Neue ErkenntnisseParacetamol macht gleichgültig

Umstrittenes Schmerzmittel: Die Einnahme von Paracetamol dämpft einer neuen Studie zufolge nicht nur Schmerzen, sondern auch Gefühle.
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Paracetamol soll Schmerzen, Fieber und Erkältungsbeschwerden lindern. Neben Ibuprofen und Präparaten mit Acetylsalicylsäure - wie Aspirin - gehört es zu den weltweit gebräuchlichsten Schmerzmitteln. Das fiebersenkende Medikament steht auf der „Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation“ und wird sogar Schwangeren verordnet. Einer neue Studie zufolge dämpft Paracetamol jedoch nicht nur Schmerzen, sondern auch Emotionen - und zwar positive wie negative. Die Psychologen von der Ohio State University veröffentlichten ihre neuen Erkenntnisse kürzlich im Fachjournal „Psychological Science“.
„Sozialer Schmerz“ wird gemindert
Dass Paracetamol auch negative Emotionen durch Kränkungen oder Beleidigungen, sogenannten „sozialen Schmerz“, mindert, hatten Wissenschaftler bereits 2010 herausgefunden. Dafür, dass es auch positive Gefühle dämpft, gab es bislang jedoch noch keinen Beleg. Den lieferte jetzt das Team um Andrew Luttrell, indem die Forscher 82 Studenten zunächst Paracetamol oder ein Placebo verabreichten. Danach zeigten sie den Probanden 40 Bilder, die in der Regel beim Betrachter Emotionen auslösen, etwa Fotos von unterernährten oder lachenden Kindern.
Paracetamol dämpft positive und negative Gefühle
Zunächst sollten die Probanden die Motive auf einer Skala von + 5 (sehr positiv) bis -5 (sehr negativ) bewerten. In einer zweiten Runde sollten die Teilnehmer erklären, wie sehr die Bilder emotionale Reaktionen bei ihnen auslösten, wobei 0 gar keine oder eine sehr geringe Gefühlsregung bedeutete und 10 eine extreme emotionale Reaktion. Das Ergebnis: Die Probanden, die Paracetamol eingenommen hatten, zeigten sich weniger berührt von den Bildern, im positiven wie im negativen Sinn.
Die Unterschiede waren allerdings nicht eklatant: Die emotionale Reaktion der Studenten, die das Placebo eingenommen hatten, lag durchschnittlich bei 6.76 Punkten. Dagegen maß der Durchschnittswert bei den Probanden, die Paracetamol verabreicht bekommen hatten, 5,85.
Keine strikte Trennung von psychischen und körperlichen Schmerzen
Schon in der Studie von 2010 veranschaulichten Wissenschaftler, dass eine strikte Trennung von psychischen und körperlichen Schmerzen nicht möglich ist. Genau in der Hirnregion, die für negative Emotionen zuständig ist, werden demnach auch körperliche Schmerzen verarbeitet. In ihrem Experiment war gerade nach der Einnahme von Paracetamol dieser Teil des Gehirns weniger aktiv.
Folgestudien sollen nun klären, ob Ibuprofen und Aspirin einen ähnlichen Gefühle dämpfenden Effekt haben wie Paracetamol. Schmerzmittel stehen wegen möglicher Nebenwirkungen immer wieder in der Kritik: So soll Paracetamol etwa Herzinfarkte begünstigen, Aspirin und Ibuprofen, die im Gegensatz zu Paracetamol auch entzündungshemmend wirken, können Geschwüre und Blutungen auslösen. (rer)