche Sorgen und Fragen besprochen werden, hängt von den Einzelpersonen, aber auch vom Alter der Kinder ab. So fragen sich jüngere Kinder oft, was Krebs überhaupt ist, warum Mama und Papa so lange weg sind und warum ihnen die Haare ausfallen. Manchmal wollen sie auch wissen, ob sie die Krankheit auch bekommen können. Oder sie sorgen sich, dass sie Schuld an der Erkrankung sein könnten, weil sie sich mit den Eltern gestritten haben. Nicht zuletzt wollen Kinder erfahren, ob ihre Eltern wieder gesund werden.
Dürfen Jugendliche weiter feiern gehen oder ist das nicht ok?
Jugendliche Kinder von krebskranken Eltern haben zusätzlich noch andere Sorgen. So wissen sie zum Beispiel nicht, ob sie trotz der Erkrankung eines Elternteils noch Spaß haben und mit ihren Freunden ausgehen dürfen. Mit ihren Alltagssorgen aus Schule oder Freizeit wollen sie die Eltern in dieser Situation ebenfalls nicht belasten. Fast immer wollen sie erfahren, wie die Behandlung genau abläuft und was sie selbst für den erkrankten Elternteil tun können.
Doch nicht nur die Kinder, sondern natürlich auch die betroffenen Eltern haben Fragen. Überfordern sie ihr Kind, wenn sie mit ihm offen über die Krankheit und ihre möglichen Folgen reden? Wie deutlich dürfen sie ihre eigenen Sorgen und Ängste äußern, ohne die Kinder zu verängstigen? Wie viel von dem, was die Ärzte ihnen gesagt haben, sollen sie an die Kinder weiter geben?
Manchmal sind es auch ganz praktische Dinge, die geklärt werden müssen, zum Beispiel, wer die Kinder versorgt, wenn ein Elternteil im Krankenhaus ist und das andere arbeiten muss. Für all diese Fragen finden Betroffene in der Uniklinik Ansprechpartner, entweder bei den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten im Projekt „Kinder krebskranker Eltern“, bei den Psychoonkologen der Klinischen Psychoonkologie oder bei den Beratungskräften der Krebsberatungsstelle. „Hier finden Sie alles auf einem Flur, so ist die Hilfe ganz niedrigschwellig“, macht Hildegard Labouvie Mut.
Kontakt zum Verein Lebenswert an der Uniklinik Köln im CIO-Gebäude (70), Kerpener Str. 62, 50937 Köln, 0221/478-97190, www.vereinlebenswert.de
Spenden:LebensWert e.V. IBAN: DE16 3705 0198 0027 0421 75 BIC: COLSDE33 Sparkasse KölnBonn
Spenden für „Kinder krebskranker Eltern“ Kontoinhaber: Uniklinik Köln IBAN: DE04 3702 0500 0008 1500 00 BIC: BFSWDE33XXX Bank für Sozialwirtschaft Köln Verwendungszweck: PSP-8001-9381-0011
Krebsberatungsstellen in Köln:
LebensWert e.V. an der Uniklinik Köln, CIO-Gebäude (70), 6. Etage, Kerpener Str. 62, 50937 Köln (Lindenthal). Terminvereinbarung: 0221/478-97184 oder info@lebenswert-krebsberatung.de. Es ist nach Absprache auch möglich, sich in einer der genannten Außenstellen beraten zu lassen.
Heilig Geist-Krankenhaus, Graseggerstraße 105, 50737 Köln (Longerich)
St. Franziskus Hospital, Schönsteinstr. 63, 50825 Köln (Ehrenfeld)
St. Elisabeth- Krankenhaus, Werthmannstraße 1, 50935 Köln (Hohenlind)
Diakonie Michaelshoven, Pfarrer-Te-Reh-Str. 1, 50999 Köln (Rodenkirchen)
Pfarrhaus Holweide, Maria-Himmelfahrt-Straße 8, 51067 Köln (Holweide)
Bürgerhaus Kalk, Kalk-Mülheimer-Str. 58, 51103 Köln (Kalk)
Johanneskirche Westhoven, Berliner Straße 5, 51149 Köln (Westhoven)