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Nachhaltig und neuWarum Menstruationsunterhosen erfolgreich sind

Lesezeit 3 Minuten

Die Menstruationsunterhose wird wie normale Unterwäsche getragen.

Mit der Produktion von Unterhosen einmal solch einen Erfolg zu haben, das konnten sich die beiden Firmengründerinnen Kati Ernst und Christine Zeller noch nicht mal in ihren wildesten Träumen vorstellen. Unterhosen, die sie Ooshi nennen, die weder sexy aussehen und schon gar nicht bei den Dessous zu finden sind, sondern einfach nur einer Funktion dienen: Blut aufzufangen – es handelt sich um Menstruationsunterhosen, im englischsprachigen Raum als „period panty“ bekannt.

Genau daher, aus den USA, kannten Zeller und Ernst auch das Produkt der Monatshygiene und adaptierten es, um es mit neunmonatiger Vorlaufszeit in Deutschland auf den Markt zu bringen.

Denn wer möchte klimafeindlich in den USA Unterhosen bestellen, wo es sich um ein solch nachhaltiges Produkt handelt – das nämlich den monatlich in Tonne und Toilette geworfenen Müll vermeidet.

Ooshis sind vielschichtig und mit Membranen ausgestattet, so dass sie in ihrer Saugkraft durchschnittlich drei normale Tampons ersetzen sollen. Doch was heißt „durchschnittlich“ bei einem so individuellen Sujet. „Es kommt natürlich sehr auf die persönliche Menstruationsstärke an, wie lange dann eine Ooshi getragen werden kann“, erklärt Ernst. Konkret: Während einer Periode verliert eine Frau 60 bis 80 Milliliter Blut, was gerade mal ein paar Esslöffeln entspricht. Wenn man die Hose also alleine, ohne zusätzliche Tampons oder Tassen verwendet, braucht man zwei am Tag und sollte sechs Stück haben, da sie rund 24 Stunden trocknen und nicht in den Trockner dürfen. Ist die Hose vollgesaugt, spült man sie unter dem Wasserhahn aus und gibt sie zur restlichen Waschmaschinenladung – so werden sie wieder und wieder und wiederverwendet.

Schmales Produktangebot

Nach den Menstruationstassen scheinen Periodenunterhosen das Produkt der Stunde zu sein, in dieser Woche schafften sie es sogar in die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“. Ernst und Zeller nennen für ihren Erfolg drei Hauptgründe: „Nachhaltigkeit“, zählt Ernst als erstes auf, „weil gerade sehr viele Menschen ihr Konsumverhalten hinterfragen“. Schließlich nennt sie noch Unzufriedenheit mit dem bisherigen Produktangebot und eine Unzufriedenheit, die mehr intellektuell angesiedelt ist: Dass nämlich täglich weltweit Innovationen entstehen, nur das Thema Monatshygiene vorkriegszeitlich behandelt wird.

Im August 2018 gründeten Kristine Zeller und Kati Ernst ihr Start-up-Unternehmen und haben das erste Geld durch Crowdfunding gesammelt, so dass sie die Produktion von 1500 Unterhosen in Auftrag geben konnten. „Die waren sofort weg“, erinnert sich Ernst an die ersten Tage. Seither erweitern sie in der Berliner Firmenzentrale die Produktpalette, spielen mit Farben und bieten nun auch jüngeren Mädchen eine eigene Kollektion an, so dass das Spektrum Beige und Schwarz demnächst von Pink und Mint flankiert wird.

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Den Erfolg in Zahlen auszudrücken geht nur vage, denn konkrete Umsätze nennen Zeller und Ernst nicht. Sie verraten nur so viel: Dass sie sich mittlerweile ein angemessenes Gehalt auszahlen und seit März 2019 einen monatlichen Umsatz in sechsstelliger Höhe haben. „Wir sind kontinuierlich, aber sehr bedacht gewachsen“, sagt Ernst, die lange in Führungsposition bei der Unternehmensberatung McKinsey Mode- und Luxusunternehmen beriet. Auch Zeller ist durchaus vom Fach: Bei Zalando verantwortete sie das Unterwäschesegment.

Bleibt noch zu klären, woher der Name Ooshi eigentlich kommt? Klingt wie Sushi oder Muschi und soll auch genauso ausgesprochen werden, wie Uschi nämlich. Erinnert schwer an dem im Volksmund häufig verwandten Ausdruck für das weibliche primäre Geschlechtsteil? „Ja, das soll es auch“, sagt Ernst. Ein Namens-Kunstprodukt, das der weiblichen Vulva thematisch wie räumlich sehr nahe steht.