Neurologe zu AlzheimerSymptome brechen etwa 20 Jahre nach Beginn der Krankheit aus
- Bei Alzheimer ist eine zuverlässige und frühe Diagnose wichtig – um den Verlauf zu verändern und andere Erkrankungen auszuschließen.
- Bekannt ist auch, dass die Krankheit „wandert“ – von einem Teil des Gehirns zum nächsten. Das erklärt den typischen Verlauf: Zunächst fällt das Kurzzeitgedächtnis aus, später das Langzeitgedächtnis.
- Aber nicht jede Vergesslichkeit ist gleich Alzheimer. Neurologische Praxen sind voller verunsicherter Menschen, die Angst vor der Krankheit haben – meist aber zu Unrecht.
Morbus Alzheimer ist eine schwierige Krankheit. Der Kern des Problems zeigt sich in einer einzigen Zahl: Wenn die Symptome ausbrechen, wenn die Vergesslichkeit offensichtlich wird – dann liegt der eigentliche Beginn der Krankheit schon etwa 20 Jahre zurück!
Und genau deshalb ist es so überaus schwierig, die Ursache der Krankheit zu finden und damit eine wirksame Behandlung zu entwickeln: Einfach weil die ersten Veränderungen, die man möglicherweise behandeln oder verhindern könnte, schon vor Jahrzehnten stattgefunden haben.
Eine wandernde Krankheit
Was man weiß: Im Gehirn der Betroffenen lagern sich mehrere „falsche“ Proteine ab. Außerdem sinkt die Aktivität der Nervenzellen in bestimmten Regionen des Gehirns. Beides passiert schon viele Jahre, bevor die ersten Symptome sichtbar werden.
Bekannt ist auch, dass die Krankheit „wandert“ – von einem Teil des Gehirns zum nächsten. Das erklärt den typischen Verlauf: Zunächst fällt das Kurzzeitgedächtnis aus, später das Langzeitgedächtnis. Aber nicht jede Vergesslichkeit ist gleich Alzheimer.
Die neurologische Praxis ist voller verunsicherter Menschen, die Angst vor der Krankheit haben – meist aber zu Unrecht! Gegen die quälende Unsicherheit wäre es wichtig, die Krankheit zu diagnostizieren. Und dafür gibt es endlich ein paar Ansätze: Man kann bestimmte Stoffe radioaktiv markieren, spritzen und dann im Gehirn nachweisen (noch sehr teuer und sehr grob).
Oder man untersucht das Nervenwasser, das Rückenmark und Gehirn umspült (bei der Entnahme unangenehm). Noch sind beide Untersuchungen fehleranfällig.
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Außerdem gibt es die Möglichkeit, den Patienten einfach in die Augen zu schauen. Der Gedanke dahinter: Die Netzhaut ist biologisch ein Teil des Gehirns. Verändert sich das Gehirn, wie bei Alzheimer, müsste sich auch die Netzhaut verändern. Tatsächlich tut sie das auch. Mit einer speziellen Technik suchen die Forscher nach typischen Veränderungen: weniger Blutgefäße in der Netzhaut, eine dünnere Nervenschicht, Ablagerungen.
Aber auch diese Veränderungen sind (noch) nicht ausreichend zuverlässig. Eine weitere Chance: Im Blut lassen sich speziell aktivierbare Immunzellen nachweisen – und damit auch die Krankheit. Es sieht so aus, als ließe sich der Morbus Alzheimer schon bald zuverlässig diagnostizieren. Zuverlässiger jedenfalls als bisher, wo wir noch auf Befragungen und schriftliche Tests angewiesen sind.
Andere Krankheiten ausschließen
Eine zuverlässige, möglichst frühe Diagnose ist nicht nur wichtig, um verunsicherte Patienten zu beruhigen. Mit ihrer Hilfe kann man auch andere Krankheiten ausschließen, die ähnliche Symptome aufweisen und das Gedächtnis beeinträchtigen: Dazu zählt etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder auch die Nebenwirkungen von einigen Medikamenten.
Und wenn es sich dann doch um Alzheimer handelt, kann man den Verlauf der Krankheit verändern. Etwa durch Stressreduktion, Gedächtnistraining, Bewegung, soziale Kontakte – Faktoren, die simpel klingen und dabei trotzdem erstaunlich wirksam sind.